Bundesliga

Strauss im Gespräch: "Da können wir ruhig noch etwas schmutziger werden"

Blau-Weiß-Linz-Kapitän spricht vor dem Derby

Strauss im Gespräch: "Da können wir ruhig noch etwas schmutziger werden"

Fabio Strauss ist von der Entwicklung des Teams angetan.

Fabio Strauss ist von der Entwicklung des Teams angetan. GEPA pictures

Die 2:3-Niederlage gegen den TSV Hartberg war für Blau-Weiß Linz wie ein schlechtes Déjà-vu. Holte man im Hinspiel noch einen Zwei-Tore-Vorsprung des Gegners auf, musste man sich dieses Mal trotz eigenem Zwei-Tore-Vorsprung schlussendlich doch noch geschlagen geben. Ein Rückschritt? "Nein, als Rückschritt würde ich das nicht bezeichnen", winkt Kapitän Fabio Strauss im Gespräch mit dem kicker ab. "Es war natürlich extrem bitter. Wenn du 2:0 führst, willst du zumindest einen Punkt mitnehmen, aber Hartberg ist sehr gut drauf zurzeit und der Knackpunkt war das 1:2 vor der Halbzeitpause. Es war trotzdem eine gute Leistung von uns, aber wir haben uns einfach am Ende zu weit reindrücken lassen. Da brauchen wir mehr Entlastung, damit man in solchen Spielen auch etwas mitnimmt."

Bundesliga - 13. Spieltag

Mit einem Auswärtssieg hätten die Linzer einen großen Schritt im Abstiegskampf machen können und Tabellenschlusslicht Austria Lustenau bereits nach 13 Spieltagen auf 13 Zähler distanzieren können. So findet man sich aktuell weiter auf Platz zehn wieder, nimmt aus dem Nackenschlag gegen Hartberg aber wichtige Erkenntnisse für die kommenden Aufgaben mit. "Es fehlt uns in ein paar Situationen die Abgebrühtheit, dass wir ein taktisches Foul machen oder den Ball mal ins Out schießen. Da können wir ruhig noch etwas schmutziger werden. Wir haben uns über die Saison immer weiterentwickelt und können auch hier daraus lernen", sagt Strauss.

Positive Entwicklung macht Mut

Nach einem misslungenen Saisonstart mit vier Niederlagen und einem Remis aus den ersten fünf Ligapartien, haben sich die Oberösterreicher aber mittlerweile gut in der Bundesliga eingefunden und Stabilität in ihr eigenes Spiel gebracht. In den vergangenen acht Ligaspielen musste man sich lediglich zweimal geschlagen geben und holte in diesem Zeitraum drei Siege, darunter der Überraschungserfolg auswärts in Salzburg. Strauss macht die Entwicklung seines Teams Mut: "Jetzt hat man das Gefühl, dass wir gegen jeden Gegner eine Chance haben. Die Spiele sind extrem knapp beisammen. Das gibt extrem viel Zuversicht, weil sich jeder gut weiterentwickelt durch die Bundesligaerfahrung und es zeigt, dass wir einen guten Kader haben. Das stimmt mich zuversichtlich, dass wir die Saison recht erfolgreich gestalten werden."

Die positive Entwicklung des Aufsteigers ist auch anhand der Offensive zu sehen. In den letzten beiden Ligaspielen konnte man vier Treffer erzielen, genauso viele wie in den sieben Partien davor. "Wir haben jetzt gegen jeden Gegner einmal gespielt und haben ein gewisses Gefühl bekommen, wie sie ihre Spiele aufziehen. Das macht es leichter", erklärt Strauss und betont: "Wir versuchen, auch mehr im Ballbesitz zu machen und unsere Umschaltmomente besser zu nützen. Das haben wir in den vergangenen Spielen sehr gut gemacht, dass wir die Angriffe richtig gut fertig gespielt haben. Das ist Unterschied zum Beginn der Saison. Jetzt verteidigen wir besser, sind dadurch mehr im Ballbesitz und können dadurch mehr Angriffe nach vorne starten."

