Bundesliga

Stuttgart-Reporter Moissidis zu Neo-Austria-Coach Wimmer: "Sein Fußball ist immer sehr offensiv und um Attraktivität bemüht"

Neuer Cheftrainer beim Wiener Bundesligisten

Stuttgart-Reporter Moissidis zu Neo-Austria-Coach Wimmer: "Sein Fußball ist immer sehr offensiv und um Attraktivität bemüht"

Michael Wimmer beim Training mit der Austria.

Michael Wimmer beim Training mit der Austria. GEPA pictures

Mit Michael Wimmer zauberte die Wiener Austria einen Cheftrainer aus dem Hut, den wohl nur wenige als Kandidaten auf dem Schirm hatten. Im vergangenen Herbst konnte er nach der Freistellung von Pellegrino Matarazzo als Interimstrainer beim VfB Stuttgart erstmals Erfahrung an vorderster Stelle sammeln und mit vier Siegen in sieben Pflichtspielen für etwas Ruhe beim weiterhin abstiegsbedrohten Bundesligaklub aus Deutschland sorgen. Für eine Festanstellung als Chefcoach bei den Schwaben reichte es aber nicht, diese Chance erhält er nun Wien bei der Austria.

Keine klare Linie in Stuttgart

Dort will man weg vom behutsamen Ballbesitzfußball, den man unter Ex-Coach Schmid praktizierte und hin zu einem proaktiven Spiel mit hoher Intensität. kicker-Reporter und Stuttgart-Experte Georgios Moissidis erklärt auf Nachfrage, dass Wimmers kurze Zeit als Cheftrainer nur einen kleinen Einblick darüber gegeben hat, wie der zukünftige Spielstil des 42-Jährigen aussehen wird: "Für welchen Fußball er konkret steht, ist nach nur sieben Spielen schwer zu beantworten. Letztlich hat er nicht sehr viel anders als sein Vorgänger gemacht. Der Kader und die Mannschaft war fix, da waren keine große Überraschungen möglich. Er konnte nicht wahnsinnig viel Neues machen."

Allerdings betont Moissidis, dass man durchaus einen mutigen Offensivfußball erwarten darf, wenngleich eine klare Handschrift des Trainers erst in den nächsten Monaten erkennbar sein wird: "Wimmer hat in Stuttgart immer versucht, Tempofußball spielen zu lassen. Allerdings keinen Umschaltfußball, sondern auf Ballbesitz basierend. Er hat die Mannschaft flexibel angepasst. Um eine eigene Handschrift sichtbar zu machen, braucht ein Trainer aber etwas mehr Zeit und nach Möglichkeit auch das Personal, das zu seinen Vorstellungen passt. Das war in Stuttgart logischerweise nicht möglich.“

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Die zukünftige Ausrichtung seines Spiels wird dabei vor allem auch vom vorhandenen Spielermaterial abhängig sein: "Das ist die Basis. Wimmers Fußballs ist immer sehr offensiv und um Attraktivität bemüht. Weniger mit hohen, langen Bällen, dafür mit Spielverlagerungen und tiefen Läufen. Die Mannschaft hat das mal besser und mal schlechter umgesetzt." Die Verantwortlichen der Wiener Austria sind jedenfalls nicht müde zu betonen, dass sie von der Qualität im Kader überzeugt sind, diese Ideen umsetzen zu können.

Mit vier Siegen aus den sieben Partien erfüllte Wimmer seine Aufgabe als Stabilisator in Stuttgart jedenfalls. Mit neun erzielten und 13 erhaltenen Toren gab es dabei auch durchaus Offensivspektakel wie beim 6:0-Sieg im DFB-Pokal gegen Arminia Bielefeld oder beim 4:1 gegen den VfL Bochum zu begutachten. Moissidis bremst dahingehend aber die Erwartungen: "Man sollte vorsichtig sein. Das 6:0 gelang gegen eine desolate Arminia, die nicht grundlos im Tabellenkeller der 2. Liga stand. Es war jetzt nicht so, dass der VfB einen Gegner auf Augenhöhe in Grund und Boden gespielt hat. Dennoch war zu sehen, dass die Mannschaft in diesen Spielen nicht abgewartet hat, sondern versucht hat, das Spiel zu beherrschen."

Guter Draht zur Mannschaft

"Für Wimmer gilt, was für fast alle Trainer gilt: Eine attraktive Spielweise wird sicher die Prämisse sein, aber um diese umsetzen zu können, wird letztlich die Kaderqualität ausschlaggebend sein. Was man will ist das Eine, was man wirklich umsetzen kann, ist das Andere. Ziel war es in der kurzen Zeit einfach maximal Punkte zu holen. Da war wenig Platz für Feinheiten. Vieles lief auch über die Emotionen. Hier hat er die Mannschaft sicher neu erreicht und motiviert", so Moissidis weiter. Dennoch ist der Stuttgart-Experte überzeugt, dass Wimmer für einen "frechen" Fußball steht: "Das Mutige und Attraktive will er sehen."

Auch mit seiner persönlichen Art sollte der neue Austria-Coach schnell für Sympathien am Verteilerkreis sorgen. In Stuttgart erfreute er sich beim Team großer Beliebtheit und konnte aufgrund der Ergebnisse auch die Fans schnell auf seine Seite ziehen. "Er ist ein sehr angenehmer, umgänglicher und freundlicher Mensch, der einen guten Draht zur Mannschaft hatte. Auch wenn man nicht zu viel darauf geben sollte: Die Mannschaft, und darunter viele Führungsspieler wie Konstantinos Mavropanos oder Waldemar Anton, sprachen sich für eine weitere Zusammenarbeit aus“, sagt Moissidis. Was auch die Fans gerne gesehen hätten. "Durch die positiven Ergebnisse haben ihn logischerweise viele schnell ins Herz geschlossen", so Moissidis. "Auch das ist wenig verwunderlich."

Aufgrund der weiterhin finanziell angespannten Situation wird Wimmer keine großen Veränderungen im Kader der Austria vornehmen können. Der "junge Weg" mit Fokus auf vereinseigene Talente soll dabei konsequent fortgesetzt werden. Moissidis ist überzeugt, dass Wimmer durch seine Vergangenheit als Jugendtrainer und langjähriger Assistenzcoach mit dieser Rolle gut umgehen wird: "Als Co-Trainer musst du ein besonderes Gespür für junge Spieler haben und da bin ich überzeugt, dass er das hat. Die Affinität zum Jugendfußball ist durch seine Vergangenheit auch klar gegeben, aber er muss schauen, dass er die richtigen Spieler hat, um das umzusetzen, was er will und was er soll. Wie gut das klappt, muss er jetzt beweisen."

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