"Wahnsinn!" Das war das Erste, was Linus Meyer sagte, als er am Montagabend im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark vor den Kameras stand und sich nach dem 4:3 bei Viktoria Berlin zu den schier aberwitzigen 90 Minuten äußerte. Was sollte Havelses Spieler des Spiels auch sagen? Dreimal hatte der TSV zurückgelegen, dreimal hatte er eine Antwort gefunden - und dann hatte Meyer auch noch das siebte Tor des Abends geschossen und in einem verrückten Fußballspiel das letzte Wort gehabt.
"Wir haben schon viel Lehrgeld gezahlt", sagte Meyer später, "aber der Sieg letzte Woche war ein kleiner Brustlöser". Mit dem 1:0 gegen Viktoria Köln hatte Havelse den ersten Dreier eingefahren. Wie sehr das Balsam auf die geschundene Seele gewesen war, das ließ sich am Montagabend auf Anhieb erkennen. Havelse spielte von Beginn an forsch nach vorne und gab nach nicht einmal 120 Sekunden in Person von Kianz Froese den ersten Schuss ab.
Im Laufe des Spiels ließ sich die Elf von Trainer Rüdiger Ziehl nicht einmal von drei Rückständen aus der Bahn werfen, zeigte Herz, spielte aber auch klug und ging am Ende tatsächlich als Gewinner vom Feld.
Die Gegensätze hätten kaum größer sein können.
Linus Meyer
"Die Gegensätze hätten vor dem Spiel kaum größer sein können", fand Meyer vor dem Hintergrund des Tabellenbildes. Am einen Ende Havelse, das nach den ersten neun Partien gerade einmal mit vier Punkten dastand - und am anderen Ende Viktoria Berlin, das bereits 17 Zähler auf dem Konto hatte und mit einem Sieg die Tabellenspitze hätte erklimmen können.
Weil sich Havelse aber als widerstandsfähig und charakterstark erwies, wurde daraus nichts. Im Gegenteil: Die Niedersachsen schlossen nach Punkten zu den Würzburger Kickers auf und setzten im Kampf gegen den Abstieg ein eindrucksvolles Zeichen.