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Fokus SüperLig: Was alle Istanbuler Großklubs ausbremst

Viele Stars wechseln aus gutem Grund ablösefrei in die Türkei

Was alle Istanbuler Großklubs ausbremst - Enteilt Galatasaray trotzdem?

Neu in der Türkei: Edin Dzeko, Ante Rebic, Wilfried Zaha (v. li.).

Neu in der Türkei: Edin Dzeko, Ante Rebic, Wilfried Zaha (v. li.). imago images (3)

Die türkische Meisterschaft ging in der vergangenen Saison mit großem Abstand an Galatasaray. Acht Punkte lag Cimbom am Ende vor Fenerbahce, gar zehn vor Besiktas. In der Türkei befürchten sie, dass der Rekordmeister (23 Titel) in diesem Jahr vielleicht sogar noch weiter enteilen könnte. Auch wenn der Liga-Auftakt bei Kayserispor (0:0) am vergangenen Samstag verpatzt wurde.

Eines eint die dominierenden Teams der SüperLig: Galatasaray, Fenerbahce und Besiktas sind zu finanzieller Bescheidenheit verdonnert. Grund sind die Ausgabegrenzen seitens des Verbandes. Demnach dürfen die mit je 240 Millionen Euro verschuldeten Galatasaray und Fenerbahce nur 64 Millionen Euro an Ausgaben aufweisen - Gehälter inbegriffen. Das mit rund 200 Millionen Euro verschuldete Besiktas 35 Millionen Euro. Als Grundlage für die Festsetzung dienen kalkulierte TV- und Sponsoreneinnahmen.

Große Ablösesummen sind da nicht drin, die Deckelung der Gehälter liegt in der Spitze bei rund drei Millionen Euro netto. Den stärksten Kader - gerade in der Tiefe - hat sicherlich Galatasaray. Der Champions-League-Qualifikant verpflichtete Stürmer Mauro Icardi nach der Leihe von PSG nun für zehn Millionen Euro - zahlbar in fünf Raten, wodurch aktuell nur zwei Millionen in die Ausgabengrenze einfließen - fest. Die Dienste von Leverkusens einstigem Rekordeinkauf Kerem Demirbay ließ sich Cimbom gerade mal 3,7 Millionen Euro - inklusive Boni bis zu sechs Millionen - kosten. Ex-Schalker Kaan Ayhan wurde für 2,8 Millionen Euro fest verpflichtet.

Mauro Icardi of Galatasaray celebrates after scoring the first goal of his team with Dries Mertens during the UEFA Europa Champions League Third Qualifying Round Second Leg match between Galatasaray and Olimpija Ljubljana on August 15, 2023 in Istanbul, Turkey. (Photo by Seskimphoto ) PUBLICATIONxNOTxINxTUR

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Weitere Spieler, die den türkischen Meister definitiv auch qualitativ voranbringen, kamen für kleines Geld, per Leihe oder ablösefrei. Leipzig parkte Schienenspieler Angelino am Bosporus, Palace-Publikumsliebling Wilfried Zaha und Schachtar-Rechtsaußen Tete kosteten kein Geld. Und auch die Summen für die Stürmer Cedric Bakambu (700.000 Euro) und Halil Dervisoglu (500.000 Euro) hielten sich in Grenzen.

Über allem steht in dieser Saisonphase die Qualifikation für die Champions League, für die Cimbom in den Play-offs nur noch den norwegischen Vertreter Molde FK aus dem Weg räumen muss. Sportlich wie finanziell ist die erste Teilnahme an der Gruppenphase der Königsklasse seit 2019 unabdingbar. "Dieses Ziel treibt uns an. Da gehören wir hin", stellt Trainer Okan Buruk klar.

Kluge Transfers wie Dzeko oder Tadic: Auch Fenerbahce peilt die Meisterschaft an 

Galatasarays Erzrivalen kochen indes - noch mehr - auf Sparflamme. Fenerbahce peilt dennoch unumwunden die erste Meisterschaft seit 2014 an. "Unsere Fans haben die letzten Jahre sehr gelitten. Ich verspreche, dass wir nun unser Ziel erreichen", setzte sich Ali Koc vor seiner sechsten Saison als Fener-Präsident maximal unter Druck.

Kluge Transfers wurden in jedem Fall getätigt: Ex-Wolfsburger Edin Dzeko (37, Inter), Ajax-Kapitän Dusan Tadic (34) und Ex-Freiburger Ryan Kent (26, Glasgow Rangers) kamen allesamt ablösefrei. Für den polnischen Nationalspieler Sebastian Szymanski (24, Dynamo Moskau) und Verteidiger Rodrigo Becao (27, Udinese) zahlte Fenerbahce insgesamt 18 Millionen Euro Ablöse. "Alle haben Leaderqualitäten", verspricht Koc - also das, was zuletzt gefehlt hatte.

Und in den vergangenen Tagen rüstete der amtierende Vizemeister weiter auf, investierte 15 Millionen Euro in den Transfer von Cengiz Ünder (26, Marseille) und 9,74 Millionen Euro in Wunschspieler Fred (30, Manchester United). In der Liga startete Fener mit einem 2:1 gegen Gaziantep - Doppelpack von Dzeko. Und auch in der Qualifikation zur Conference League waren die Neuzugänge direkt wichtige Faktoren.

Fehlt noch Besiktas, dem die geringsten Chancen auf die Meisterschaft eingeräumt werden. Das Team von Trainer Senol Günes, das ebenfalls ECL-Quali spielt und zum Auftakt 1:0 bei Karagümrük gewann, wurde zumindest punktuell verstärkt. Der prominenteste Name war lange Ex-Frankfurter Ante Rebic, der ablösefrei von der AC Milan an den Bosporus wechselte. Auch Liverpools Alex Oxlade-Chamberlain und Leicester-Verteidiger Daniel Amartey kamen nach Ablauf ihrer Verträge. Für Milot Rashica zahlte Besiktas jüngst 5,25 Millionen Euro, um den ehemaligen Bremer von Norwich City loszueisen.

Doch wie stark können Fener und Besiktas dem Titelverteidiger wirklich auf die Pelle rücken?

msc

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