Im ersten Länderspiel 2003 musste die deutsche Auswahl beim Dritten der aktuellen FIFA-Weltrangliste Spanien auf seinen erkrankten Spielgestalter Michael Ballack ebenso verzichten, wie auf den Strategen im Zentralbereich Didi Hamann, der nach längerer Verletzungspause erst noch Spielpraxis im Verein sammeln muss. Auch Dortmunds an Grippe erkrankter Thorsten Frings stand kurzfristig für den Härtetest im deutschen Urlauberparadies nicht zur Verfügung. Dafür feierte mit dem Wolfsburger Tobias Rau der 17. Neuling in der Ära Völler von Beginn an sein Debüt.
Nach verhaltenem Beginn beider Teams setzte die deutsche Elf das erste Ausrufezeichen. Ein Schuss von Bobic konnte von Puyol gerade noch abgeblockt werden. Den abgewehrten Ball köpfte Ramelow in den Lauf von Klose, der aber den Ball an einem toll reagierenden Casillas im spanischen Tor nicht vorbei brachte (9.).
Spanien übernahm danach die Initiative gegen die in einem 4-4-2-System auftretende Völler-Elf. Die deutsche Auswahl stand aber in der Abwehr um die beiden Dortmunder Innenverteidiger Metzelder und Wörns sicher und ließ kaum nennenswerte Chancen der Gastgeber zu. Es dauerte bis zur 29. Minute, ehe Cesar nach einer Ecke mit einem Kopfball wenige Zentimeter neben das deutsche Tor erstmals wirklich für Gefahr sorgte. Nur zwei Minuten später zeigte dann Raul seine große Klasse. Der Stürmer von Real Madrid nahm einen weiten Pass von Baraja geschickt mit dem Außenrist an, ließ Metzelder ins Leere laufen und vollendete mit einem Schuss aus der Drehung ins rechte untere Eck. Kahn hatte bei diesem Gegentreffer von Raul, der sein 30. Tor im Nationaldress erzielte und damit Länderspiel-Rekordtorschütze ist, keine Abwehrmöglichkeit.
Nur wenig später hätte Diego Tristan für die Elf von Inaki Saez erhöhen können, doch der Stürmer von Deportivo La Coruña konnte, nachdem er Metzelder im Strafraum ausgetanzt hatte, im letzten Moment noch von Wörns gestoppt werden. In einer Phase, in der das deutsche Team sich mehr und mehr der spanischen Spielkunst beugen musste, fiel überraschend der Ausgleich. Nach einer Ecke von Schneider köpfte Wörns wuchtig auf das Tor der Spanier, Jeremies und Bobic gaben dem Leder dann die richtige Richtung - und es stand 1:1 (38.). Mit diesem Ergebnis ging es dann auch in die Kabinen.
Nach dem Wechsel hatte die deutsche Elf Anlaufschwierigkeiten und mühte sich vergeblich, den Ball kontrolliert in die vorderen Regionen zu spielen. Spanien mit Übergewicht im Mittelfeld, aber auch den Iberern fehlte zunächst der zündende Gedanke. Immer wieder wurde Raul gesucht, der auch in der 55. Minute nach einer langen Flanke von Joaquin die nächste Möglichkeit hatte. Doch der Volleyschuss des Torjägers der Spanier ging über das deutsche Tor.
Die DFB-Auswahl weiter mit leichten Problemen, auch, weil die Defensive verletzungsbedingt zwei Mal umgestellt werden musste. Debütant Rau musste ebenso verletzt raus, wie sein Ersatz Frank Baumann. Benjamin Lauth von 1860 feierte nach 59 Minuten seinen Einstand für Deutschland und hatte nur fünf Minuten später seine erste starke Szene. Spaniens Torwart Casillas konnte den Schuss des Stürmers auf den kurzen Pfosten gerade noch zur Ecke klären.
Die Völler-Elf schien langsam wieder ins Spiel zu kommen und hatte durch Jeremies zwei gute Möglichkeiten: Erst zirkelte der Mittelfeldspieler den Ball von der Mittellinie aus an die Latte, kurz danach scheiterte er ebenfalls mit einem Distanzschuss nur knapp. Doch damit war es schon wieder vorbei mit dem deutschen Offensivdrang, Spanien übernahm wieder das Geschehen. Die Mannschaft von Inaki Saez wurde für ihre Bemühungen in der 77. Minute belohnt. Nach einem Foul von Wörns im Strafraum an Raul, ließ sich der Gefoulte die Chance nicht nehmen und verwandelte sicher zum 2:1. Nur wenig später die Endscheidung: Einen Pass in die Tiefe fälschte ein deutscher Abwehrspieler unglücklich in den Lauf von Guti ab, der Kahn mit einem Schuss ins linke untere Eck das Nachsehen gab (82.).
Die deutsche Elf zog beim Härtetest in Spanien am Ende verdient den Kürzeren. Über weite Strecken des Spiels agierte die Völler-Elf zwar engagiert, war aber vor allem in der Offensive zu harmlos. Die Iberer bestraften die Fehler in der deutschen Hintermannschaft zudem gnadenlos.