Bundesliga (D)

Trickser Nelson Mandela Mbouhom muss in Frankfurt bleiben

Frankfurt startet ins zweite Trainingslager

Trickser Mbouhom muss in Frankfurt bleiben

Trat die Reise ins Trainingslager nach Gais nicht mit an: Frankfurts Youngster Nelson Mandela Mbouhom.

Trat die Reise ins Trainingslager nach Gais nicht mit an: Frankfurts Youngster Nelson Mandela Mbouhom. imago

Aus Frankfurts Trainingslager in Gais (Italien) berichtet Julian Franzke

Es machte Spaß, Nelson Mandela Mbouhom am Sonntag beim letzten Training vor der Abreise nach Italien zu beobachten. Wie der trickreiche Stürmer beim Üben von Eins-gegen-eins-Situationen ein ums andere Mal Abwehr-Routinier Marco Russ vernaschte, war beinahe schon frech. In früheren Zeiten, als flache Hierarchien noch unbekannt waren, hätte Mbouhom vermutlich den einen oder anderen Bluterguss davongetragen. Vielleicht wäre er am Rande des Trainingsplatzes auch mal in die Böschung befördert worden.

Spielersteckbrief Mbouhom
Mbouhom

Mbouhom Nelson Mandela

Spielersteckbrief Salcedo
Salcedo

Salcedo Carlos

Spielersteckbrief Regäsel
Regäsel

Regäsel Yanni

Trainersteckbrief Kovac
Kovac

Kovac Niko

Trainer Niko Kovac ist mit den Auftritten des aus der U 19 aufgerückten Talents offenbar nicht zufrieden. Sportdirektor Bruno Hübner erklärte am Sonntag: "Nelson hat gute Ansätze, er muss aber auch noch viel lernen. Das hat man speziell in den USA gesehen. Die guten Ansätze, die er zeigt, macht er sich manchmal mit leichtsinnigen Ballverlusten wieder kaputt. Er muss sein Spiel komplett umstellen."

Warum der Trainer auf Mbouhom verzichtet, wird er im Verlauf des Trainingslagers wahrscheinlich erklären. Verletzt fehlt der Kameruner jedenfalls nicht, das erklärte ein Vereinssprecher. Denkbar ist, dass es sich um einen kleinen Denkzettel für den jungen Mann handelt. So schön die Kabinettstückchen anzusehen sind, Mbouhom übertreibt es damit. Kommen dann noch leichte Fehler hinzu, kann einem Trainer schon mal die Halsschlagader anschwellen.

Mit neun Jahren von Kamerun in "La Masia"

Verloren ist für den 1,75 Meter großen Offensivspieler freilich noch nichts, die Eintracht hat ihn nicht umsonst mit einem Profivertrag bis zum 30. Juni 2019 ausgestattet. Und Mbouhom hat schon ganz andere Rückschläge wegstecken müssen. Mit neun Jahren verließ er Kamerun und seine Familie, um Tausende Kilometer entfernt in "La Masia", dem Jugendinternat des FC Barcelona, dem Traum vom Fußballstar ein Stückchen näherzukommen. Doch nach zwei Jahren wurde er vor die Tür gesetzt. Die Jugendtrainer sahen in dem Elfjährigen nicht den nächsten Messi. Mit der Unterschrift unter seinen ersten Profivertrag scheint sich der riskante Trip fernab der Heimat sieben Jahre später endlich auszuzahlen.

Schon früh machte Mbouhom bei der Eintracht auf sich aufmerksam. Im Juniorenfinale der U 15 steuerte er 2014 drei Tore zum 4:3-Sieg gegen den FC Bayern bei. Doch der Traum vom Profidasein drohte wenig später jäh zu zerplatzen. Es stellte sich heraus, dass der Teenager über keine gültigen Papiere verfügte, die Abschiebung drohte. Mbouhom verlor die Spielgenehmigung und musste aus dem Jugendinternat ausziehen - erst nach 13 Monaten Bangen erhielt er im August 2015 eine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel widmete "Nelsons Odyssee" seinerzeit sogar eine große Reportage.

Youngsters Cetin und Herzig trainieren bei den Profis mit

Wie weit es Mbouhom in seiner Karriere bringen wird, liegt ganz an ihm selbst. Bleibt er von größeren Verletzungen verschont, hat er es in der Hand, sein Talent zu vergolden. Auf seine technischen Fertigkeiten allein sollte er sich dabei lieber nicht verlassen. Daran sind vor ihm schon etliche Hochbegabte gescheitert. Bei den Profis reinschnuppern darf dafür einmal mehr Sahverdi Cetin (16), der schon im Januar in Abu Dhabi dabei war, das USA-Trainingslager aber angeschlagen verpasste. Für den verletzten Keeper Leon Bätge ist zudem erneut Marius Herzig (17) als dritter Torhüter mit von der Partie.

Um 16.30 Uhr leitete Kovac bei anfangs strömendem Regen und tief in den Bergen hängenden Wolken die erste Trainingseinheit. Innenverteidiger Andersson Ordonez verpasste den Aufgalopp wegen Oberschenkelproblemen. Ob es sich dabei lediglich um eine kleine Blessur oder um etwas Ernsteres handelt, ist noch nicht bekannt. Auch Linksverteidiger Taleb Tawatha und Rechtsverteidiger Danny da Costa fehlten auf dem Rasen, sie absolvierten individuelle Trainingsprogramme.

Carlos Salcedo

Will so schnell wie möglich wieder auf den Platz zurückkehren: Neuzugang Carlos Salcedo. kicker

Salcedo macht gute Fortschritte

Das gilt auch für Neuzugang Carlos Salcedo, der in diesen Tagen nicht nur auf dem Fahrradergometer jede Menge Kilometer abspult. Der Innenverteidiger macht nach seiner beim Confed-Cup erlittenen Schultereckgelenksprengung gute Fortschritte in der Reha. "Ich tue mein Bestes, um so schnell wie möglich zurückzukommen, muss aber auch geduldig sein", sagte er am Nachmittag. Wann er ins Mannschaftstraining einsteigen kann oder gar soweit ist, dem Team unter Wettkampfbedingungen zu helfen, vermag er allerdings noch nicht zu sagen. Die Integration erleichtert ihm in jedem Fall sein Landsmann Marco Fabian, mit dem er nicht nur bereits bei der mexikanischen Nationalelf zusammenspielte, sondern auch bei Deportivo Guadalajara.

Wohl nie mehr für die Eintracht auflaufen wird Rechtsverteidiger Regäsel. Kovac plant ihn nicht mehr ein, ein zeitnaher Vereinswechsel wäre keine Überraschung.