Bundesliga (D)

Steinhaus-Webb: Fußball "bildet Gesellschaft nicht mehr ab"

Fußball "bildet die Gesellschaft nicht mehr ab"

Steinhaus-Webbs DFB-Kritik: '"Mir fehlte eine Vision"

Ihr fehlt die Zukunftsvision beim DFB: Bibiana Steinhaus-Webb.

Ihr fehlt die Zukunftsvision beim DFB: Bibiana Steinhaus-Webb.

Wie der kicker bereits berichtete, wechselte die ehemalige Top-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb vom DFB zu der englischen Schiedsrichtervereinigung. In Deutschland pfiff sie über 25 Jahre auf dem Feld, bevor sie zuletzt ihrer Tätigkeit im Video-Assist-Center nachging. Als erste Frau leitete sie zwischen 2017 und 2020 Partien in der Männer-Bundesliga. 

Im SID-Interview beschrieb sie das als eine sehr spannende Zeit, nun eröffnete sich ihr allerdings in England die Möglichkeit, als "Women's Select Group Director" die englischen Unparteiischen bei der Entwicklung zu unterstützen. Steinhaus-Webb meinte, es sei kein Geheimnis, dass sie sich für Diversität im Fußball sowie mehr Frauen in Führung einsetze. Deshalb empfinde sie es als "großartige Chance", einen solchen Prozess aktiv mitgestalten zu dürfen.

Mir fehlte eine Vision davon, was wir in Zukunft gemeinsam anstreben.

Bibiana Steinhaus-Webb

Die 42-Jährige sei ein Kind des DFB, wo sie mit wundervollen Menschen zusammengearbeitet hätte. Jedoch gab es Hürden: "Mir fehlte eine Vision davon, was wir in Zukunft gemeinsam anstreben. Der englische Verband hatte dazu eine ganz konkrete Idee und gibt mir die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen für etwas, was mir extrem am Herzen liegt, nämlich die strukturelle Weiterentwicklung des Schiedsrichterwesens auch im Frauenfußball. Es ist ein klares Bekenntnis zu mir und zur Stärkung von Frauen innerhalb des Verbandes."

Ihr Anliegen wurde zuletzt schon durch ihr Engagement in der Initiative 'Fußball kann mehr' deutlich. Diese Aktion solle dazu beitragen, wieder mehr junge Menschen für den Fußball zu begeistern. Der Sport hätte eine unglaubliche Kraft, Menschen aus allen Nationen und Gesellschaftsbereichen zusammen zu bringen. Der Fußball nutze seine gesellschaftliche Rolle hingegen nicht ausreichend, da er "die Gesellschaft nicht mehr abbildet". Die Bewegung wolle sich den Fragen bezüglich mehr Diversität, Frauen in Führung sowie Zukunftsfähigkeit der Branche annehmen.

Angst vor Veränderung

'Fußball kann mehr' erfuhr auch Widerstand. Es hätte von Spitzenfunktionären des DFB Interventionen auf Bibiana Steinhaus-Webbs Teilnahme an der Initiative gegeben, die sie in einen Konflikt gebracht hätten. Die Pionierin gab preis, sie hätte in Teilbereichen den Eindruck, dass es im deutschen Fußball eine Angst vor neuen Ansätzen und Veränderung gibt. Daraus entstehe selten etwas Gutes. Um zukunftsfähig zu sein, brauche es eine klare Analyse der aktuellen Probleme und Offenheit für neue Wege. 

Dennoch hätte sie auch Fortschritte festgestellt. Mit Donata Hopfen führe eine kompetente Frau die Deutsche Fußball Liga und an der Managerausbildung von DFB und DFL würden immerhin vier Frauen teilnehmen, zwei Stellen wurden ausschließlich für Bewerberinnen festgelegt. "Das ist ein Riesenschritt und nur ein weiteres Beispiel dafür, wie viele fachkundige Frauen bereit sind, Führungspositionen im Fußball zu übernehmen", betont die Ex-Schiedsrichterin.

Auf die Frage, ob sich Steinhaus-Webb vorstellen könne, irgendwann in der Zukunft doch nochmal ein Amt beim DFB zu übernehmen, antwortete sie, sie könne es sich immer vorstellen, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die den Fußball positiv gestalten wollen. Dennoch wird sie zunächst für die Schiedsrichtervereinigung PGMOL in England tätig sein.

kon/sid