Bundesliga Play-offs

Ein Märchen: Überraschungsteam Ulm ist BBL-Meister!

BBL-Finalserie, Spiel 4: Bonn muss sich geschlagen geben

Erster Titel und ein Märchen: Überraschungsteam Ulm ist BBL-Meister

Das ganz große Ziel als Außenseiter realisiert: Das Team von ratiopharm Ulm ist erstmals deutscher Meister.

Das ganz große Ziel als Außenseiter realisiert: Das Team von ratiopharm Ulm ist erstmals deutscher Meister. IMAGO/kolbert-press

Basketball-Ausnahmezustand in orange: Das Team von ratiopharm Ulm hat seinen sensationellen Play-off-Lauf mit dem ersten deutschen Bundesliga-Meistertitel gekrönt. Das Team von Trainer Anton Gavel gewann am Freitagabend das vierte Finalspiel mit 74:70 (43:41) gegen die Telekom Baskets Bonn und entschied die Serie im Modus Best-of-five mit 3:1 für sich. Es ist der erste Ulmer Titel seit dem Pokalsieg 1996 und der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Zuvor hatten der Verein 1998, 2012 und 2016 drei Endspielserien um die Meisterschaft verloren.

Diesmal kam es anders: Ulm krönte nach Seriensiegen über den entthronten Meister Alba Berlin und Pokalsieger FC Bayern München die überragenden Play-offs mit dem Finaltriumph über Champions-League-Gewinner Bonn.

Bester Werfer des neuen Meisters war Yago dos Santos, der 25 Zähler erzielte. Bei den Bonnern kam Führungsspieler T.J. Shorts, der nach seinem finalen Fehlwurf aus ohnehin schier auswegloser Lage bei vier Zählern Rückstand bitterlich enttäuscht auf den Hallenboden gesunken war, auf 19 Punkte. Besonders bitter: Für Bonn ist es nach 1997, 1999, 2001, 2008 und 2009 bereits die sechste Vize-Meisterschaft. Immerhin: Die Champions League gewannen die Bonner in dieser Saison.

Ulm als nimmermüdes Team

An einem herrlich sonnigen Sommertag war das wichtigste Spiel der Ulmer Klubhistorie schon weit vor dem späten Beginn um 20.30 Uhr präsent. Zahlreiche in orangen Shirts gekleidete Fans säumten die Wiesen und Parks an der Donau, beide Final-Heimspiele waren in gerade einmal 60 Sekunden ausverkauft. "Holen wir den Titel an die Donau! Zwei Städte, ein Traum", schrieben die Anhänger auf ein riesiges weißes Transparent. Die Halle des Clubs liegt in Neu-Ulm - und war mit 6000 Zuschauern erneut ausverkauft.

Auf einen hatten es die Heimfans erneut abgesehen: Bonns Starspieler Shorts, der in der regulären Saison zum besten Spieler gewählt wurde, in der Finalserie aber massiv schwächelte. Schrille Pfiffe und ohrenbetäubende Buhrufe setzten ein, sobald Shorts den Ball in seinen Händen hielt.

Fans von ratiopharm Ulm

Aus dem Häuschen: Fans von ratiopharm Ulm. IMAGO/Eibner

"Das Publikum ist mir egal, ich höre nur meine Fans und im Kopf auch meine Familie", hatte der Starspieler nach Spiel drei, in dem er ebenfalls ausgepfiffen und provoziert wurde, gesagt. Doch auch diesmal wirkte Shorts verunsichert und müde. Von seinen ersten acht Würfen traf er nur einen. Einen 8:0-Lauf im zweiten Viertel schaffte sein Team just in dem Moment, als er auf der Bank saß.

Ulm zeigte sich als nimmermüdes Team ohne Angst vor dem finalen Coup. Während das Kollektiv des Gavel-Teams die Finalserie prägte, gingen Hauptrundensieger Bonn am Ende die Spieler aus. Kapitän Karsten Tadda und Javontae Hawkins fehlten verletzt, Center Michael Kessens wegen einer Sperre: Trainer Tuomas Iisalo konnte am Freitag nur zehn der zwölf möglichen Kaderplätze besetzen. Ulms Führung betrug zwischenzeitlich zwölf Punkte, schrumpfte vor der Halbzeit aber auf zwei Zähler zusammen.

18:0-Lauf für ratiopharm

"Natürlich ist es schade, dass wir die Führung nicht halten konnten. Wir müssen besser auf den Ball aufpassen", sagte Ulms Sportdirektor Thorsten Leibenath bei "MagentaSport". Doch nach der Pause übernahm Bonn - nun angeführt von Shorts - die Kontrolle und holte sich die Führung. Ulm reihte minutenlang Fehlwurf an Fehlwurf. Bonn ging mit komfortablem Polster ins Schlussviertel, doch die Gastgeber steckten nicht auf und drehten mit einem furiosen 18:0-Lauf die Partie.

Wir sind unglaublich glücklich, als Siebter den Ersten, Zweiten und Dritten rausgeschmissen zu haben.

Ulms Trainer Anton Gavel

Bester Werfer des neuen Meisters war Yago dos Santos, der 25 Punkte erzielte.

"Wir sind unglaublich glücklich, als Siebter den Ersten, Zweiten und Dritten rausgeschmissen zu haben. Die Jungs haben über die Play-offs unglaubliches Herz und Charakter gezeigt", sagte der erst 38-jährige Trainer Anton Gavel, einst als Aktiver mit den Brose Baskets aus Bamberg viermaliger BBL-Champion und einmaliger Titelträger Jahre später noch mit Bayern Basketball, bei "MagentaSport" nur kurz nach dem feststehenden ersten Titel. "Dass wir hier am Ende mit dem Titel stehen, mir fehlen die Worte."

Statistik

ratiopharm Ulm - Telekom Baskets Bonn 74:70 (43:41)

Beste Werfer: dos Santos (25), Paul (15), Caboclo (11) für Ulm
Shorts II (19), Morgan (13), Herrera (12), Malcolm (11) für Bonn
Zuschauer: 6000
Play-off-Endstand: 3:1

dpa, mag

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