Die wichtigste Botschaft von Maxi Eggestein: Einen ablösefreien Abschied, für den Klub in dieser Personalie ein wirtschaftlicher GAU, braucht Werder nicht zu befürchten. "Langsam ist die Zeit gekommen, sich mit der Frage zu beschäftigen", so Eggestein am Donnerstag. Das deutet klar daraufhin, dass auch für den Profi nur diese Alternative infrage kommt: Verlängern - oder ein Verkauf im Sommer.
Ohnehin liegt auf der Hand: Wenn Eggestein ginge, dann zu einem Verein, der sich als fester Bestandteil der Champions League definieren darf. Einen solchen Schritt, sagt der Mittelfeldspieler ebenfalls an diesem Donnerstag im "Bild"-Interview, "traue ich mir auch zu". Doch relativiert er im selben Atemzug: "Trotzdem muss man sich die Frage stellen, ob ein Wechsel jetzt Sinn macht."
Realistische Selbstwahrnehmung
Denn: Während er sich bei Werder "einen gewissen Status erarbeitet habe, müsste ich bei einem neuen Verein in diese Rolle erst wieder reinwachsen". Bedeutet also: Bei einem absoluten Top-Klub sähe der U-21-Nationalspieler sehr wohl die Gefahr, durch einen Platz auf der Bank in seiner sportlichen Entwicklung gebremst zu werden. Was alles in allem von einer sehr realistischen Selbstwahrnehmung zeugt. In der Tat hat Eggestein bereits das Potenzial nachgewiesen, sich künftig auch auf internationalem Niveau durchzusetzen. Doch fehlt es ihm bisher noch an Konstanz, um sich bereits jetzt als Spieler zu verstehen, der internationale Klasse verkörpert.
Um diese Entwicklung zu vollziehen, scheinen die Voraussetzungen in den nächsten ein bis zwei Jahren bei Werder unter Trainer Florian Kohfeldt geradezu ideal. Dann hätte Eggestein die Substanz, um mit maximaler Wahrscheinlichkeit auch auf dem nächsten Level zu bestehen - und wäre immer noch jung genug.
Könnte sich an der Seite von Werder-Coach Florian Kohfeldt als gesetzter Stammspieler weiterentwickeln: Maximilian Eggestein. imago
Der Teufel steckt im Detail
Die rein sportlichen Überlegungen sprechen also für Bremen, zumal Eggestein schon jetzt urteilt: "Wir haben uns als Mannschaft entwickelt." Die wirtschaftlichen Fragen dürften derweil keineswegs unlösbar sein, aber doch etwas komplizierter. Zum einen müsste Eggestein, der aktuell wohl eher zur Kategorie "Durchschnittsverdiener" zählt, entsprechend seiner sportlichen Bedeutung und seines Marktwerts in die Riege der bestbezahlten Werder-Profis wie Max Kruse und Davy Klaassen aufsteigen. Solche drastischen Gehaltssprünge, erst Recht für einen jungen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, kosten die maßgeblichen Vereinsgremien traditionell in allen Klubs ein Stück Überwindung.
Dazu kommen die Verhandlungen über die Höhe der wohl obligatorischen Ausstiegsklausel. Grundsätzlich können davon Spieler wie Klub profitieren. Doch wo liegt die Summe, die Eggestein noch eine tatsächliche Freiheit garantiert und Werder zugleich angemessene wirtschaftliche Sicherheit? Hier steckt der Teufel im Detail. Weshalb, so Manager Frank Baumann am Donnerstag, "es in den nächsten Tagen und Wochen mit den Nachfragen erst mal gut sein sollte". Ein frommer Wunsch.