Bundesliga

Von 99 auf 1: Ein Blick in den Mirko-Kosmos

Mirko Kos im Porträt

Von 99 auf 1: Ein Blick in den Mirko-Kosmos

Mirko Kos darf gegen Altach wieder ran.

Mirko Kos darf gegen Altach wieder ran. GEPA pictures/Armin Rauthner

Gefühlt ist Mirko Kos schon ewig da. Seine immer gute Laune, sein Schmäh, seine ungewöhnliche Nummer 99, seine Muskelpakete, die er gerne auch auf Insta & Co. präsentiert, sind seit Jahren nicht wegzudenken aus dem violetten Alltag. Nur an Spieltagen war der 26-Jährige bisher wenig zu sehen. Da ist ihm seit fast sieben Jahren die Rolle als Back-up zugeteilt. Zuerst für Patrick Pentz, jetzt für Christian Früchtl.

Den Eindruck, dass die langjährige Nummer 2 von Austria Wien dennoch wichtig für das Mannschaftsgefüge ist, bestätigt Kapitän Manfred Fischer: "Der Mirko ist ein Vorzeigeprofi. Er gibt immer Gas, er stellt sein Ego immer hinten an, freut sich mit, wenn wir gewinnen und ist gleich enttäuscht, wenn wir verlieren."

Schwieriger Jugendverlauf

111 Spiele hat der Steirer schon auf den Ersatzbänken der Bundesliga-Stadien zugebracht, in Aktion treten durfte er dagegen erst dreimal. Beim ersten Mal, im Juli 2020, als er im letzten Saisonspiel für seine Geduld mit einem Einsatz gegen Mattersburg belohnt wurde, war er "voll aufgeregt, viel nervöser als sonst. Weil für mich plötzlich ein weit entfernter Traum wahr geworden ist, was bei meinem Jugendverlauf nicht selbstverständlich war."

Sein "Jugendverlauf"? Mirko war 14, als er seine Tormannhandschuhe schon in die Ecke geworfen hat. In Kapfenberg, wohin der Mürzzuschlager mit zwölf Jahren gewechselt war, hat er nur gehört, "wie schlecht ich bin und dass aus mir eh nie ein Profi wird." Es war der Papa, der ihn irgendwann gefragt hat, ob er es nicht bei der Austria probieren wolle, die auf der Suche nach Nachwuchsspielern war. "Ich hab’ mir nur gedacht, was soll ich bei der Austria, wenn ich nicht einmal gut genug für Kapfenberg bin?"

Ich habe in der Kraftkammer praktisch übernachtet.

Mirko Kos

Er hat's doch probiert. Und es hat gleich gepasst. Freifahrtschein zum Profi war das natürlich noch immer keiner. Es war vor allem seine Größe, die in der Akademie die Frage aufgeworfen hat, ob es reichen wird. Heute misst er 1,83 Meter und hat gelernt, die paar fehlenden Zentimeter zu kompensieren. "Sicher würde ich nicht nein sagen, wenn ich 1,90 sein könnte. Aber mein Papa hat mir schon beigebracht, dass ich immer dreimal so viel machen muss wie andere. Ich habe in der Kraftkammer praktisch übernachtet." Und schließlich hätten ja auch Casillas, Sommer oder Navas gezeigt, wozu Torhüter mit seinen Maßen fähig sind. "Ich habe jahrelang mit dem Pentzi trainiert, der ist so groß wie ich und ist zweimal Torhüter des Jahres in der Bundesliga gewesen."

Maschine mit Ablaufdatum

Bei der Austria hat man in 96 Spielen für die Young Violets (57 davon in der 2. Liga) gelernt, ihm zu vertrauen. Als sich Früchtl im Vorjahr gegen Hartberg eine Gehirnerschütterung zuzog, war es die Nummer 99, die mit einem tollen Save den Ausgleich verhinderte und so einen 3:0-Sieg ermöglichte. Als sich Früchtl in der Vorbereitung wieder verletzte, verschwendete man in Favoriten keinen Gedanken daran, etwa den in den Niederlanden geparkten Samuel Sahin-Radlinger zurückzuholen.

"Er war ja nicht umsonst unser Cup-Torhüter. Er ist in jedem Training eine Maschine und lässt keinen Millimeter nach", war für Trainer Michael Wimmer klar, dass Mirko die Sache zu seiner Zufriedenheit erledigen würde. Gegen die 0:2-Cup-Niederlage gegen Sturm konnte er nichts ausrichten, beim 3:1 gegen Hartberg war er mit seinen Paraden einer der Väter des Sieges. "Bei 2:1 hat er einen rausgeholt, der richtig wichtig war. Er darf so weiter halten", hat das auch der Trainer registriert.

Bundesliga - 19. Spieltag

Gegen Altach darf Kos Samstag (ab 17 Uhr LIVE! bei kicker) noch einmal ran. In seinem vierten Bundesliga-Spiel will er seinen vierten Sieg einfahren. Ob sich noch ein fünftes Spiel ausgeht, wird sich zeigen. Früchtl hat das Training schon wieder aufgenommen. Kos weiß nur so viel: „Ich habe sehr, sehr, sehr viel Lust auf mehr."

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Horst Hötsch

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