Bundesliga (D)

Willig warnt: "Das wäre Wahnsinn"

VfB-Übergangstrainer erteilt Beck eine Einsatzgarantie

Willig warnt: "Das wäre Wahnsinn"

"Wir sind jetzt gierig und hungrig, weiterzumachen": Nico Willig.

"Wir sind jetzt gierig und hungrig, weiterzumachen": Nico Willig. imago images

Das aufwühlende Gefühl des ersten Bundesligaspiels auf der Bank ist anscheinend gar nicht so überwältigend, wie so mancher erwarten würde. Auch der Druck, von dem alle so gerne sprechen, habe sich bei Willig in Grenzen gehalten. "Druck ist das falsche Wort. Bei mir geht es darum, das Spiel zu gewinnen. Das ist bei der U 19 nicht anders als bei den Profis", erklärt der 38-Jährige, der gegen Gladbach beim 1:0 erfolgreich sein Projekt Klassenerhalt mit den VfB-Profis angegangen ist. "Die Anspannung und das Bauchgefühl vor dem Spiel war genau gleich. Das gilt auch für das Spiel." Einzig einen Unterschied gab es: "Die Spieler zu erreichen, ist schwerer, aber mein Körpergefühl ist das gleiche."

Das, so erwartet er, wird in Berlin nicht anders sein, wo die Stuttgarter am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) den nächsten Schritt zur Sicherung des Relegationsplatzes machen wollen. Ein Sieg und der VfB könnte (zumindest) mit den beiden Duellen gegen den künftigen Zweitligadritten planen. Dazu hat das 1:0 gegen Gladbach die Basis gelegt. Ein Erfolg, der für Willig allerdings nicht überzubewerten ist.

Spielersteckbrief Beck
Beck

Beck Andreas

Bundesliga - 32. Spieltag
mehr Infos
Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
74
2
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
70
3
RB Leipzig RB Leipzig
65

In den letzten zehn Minuten waren wir nur noch im Reaktionsmodus. Es war nur noch ein Daumendrücken. Auch von uns auf der Bank. Wir konnten keinen Einfluss mehr nehmen.

Nico Willig über Gladbach-Spiel

"Wir haben einen Schritt gemacht, einen Schritt. Nicht mehr und nicht weniger", warnt er und spricht offen über die weniger schillernde Seite der Stuttgarter Leistung aus der Vorwoche. "Das Lobenswerte an Gladbach war, dass wir eine sehr, sehr gute kämpferische Einstellung hatten. Das ist die Basis eines jeden Fußballspiels und von jedem zu erwarten. Aber es gab auch genügend Situationen, die wir spielerisch hätten besser lösen können, in denen wir zum Beispiel unsere Chancen im Strafraum hätten besser nutzen können."

Gentner vor Kader-Rückkehr

Daran habe er in dieser Woche, in der Kapitän Christian Gentner nach seiner Wadenverletzung ins Mannschaftstraining zurückgekehrt ist - er wird im Normalfall auch in den Kader zurückkehren -, intensiv gearbeitet, um das Zittern aus der Schlussphase gegen die Borussen nicht noch mal erleben zu müssen. "Wir sind uns einig, dass es teilweise ein Sieg mit Ach und Krach war. In den letzten zehn Minuten waren wir nur noch im Reaktionsmodus. Es war nur noch ein Daumendrücken. Auch von uns auf der Bank. Wir konnten keinen Einfluss mehr nehmen", bekennt der bisherige U-19-Trainer und fordert: "Wir müssen für solche Momente Lösungsansätze finden. Was geben wir der Mannschaft mit, welche Signale, welche Zeichen, welche klaren Zuständigkeiten? Das mussten wir in dieser Woche entwickeln und bearbeiten."

Der Sieg habe zwar alle "befreit, aber das Spiel war kein Weltklassespiel. Jetzt zu denken, es läuft von selbst, wäre Wahnsinn und widerspricht meinem Naturell." Diesem folgend, appelliert Willig an neu erweckte Instinkte. "Wir sind jetzt gierig und hungrig, weiterzumachen und darauf aufzubauen."

Willig schwärmt von Beck: "Hat die Spieler um sich herum besser gemacht"

Ob die Schwaben gegen Hertha BSC erneut mit einer unerwarteten Formation personeller und/oder taktischer Art aufwarten, will er nicht verraten. "Die Taktik gegen Gladbach hatte mit Gladbach zu tun. Wir wollten mit der Raute Räume schließen, die sie normalerweise suchen." Mit der eigentlichen Überraschung, dass Andreas Beck in der Mittelfeldraute halbrechts auflief. "Er hat uns als Signalspieler in dieser Rolle geholfen", wiederholt Willig. "Es ist nicht so, dass er eine 1,0 gespielt hat, aber er hat die Spieler um sich herum besser gemacht hat. Und dadurch die ganze Mannschaft."

Diese Ausgangsposition plant der VfB auch in der Hauptstadt. "Es geht wieder um den gleichen Ansatz, um taktische Flexibilität, um mit Hertha klarzukommen. Aber wir müssen für die Spieler auch eine Stabilität und Sicherheit entwickeln, durch die sie wissen, was zu tun ist." Mit Spielern der Marke Beck, dem der Coach eine Art Stammplatzgarantie erteilt. Man plane zwar nur "von Woche zu Woche. Aber er ist ein Signalspieler - und ich wünsche mir Signalspieler auf dem Platz."

Wer diese Stellung ebenfalls einnehme? Willig zögert, überlegt, grinst und sagt: "Alle Spieler. Alle haben die Chance, im Spiel Signale zu setzen. Auch wenn sie von der Bank kommen. Beck hat den Erststatus, all anderen können sich diesen Status erarbeiten."

George Moissidis