Der ukrainische Trainer Oleg Blokhin brachte im Duell mit der DFB-Elf die "Alt-Internationalen" Tymoshchuk und Shevchenko, die vor dem Anpfiff geehrte wurden.
Bundestrainer Joachim Löw nahm nach dem 3:1-Sieg gegen Belgien zahlreiche Personalwechsel vor. Neuer und Lahm wurden geschont, Schweinsteiger war verletzt (Schlüsselbeinbruch) und Klose (Knieprobleme) sagte ebenso ab. Insofern platzte das angedachte Experiment mit der Doppelspitze Klose/Gomez. Letzterer durfte das Löw-Team in seinem 50. Länderspiel als Spielführer aufs Feld führen.
Auch taktisch gab es unter Löw etwas ganz Neues - die Dreier-Abwehrkette. Boateng, Badstuber und Hummels bildeten die hinterste Reihe, auf den Außen sollten Träsch und Aogo anschieben. Zudem durften erstmals Götze und Özil von Anfang an gemeinsam beginnen.
Es war von Beginn an zu erkennen, dass das neue System Anpassungsschwierigkeiten bereitete. Die Räume waren zunächst schlecht aufgeteilt, doch dies änderte sich nach einer Viertelstunde. Im Passspiel bleiben beide Teams in der Anfangsphase einiges schuldig - nur Shevchenko tauchte schon früh vor Zieler auf, doch der Stürmer traf nur das Außennetz (3.). In der Folgezeit passierte in den Strafräumen wenig - die Ukrainer standen sehr tief, die Deutschen wollten sie rauslocken. Gelingen wollte dies Götze, Özil und Kroos aber nur bedingt.
Das größte Problem der DFB-Elf war jedoch die Anfälligkeit bei Kontern. Genau nach diesem Strickmuster fielen auch die beiden ersten Gegentore. Beim Führungstreffer der Ukrainer lenkte Iarmolenko den Ball aus kürzester Distanz in die Maschen (28.), beim 2:0 lief Konoplyanka achtzig Meter alleine aufs deutsche Tor. Weil nach einer deutschen Ecke alle unsortiert waren und die Absicherung durch Aogo nur auf die linke Abwehrseite gedacht war - der Ukrainer aber über die andere Seite die freie Bahn wählte (37.).
Die Antwort der DFB-Elf ließ nicht lange auf sich warten: Kroos drosch das Leder unhaltbar für Rybka aus 25 Metern in den linken Winkel (39.), doch die Ukrainer schlugen noch vor dem Wechsel zurück: Der gerade erst eingewechselte Nazarenko konnte aus 30 Metern genau Maß nehmen und traf mit einem Flatterball in den Winkel (45./+1). Für den Torwart-Debütanten Zieler ein ganz bitterer Moment, denn für den Hannoveraner war es das dritte Tor ohne jede Abwehrchance.
Nach dem Wechsel brachte Löw für Träsch und Khedira Schürrle und Rolfes. Sofort wurde das Spiel der deutschen Elf agiler. Götze und Schürrle hatten erste Chancen, doch der Anfangselan der DFB-Elf verpuffte dann auch wieder. Die Ukrainer standen wieder sicherer und verfolgten ihre Kontertaktik. Angesichts der großen Lücken im deutschen Defensivverbund hätte dies fast erneut zum Erfolg geführt, doch Zieler konnte sich gegen Nazarenko klasse auszeichnen (50.).
Spannend wurde es wieder, als der eingewechselte Rolfes den Anschlusstreffer erzielte. Nach einer Ecke staubte der Leverkusener eine Vorlage von Hummels ab und sorgte für eine spannende Schlussphase. Belohnt wurde die deutsche Elf durch einen Überraschungsschuss des ebenfalls eingewechselten Müller, der Keeper Rybka in der 78. Minute aus 20 Metern überwand. Nun versuchten die Deutschen, das Duell noch gänzlich zu drehen, aber Cacau scheiterte in der Schlussphase an Rybka. Auf der anderen Seite hatte die DFB-Elf Glück, dass die Ukraine weitere Konteransätze nicht zu Ende spielte oder durch Devic die Riesenchance zum vierten Tor vergab - Zieler rettete in der 90. Minute mit einem Reflex per Fuß.