Fernando Hierro, Spaniens aufgerückter Nationaltrainer nach dem Aus von Julen Lopetegui , nahm für das Gruppenfinale im Vergleich zum hart erarbeiteten 1:0-Erfolg gegen den Iran lediglich einen Wechsel vor: Bayerns Thiago kam für Real-Flügelflitzer Vazquez in die Mannschaft.
Marokkos Coach Hervé Renard, den mit seinen Schützlingen trotz zweier ansprechender Leistungen mit dem jüngsten 0:1 gegen Europameister Portugal das vorzeitige Aus ereilt hatte, nahm ebenfalls nur eine Veränderung vor: Saiss rückte für Anführer Benatia in die Innenverteidigung.
Der Favorit von der iberischen Halbinsel begann im 4-2-3-1-System, das die Marokkaner ihrerseits spiegelten. Der Außenseiter hatte nichts zu verschenken und brachte vom Start weg ordentlich Feuer in die Zweikämpfe. Auf spielerische Glanzpunkte mussten die Fans in der Anfangsviertelstunde verzichten - und doch führte plötzlich Marokko: Ein Missverständnis zwischen Iniesta und Kapitän Sergio Ramos brachte Boutaib ins Spiel, der alleine auf de Gea zulief und diesen dann auch noch tunnelte (14.).
Boutaib verpasst den Doppelpack
Hierro schüttelte am Seitenrand ungläubig mit dem Kopf, doch seine Spieler behielten den Kopf oben: Iniesta bewies im Strafraum Übersicht, nach seinem Zuspiel auf Isco nagelte der Real-Profi das Leder aus fünf Metern unter die Latte - 1:1 (19.). Hinten blieb die Furia Roja allerdings anfällig, weswegen Boutaib sechs Minuten nach dem Ausgleich schon wieder alleine auf de Gea zulief. Diesmal gewann allerdings der Schlussmann von Manchester United das direkte Duell. Erst Sekunden vor der Pause meldete sich der Weltmeister von 2010 nochmal an: Diego Costa fehlten bei der Hereingabe von Iniesta nur Zentimeter (45.+2).
Amrabat testet das Gebälk
Gruppe B - 3. Spieltag
Auch nach dem Seitenwechsel mussten die Iberer schnell zwei Schock-Momente überstehen: De Gea rettete erst einen Wimpernschlag vor dem völligen freien Boussoufa (50.), ehe Nordin Amrabat das Leder unbedrängt ans linke Lattenkreuz nagelte (55.). Spanien brauchte über eine Viertelstunde, um wieder ernsthafte Torgefahr auszustrahlen: Saiss kratzte einen Isco-Kopfball von der Linie (62.), beim folgenden Eckball platzierte Piqué seinen Kopfball nur Zentimeter neben den linken Pfosten (63.).
Zwei Joker träumen von der Sensation
Weil Spanien so langsam die Zeit davonlief, griff Hierro von außen ein und brachte mit Aspas und Asensio zwei frische Offensivkräfte (74.). Wirkung zeigte das allerdings vorerst nicht. Im Gegenteil: Fajr hob den Eckball von rechts gefühlvoll in die Mitte, wo En-Nesyri wuchtig ins rechte obere Eck einköpfte - 2:1 (81.). Nach der Co-Produktion der beiden Joker lag die Sensation in der Luft.
Die marokkanischen Fans hatten längst die Party gestartet - doch sie hatten nicht mit Aspas gerechnet, der eine Flanke von Carvajal ganz spät noch mit der Hacke ins lange Eck verlängerte. Der Videobeweis zeigte: Das Tor zum 2:2 war regulär (90.+1). Dabei blieb es auch, weswegen sich der Blick auf das Parallelspiel zwischen Portugal und dem Iran richtete.
Schnell war die Ausgangslage für die bevorstehenden Achtelfinals klar: Die Gruppe B schließt Spanien aufgrund des 1:1 im Parallelspiel als Erster ab - und trifft damit im Moskauer Luschniki-Stadion am kommenden Sonntag (16 Uhr) auf Gastgeber Russland, den Zweiten der Staffel A.