Mit 15 erzielten Treffern liegt man in der ligainternen Rangliste aktuell auf Platz acht und hat sich mit den vergangenen beiden Spiele durchaus hochgearbeitet. Deutlich weniger erfreulich fällt allerdings der Blick auf die Defensivstatistik aus. Mit 26 Gegentoren hat man nach Schlusslicht Austria Lustenau (29) und der Vorletzten WSG Tirol (27) die drittmeisten kassiert. Ein Umstand, der dem Kapitän und Abwehrchef ebenso missfällt: "Man schaut jetzt nicht so auf die Statistik. Es war aber zu erwarten, dass wir mehr Tore kriegen als im letzten Jahr. Man muss halt aufpassen, dass man nicht unter die Räder gerät, wie es uns am Anfang gegen Sturm oder Rapid passiert ist. Da dürfen wir nicht zu viel riskieren und nicht komplett hinten aufmachen, sondern müssen trotzdem kompakt bleiben und auf die ein, zwei Chancen warten und die dann nutzen. Da war es wichtig, dass wir etwas geduldiger werden."

Lob für den Fan-Support

Laut Strauss gibt es noch ein paar Dinge, die man in dieser Hinsicht unbedingt verbessern muss: "Wir müssen schauen, dass wir nach Gegentoren weiter Ruhe bewahren und hinten weiter gut stehen. Wenn wir wieder die Sicherheit gefunden haben, können wir auch nach vorne angreifen. Wir wollen da einfach nach Gegentreffer noch stabiler werden."

Strauss selbst fühlt sich dabei in der Rolle des Kapitäns wohl, nachdem er vor drei Jahren die Bundesliga nach einem unschönen Abschied von der Admira verließ und nun wieder zugekehrt ist: "Es macht extrem viel Spaß in Linz und ist für mich wirklich eine feine Sache, weil ich das aus der Vergangenheit auch schon anders kenne. Mit den beiden Meistertitel in der 2. Liga, dem Aufstieg, dem neuen Stadion und allem drumherum ist es bislang einfach sehr gut gerannt. Ich hätte auch nicht damit gerechnet, dass es so erfolgreich läuft, aber ich bin einfach froh, im Team Verantwortung zu übernehmen und mit Leistungen voranzugehen."

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Top sind die Linzer auch, was den Fan-Support betrifft. Mit 4900 Zuschauern im Schnitt ist das Hofmann Personal Stadion stets gut besucht und sorgt auch bei den Spielern für große Augen. "Das ist ein Wahnsinn. Wir haben natürlich alle gehofft, dass das Stadion gefühlt immer ausverkauft ist, aber dass es wirklich so ist, ist großartig. Es ist ein riesiges Fanpotential in Linz da und die Unterstützung ist einfach extrem geil. Die Fans machen eine super Stimmung und beim Heimsieg gegen WAC hat man es so richtig gemerkt, wo uns das gesamte Stadion nochmal gepusht hat und wir dadurch den Sieg geholt haben", lobt Strauss die stetige Unterstützung seitens der Anhänger.

Bundesliga - 14. Spieltag

Damit hofft man auch im kommenden Derby gegen den LASK ein Feuerwerk zu zünden. Mit einem Heimsieg würde das Stadion ordentlich in Ekstase versetzt werden. "Da wäre die Stimmung nochmal eins drüber. (lacht) Wir freuen uns alle richtig drauf und es wird sicher brennen im Stadion. Das wird ein richtiges Highlight", so Strauss, der sein Team im Duell gegen den gerade sehr erfolgreichen Stadtrivalen nicht chancenlos sieht: "Es ist ein besonderes Spiel, aber wir werden versuchen, unsere Leistung zu bringen und das Spiel zu spielen, was uns stark macht. Dann hoffen wir, dass wir ein positives Ergebnis einfahren. Der LASK ist momentan extrem gut drauf und kommt mit viel Selbstvertrauen her, aber wir haben auch in den letzten Spielen gute Phasen gehabt und haben genügend Selbstvertrauen. Da brauchen wir uns nicht verstecken. Es wird eine schwierige Partie und wir werden versuchen, dass wir in der Außenseiterrolle mit unseren Fans im Rücken etwas reißen können."

Maximilian Augustin