Bundesliga (D)

Werners Wünsche: "Ich weiß, wo ich Trainer bin"

Werder-Coach über Transfers, Lehren und Perspektiven

Werners Wünsche: "Ich weiß, wo ich Trainer bin"

Ole Werner verdiente sich zum Jahresabschluss mit Werder Bremen ein 1:1 gegen RB Leipzig. 

Ole Werner verdiente sich zum Jahresabschluss mit Werder Bremen ein 1:1 gegen RB Leipzig.  IMAGO/osnapix

16 Punkte nach 16 Spielen in der laufenden Saison und insgesamt sogar nur 31 Punkte in 35 Bundesliga-Partien in 2023: Wenn Ole Werner von "keinem berauschenden Kalenderjahr" des SV Werder Bremen spricht, in das zudem 20 Niederlagen fielen (was einen neuen Negativrekord für den Klub bedeutet), ist ihm nicht zu widersprechen. Auch die bisherige Hinrunde stuft der Chefcoach bislang als "keine besonders gute" ein, wenngleich zumindest der jüngste Trend zu stimmen schien.

Das 1:1-Unentschieden gegen RB Leipzig zum Jahresabschluss markierte den verdienten Lohn für eine Stabilisierung, die nicht nur die fußballerische Entwicklung und das Defensivverhalten, sondern auch die Moral betraf. Wie schon am vergangenen Wochenende in Gladbach (2:2), als die Borussia das Spiel zwischenzeitlich drehte, kam Werder am Dienstagabend erneut nach einem Rückstand zurück. Und doch erlaubt die Ausbeute von im Schnitt einem Punkt pro Spiel und der aktuelle Tabellenstand auf Platz 13 natürlich keinerlei Form des Ausruhens.

Winter-Transfers: Lernt Werder aus der Vorsaison?

Die Pause über Weihnachten darf allenfalls insofern als beruhigt angegangen werden, dass Werder den auch im zweiten Jahr nach dem Wiederaufstieg avisierten Klassenverbleib nach aktuellem Stand in der eigenen Hand hat. Die Aufgabenstellung für die Bremer laute jedoch auch weiterhin, "den Abstand nach unten zu vergrößern", so Werner: "Das wird nur gehen, wenn wir im Winter gut arbeiten, wenn wir uns einfach in allen Bereichen verbessern und wenn wir die richtigen Entscheidungen treffen."

Damit dürften vor allem die Überlegungen für den Kader gemeint sein - und bei möglichen Transfers. Vor einem Jahr war der Aufsteiger in der Winterpause insofern ein Risiko eingegangen, dass die Mannschaft noch einmal verschlankt wurde, was in Verbindung mit einigen personellen Ausfälle am Saisonende dann auch als Erklärung für die schwache Rückrunde angeführt wurde.

Werner: "Wir haben den kleinsten Kader der Liga"

Zieht man daraus diesmal seine Lehren? Es sollte davon auszugehen sein, wenn Werner nun erneut deutlich darauf hinweist, "dass wir einfach einen sehr kleinen Kader haben", wie der 35-Jährige sagt: "Ich glaube, den kleinsten der Liga." In dem Amos Pieper nach einem Knöchelbruch noch monatelang und Naby Keita aufgrund des Afrikacups zumindest mittelfristig fehlen werden.

Abhilfe müssten also Transfer schaffen, über die Werner so denkt: "Sicherlich ist es das Bestreben von uns allen, dass wir da mehr Breite reinbekommen. Am Ende ist es halt trotzdem wichtig, dass man Spieler findet, die zu uns passen: menschlich, sportlich, natürlich auch finanziell." Man sei in Bremen zumindest gewillt, das Transferfenster so zu nutzen, "dass wir uns verstärken".

Werder: Anspruch, Wünsche, Nostalgie - und eine "Riesenaufgabe"

Trotzdem wird sich Werner nicht darauf verlassen können, dass dann auch wirklich etwas geschweige denn viel Bewegung in seinen Kader kommt. So oder so, betonte der Coach, müsse er auch mit den aktuell verfügbaren Spielern "Lösungen finden, das haben wir ja in den letzten Wochen auch getan". Und das wird an einem Standort wie Bremen ja perspektivisch auch oftmals so sein - dass man aus wenig Mitteln möglichst viel herausholen muss.

Auch Werner ist sich dessen vollkommen bewusst: "Das ist normal, das ist die Aufgabe hier", entgegnet er: "Eine Aufgabe, die mir total Spaß bringt. Ich weiß, wo ich Trainer bin." Er erinnert an die Werder-Gegebenheiten der jüngeren Vergangenheit - aber auch an jene der etwas ferneren: "Wir sind hier vor drei Jahren abgestiegen, wir sind wieder aufgestiegen. Und in dem Rahmen bewegen wir uns gerade, bei aller Historie, die wir haben und auf die wir stolz sind. Und bei allem Anspruch, auch Dinge weiterzuentwickeln."

Nicht nur im oftmals nostalgischen Bremer Umfeld gibt es diese Wünsche nach mehr, auch Werner spricht davon, sich mittelfristig "vielleicht auch in andere Regionen vorzuarbeiten. Den Anspruch haben wir ja alle und da arbeiten jeden Tag dran", erklärt er - und doch weiß auch er, "dass das eine Riesenaufgabe ist". Das Jahr 2024 müsste dafür dann zumindest wieder erfolgreicher verlaufen.

Tim Lüddecke

Bilder zur Partie Werder Bremen gegen RB Leipzig