2. Bundesliga (D)

Viele Schalker Schlüsselfiguren statt ein einziger Matchwinner

Auch Müller, Soppy, Terodde und Topp brillieren gegen St. Pauli

Viele Schalker Schlüsselfiguren statt ein einziger Matchwinner

Zwei von einigen Schlüsselfiguren beim FC Schalke 04: Doppelpacker Yusuf Kabadayi (li.) und Trainer Karel Geraerts.

Zwei von einigen Schlüsselfiguren beim FC Schalke 04: Doppelpacker Yusuf Kabadayi (li.) und Trainer Karel Geraerts. IMAGO/Team 2

Matchwinner? So will Yusuf Kabadayi nach dem 3:1-Sieg gegen den FC St. Pauli, zu dem er mit zwei Treffern entscheidend beigetragen hat, lieber nicht bezeichnet werden. "Wir sind als Kollektiv aufgetreten, auch die Fans haben ihren Anteil", sagte der 20-Jährige bescheiden. Natürlich war die Leihgabe aus dem Unterbau des FC Bayern am Freitagabend eine Schlüsselfigur für Schalke - mit der Note 1,5 kürte ihn der kicker zum "Spieler des Spiels". Richtig ist aber ebenso, dass sich bei der bislang besten Saisonleistung der Königsblauen über 90 Minuten noch einige andere Protagonisten positiv hervortaten.

Spielbericht

Marius Müller: Der Torwart bildete die Grundlage für den Verlauf, den das Spiel zugunsten der Schalker nahm. Mit einem herausragenden Reflex bewahrte er sein Team nach zehn Minuten vor einem Rückstand. Connor Metcalfes Schuss wehrte der Keeper zur Ecke ab, worüber er selbst kurzeitig so aus dem Häuschen war, dass sich seine Freude durch einen heftigen Tritt gegen den Pfosten entlud. Dabei lockerte sich ein Stollen an der Sohle, wie Müller später amüsiert verriet: "Zum Glück habe ich die Unterseite des Schuhs benutzt." Er habe in der Vergangenheit "auch schon einmal mit dem Mittelfuß" zugetreten, "das ging dann nicht so gut aus". Auch gegen den Tabellenführer hat sich einmal mehr bestätigt: Müller ist Schalkes größter Rückhalt im Abstiegskampf.

Brandon Soppy: Der als "Soforthilfe" angepriesene Winterzugang musste aufgrund von Fitnessdefiziten bis zum 24. Spieltag auf sein Startelfdebüt warten, doch dabei bewies er als Rechtsverteidiger, wie wichtig er für die Stabilität der Defensive sein kann.

Ron Schallenberg: Seine Rolle war die größte Überraschung des Tages, der Kniff ging auf: Schallenberg, im Sommer als Chefsechser verpflichtet, wurde anstelle des Dauerbrenners Marcin Kaminski in die Innenverteidigung beordert, als Partner des einmal mehr starken Tomas Kalas wusste Schallenberg zu begeistern. "Wir haben als gesamte Mannschaft sehr mannorientiert gespielt. Wir wollten St. Pauli zwingen, lange Bälle zu schlagen. Dafür musste ich immer wieder vorschieben, das habe ich gemacht", erklärte der 25-Jährige seine Aufgabe.

Simon Terodde: Der Startelf-Stürmer, zuvor zweimal nur Reservist, war an allen drei Toren beteiligt. Beim 1:0 ließ er den Ball clever durch, unmittelbar vor dem 2:0 zwang er Torwart Nikola Vasilj zu einer Glanztat, die in Kabadayis Treffer mündete, das 3:1 in der Nachspielzeit leitete er mit einem verlängerten Ball auf Vorlagengeber Keke Topp entscheidend ein.

Podcast
Podcast
Neuer zurück, bleibt die Euphorie? So ist die Lage der Nation(almannschaft)
13:29 Minuten
alle Folgen

Keke Topp: Fast wäre der junge Angreifer in die Fallrückziehertor-Fußstapfen von Klaus Fischer getreten, doch sein spektakulärer akrobatischer Versuch kurz nach seiner Einwechslung (63.) landete nicht im Netz (68.). "Ich bin ein verrückter Hase", sagte Topp später grinsend. "Wenn der Ball drin gewesen wäre, hätten sie mich hier einfangen müssen." Trotzdem avancierte auch Topp noch zu einer prägenden Figur: Er gewann ein wichtiges Kopfballduell vor dem 2:0 und legte das 3:1 durch Kenan Karaman mustergültig auf.

Karel Geraerts: Mit der mutigen Idee, Schallenberg in der Innenverteidigung neben Tomas Kalas aufzubieten, hat er sogar seinen Hamburger Amtskollegen Fabian Hürzeler vor an diesem Abend unlösbare Herausforderungen gestellt. St. Pauli habe "nicht erwartet", dass Geraerts seine Spieler "Mann gegen Mann pressen lassen" würde, gab Hürzeler zu. Keeper Müller meinte: "Hätten wir uns hinten reingestellt, wäre es ganz schwer geworden."

Die sehr waghalsige personelle Umstellung des königsblauen Coaches hätte fürchterlich schiefgehen und Geraerts auf der Trainerabschussliste ein paar Plätze nach oben katapultieren können, doch sein ausgeklügelter Ansatz entpuppte sich als Basis des Erfolgs. Geraerts hat Courage bewiesen. Oder, wie es Torhüter Müller nonchalant formulierte: "Er hat Eier gezeigt."

Toni Lieto

Nur einer vor Luthe: Längste Abstände zwischen zwei Bundesligaspielen für einen Klub