Mit 30 Punkten, bereits 32 Saisontoren (in nur zwölf Spielen) und acht Siegen in Folge ging Valencia alles andere als chancenlos in den Schlager. Coach Marcelino stellte dabei seine beste Elf auf: Im Mittelfeld organisierten Kapitän Parejo und der robuste Kondogbia, vorne wirbelten die formstarken Carlos Soler, Goncalo Guedes und Rodrigo (verlängerte unter der Woche bis 2022). Auch der zuletzt angeschlagene Zaza konnte von Beginn an auflaufen.
Beim Spitzenreiter stand wie gewohnt Nationalkeeper ter Stegen zwischen den Pfosten, der Belgier Vermaelen sprang für den gesperrten Piqué in der Innenverteidigung ein. Hinter den Spitzen erhielt Paulinho den Vorzug, auch der Brasilianer sollte Suarez und Messi mit Pässen füttern.
Valverdes Matchplan fruchtet
Vom Anpfiff weg waren die Katalanen die bessere, weil bissigere und griffigere Mannschaft. Die Spielidee von Valverde, den Gegner auch mit aggressivem Pressing zu empfangen, ging einmal mehr voll auf. Die verunsicherten und ohnehin mit einer gehörigen Portion Respekt ausgestatteten Hausherren bekamen kaum Fluss in ihr Spiel. Barça hatte vor der Pause mehr als 60 Prozent Ballbesitz und drückte dem Gegner sein Spiel auf. In der vierten Minute rauschte der erste Abschluss von Paulinho knapp über den Querbalken.
Irre 60 Sekunden, aber kein Barça-Tor
La Liga, 13. Spieltag
Drei Minuten später wurde es im vollen Mestalla erstmals laut, weil Rakitic den Ball verlor und so Rodrigo ins Spiel brachte. Der Angreifer wurde aber nach dem Eindringen in den Strafraum im letzten Moment geblockt (7.). Richtig heiß wurde es dann nach einer halben Stunde: Messi zog aus 17 Metern ab, Neto ließ die Kugel durch die Hände und auch die Beine rutschen. Das Leder sprang klar hinter der Linie auf, auch wenn der Brasilianer gedankenschnell zupackte. Referee Ignacio Villanueva und seine Linienrichter hatten die Szene nicht richtig gesehen - es ging einfach weiter! Im direkten Gegenzug stellte Zaza beinahe auf 1:0, zielte aber zu weit nach rechts (30.).
Es war also fast schon "ausgleichende Gerechtigkeit". Zur Erinnerung: Am 9. Spieltag hatten die Katalanen den FC Malaga nach irregulärem Führungstor mit 2:0 geschlagen . Kein Wunder, dass der Videoschiedsrichter wohl zur kommenden Saison eingeführt wird . Das letzte Wort vor der Pause gehörte Suarez, der aber an einem tollen Reflex von Neto scheiterte (42.).
Rodrigo versetzt das Mestalla in Ekstase
Großes Unverständnis in der 30. Minute: Lionel Messi (r.) und Luis Suarez bedrängen den Linienrichter. Getty Images
Nach dem Wechsel fasste Valencia deutlich mehr Mut, wollte sich seinem Schicksal nicht einfach so ergeben. In der 52. Minute ging ein Raunen durchs Stadion, Zaza verfehlte nur knapp sein Ziel. Und es kam noch besser: Guedes legte auf den mit nach vorne geeilten Gaya, dessen Hereingabe perfekt war. Ter Stegen flog vergeblich, Vermaelen war zu spät - und Rodrigo schob zum 1:0 ein (60.).
Der anschließende Tor-Jubel war laut, emotional - und auch besonders. Rodrigo rannte zu den Fans, bekam von einem Balljungen eine rote Perücke gereicht. Der dreimalige spanische Nationalspieler zog sie auf, erinnerte damit an den erst am Freitag im Alter von 70 Jahren verstorbenen Jaime Orti. Dieser gilt bis heute als erfolgreichster Präsident der Vereinsgeschichte (von 2001 bis 2004 im Amt).
Der eine geniale Messi-Moment
Und Barcelona? Das tat sich nach dem Schock unheimlich schwer, wieder kontrolliert und konstruktiv nach vorne zu spielen. Nach einigen Halbchancen der Hausherren war es plötzlich Suarez, dessen Drehschuss aus 18 Metern einen starken Neto auf den Plan rief (76.). Es gab aber noch den einen genialen Messi-Moment, der zumindest einen Punkt sicherte: Der perfekte Diagonalball des Argentiniers fand den eingelaufenen Jordi Alba, der per Volley unhaltbar ins lange Eck traf - 1:1 (82.). Dabei blieb es letztendlich auch, wodurch Barcelona die spanische Liga weiterhin mit vier Punkten Vorsprung anführt. Den Traum von der ersten Meisterschaft seit 2004 muss Valencia aber zumindest noch nicht begraben.