VfB-Trainer Christian Gross reagierte auf das jüngste 1:2 in Freiburg mit einem personellen Wechsel: Boka bekam für den schwächelnden Molinaro auf der linken Abwehrseite eine Chance. Kapitän Delpierre saß nach viermonatiger Verletzungspause immerhin auf der Bank. Auf Seiten der Young Boys, die als Vizemeister schwach in die Schweizer Super League starteten, musste Coach Vladimir Petkovic in David Degen, Zwillingsbruder des ebenfalls fehlenden Stuttgarter Neuzugangs Philipp, und Lulic zwei gesperrte Akteure ersetzen. Auch Dudar musste passen, nachdem beim Argentinier nach dessen fürchterlichem Zusammenprall beim 2:2 gegen den FC Basel am Sonntag eine Gehirnerschütterung und ein Nasenbeinbruch diagnostiziert wurde. Der Ex-Frankfurter Spycher, dessen Frau ein Kind erwartet, konnte dagegen auflaufen.
Nach drei Auftaktniederlagen in der Bundesliga hatte der VfB gerade vor eigenem Publikum etwas gutzumachen, und genauso gingen die Schwaben auf der Baustelle Stuttgart die Partie auch an: Die Hausherren waren von Beginn an darum bemüht, Druck aufzubauen. Auch wenn es beim finalen Pass oft haperte, hatten Cacau (7.) und Gentner (12.) jeweils aus spitzem Winkel erste Chancen - das verdiente 1:0 ließ nicht mehr lange auf sich warten: Pogrebnyak wurde am Sechzehnerrand von Nef festgehalten, es gab zu Recht Elfmeter. Ersatzkapitän Cacau, der am ersten Bundesliga-Spieltag in Mainz (0:2) noch verschossen hatte, übernahm erneut die Verantwortung und zitterte die Kugel rein, Wölfli hatte die Hände noch dran (23.).
Die Young Boys hielten sich offensiv lange zurück, lediglich Costanzos Standards brachten hin und wieder Gefahr. Ansonsten stand die viel gescholtene VfB-Viererkette auch ohne Delpierre weitgehend sicher. Und vorne zeigte sich insbesondere die linke Seite um Boka und Didavi sehr bemüht, keine Überraschung, dass Didavi per Distanzschuss die nächste gute Chance hatte - Wölfli parierte (37.). Die Halbzeitführung ging absolut in Ordnung, wenngleich der VfB vorne häufig nicht zielstrebig genug agierte.
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Die noch vor dem Pausenpfiff gezeigte Dominanz ließ die Gross-Elf zwar nach dem Seitenwechsel zunehmend vermissen, trotzdem gehörte den Gastgebern die erste hochkarätige Möglichkeit nach Wiederbeginn: Pogrebnyak, von Cacau stark eingesetzt, legte den Ball im Eins-gegen-eins mit Wölfli ganz knapp am rechten Pfosten vorbei (52.). Doch das sollte sich nicht rächen, vielmehr markierte Gentner sieben Minuten später das 2:0: Cacau, der sich mit viel Durchsetzungswillen auf der rechten Seite behauptet hatte, legte dem alleingelassenen Rückkehrer mustergültig auf, und der zimmerte das Leder aus elf Metern punktgenau ins obere Eck. Und wenig später traf Camoranesi aus ganz spitzem Winkel auch noch den Außenpfosten (62.).
Die Gäste blieben harmlos. Nefs Distanzschuss, den Ulreich im Flug parierte (67.), war Berns bis dato gefährlichste Aktion, ansonsten stimmte diesmal das Zweikampfverhalten der Stuttgarter Hintermannschaft. Auf der anderen Seite hätte der Sekunden zuvor eingewechselte Harnik nach schöner Einzelaktion fast weiter erhöht (70.). Auch Camoranesi ließ im Privatduell mit Wölfli zwei dicke Chancen liegen (76.). Bei den Young Boys blieb in der Schlussphase meist nur der Keeper auf der Höhe, auch gegen Harnik parierte der Kapitän stark (86.) - einer überwand Wölfli aber in der Nachspielzeit doch noch: Nach einer kurz ausgeführten Ecke drückte Tasci die Kugel am Fünfer über die Linie (90.+1).
Ob der vollkommen verdiente Erfolg die von Gross erhoffte "Signalwirkung" hat, wird sich am Samstag (15.30 Uhr) zeigen, wenn Borussia Mönchengladbach in Stuttgart vorstellig wird. In der Europa League geht es in zwei Wochen in Dänemark bei Odense BK weiter. Die Young Boys, die national am Wochenende in der ersten Schweizer-Cup-Runde beim FC Spiez antreten, bekommen es dann daheim mit dem FC Getafe zu tun - und müssen sich vor allem offensiv steigern.