Bundesliga

Wimmer nach Abwehrschlacht zu neunt: "Kann der Mannschaft nur ein Riesenkompliment machen"

Austria rang Rapid zu neunt ein Remis ab

Wimmer nach Abwehrschlacht zu neunt: "Kann der Mannschaft nur ein Riesenkompliment machen"

Michael Wimmer coachte seine Mannschaft trotz zwei Platzverweisen zu einem Punktgewinn im Derby.

Michael Wimmer coachte seine Mannschaft trotz zwei Platzverweisen zu einem Punktgewinn im Derby. GEPA pictures

Die Ausgangslage hätte vor dem 341. Wiener Derby für die Austria kaum angespannter sein können. Mit dem schlechtesten Saisonstart seit 17 Jahren ging die Elf von Trainer Michael Wimmer ins Spiel. Und obwohl die "Veilchen" mit zwei Ausschlüssen Rapid ein 0:0 abringen und damit einen Punktgewinn wie einen Sieg feiern konnten, steht der nächste Negativrekord fest: Es ist der schwächste Saisonstart der Austria seit 49 Jahren.

BUNDESLIGA - 9. SPIELTAG

Wimmer musste im Derby den gesperrten Lucas Galvao vorgeben, für ihn rückte Matteo Meisl in die Mannschat. Zudem bekam Marvin Potzmann den Vorzug gegenüber Hakim Guenouche. Nicht zur Verfügung stand außerdem Kapitän Manfred Fischer. Er hatte im Abschlusstraining einen Schlag erlitten. Wie schon im Cup durfte dadurch Muharem Huskovic von Beginn an ran.

Huskovic sollte auch nach wenigen Augenblicken in Erscheinung treten. Nach einem Holland-Freistoß aus halbrechter Position stand der junge Huskovic in der Mitte goldrichtig und drückte den Ball über die Linie. Nach minutenlangem VAR-Studium war klar, dass Gruber den Ball per Kopf verlängert hatte und Huskovic dabei im Abseits stand. Damit kein früher Treffer für die Austria und Glück für Rapid. "Es dauerte ewig. Ich weiß nicht, warum das immer so lange dauert bei uns in Österreich. Es ist schon echt mühsam, wenn du nach 50 Sekunden gefühlt fünf Minuten dastehst, deinen Rhythmus verlierst", ärgerte sich Reinhold Ranftl.

In der ersten Halbzeit hat man relativ gut gesehen, dass eine Verunsicherung bei uns da ist.

Trainer Michael Wimmer über das Auftreten seiner Elf in den ersten 45 Minuten

Durchgang eins kennzeichnete viel Hektik auf beiden Seiten gepaart mit vielen Ballverlusten im Spielaufbau. Mehr als einige wenige Halbchancen schauten für die Austria nicht dabei heraus. Einzig positiv: Auch defensiv ließ die Abwehrreihe um Marvin Martins wenig zu. "In der ersten Halbzeit hat man relativ gut gesehen, dass eine Verunsicherung bei uns da ist. Dass wir im eigenen Ballbesitz nicht so mutig waren, dass viele unnötige lange Bälle dabei waren und das Vertrauen in den eigenen Ballbesitz gefehlt hat", analysierte Wimmer.

Wirklich Fahrt nahm das Spiel unmittelbar nach der Pause auf. James Holland musste in Minute 52 mit Gelb-Rot vom Feld. Nach seinem hohen Bein gegen Leopold Querfeld hatte Schiedsrichter Alexander Harkam keine andere Wahl. Und auch zwei Minuten später zog der Unparteiische die gleiche Karte. Marco Grüll eilte Matthias Braunöder davon, der packte die Schere aus und wurde von Harkam mit glatt Rot vom Platz gestellt. Die Austria plötzlich nur noch zu neunt.

Ärger über Hofmann-Foul

Zum Ärger der Austria blieb die Rote Karte wenig später bei einem strittigen Foul an Dominik Fitz in der Hosentasche. Harkam entschied sich beim Einsteigen von Maximilian Hofmann nur für die Gelbe Karte, was Austria-Trainer Michael Wimmer missfiel: "Es sind beide Ausschlüsse berechtigt, aber das Foul an Dominik Fitz ... das war ein Tackling auf Kniehöhe, da ist es scheißegal, ob es eine Notbremse war oder nicht. Das war eine klare Rote Karte."

Die kicker-Elf des 9. Spieltags

Auch Ranftl sah genügend Argumente für einen Platzverweis, nahm Harkam aber in Schutz: "Im Spiel geht das alles recht schnell. Er hat gemeint, das wurde gecheckt. Es ist schwierig, das am Spielfeld zu sehen, weil es enorm schnell geht. Meiner Meinung ist es der letzte Mann, aber ich will da niemanden kritisieren. Dafür gibt es einen Schiedsrichter, für das wird auch gecheckt. Aber natürlich war letzte Woche eine klare Fehlentscheidung (Foul an Hakim Guenouche, Anm.) und heute war auch nicht alles so glücklich, deswegen hoffe ich, dass sich in den nächsten Wochen auch ein wenig zugunsten von uns ändert."

Wimmer: "Super funktionierende Truppe"

Neun Austrianer wehrten sich bis zum Schlusspfiff gegen eine Derby-Niederlage. Wirklich gefährlich konnte Grün-Weiß - bis auf eine Aktion durch den eingewechselten Thierry Gale - nicht werden. "Ich kann der Mannschaft nur ein Riesenkompliment machen. Zu acht können wir sehr leidenschaftlich verteidigen, so stell' ich mir das manchmal zu zehnt vor (lacht). Die Mannschaft hat unter Beweis gestellt, dass sie eine super funktionierende Truppe ist, dass der Teamgeist stimmt", zeigte sich Wimmer zufrieden mit der Defensivleistung und der Moral seiner Elf. "Wenn ich die Stimmung in der Kabine sehe, ist es so, dass es fast ist wie ein Sieg. Auch wenn es kein Sieg ist, hat die Mannschaft gezeigt, dass sie lebt."

Für mich war es keine Befreiung. Wir haben Unruhe, wir haben Diskussionen.

Austria-Trainer Michael Wimmer kennt trotz des wichtigen Punktgewinns den Ernst der Lage

Trotz aller Freude über den Punktgewinn in Unterzahl wies Wimmer erneut auf den Ernst der Lage hin: "Für mich war es keine Befreiung. Wir haben Unruhe, wir haben Diskussionen."

Zu denken gibt neben der dürftigen Punkteausbeute (sechs Zähler aus neun Spielen) auch die Torgefahr. Lediglich sechs Treffer gelangen der Austria bislang. Aus dem Spiel heraus war Violett überhaupt erst vier Mal erfolgreich. Die Abwesenheit eines echten Torjägers zeigte sich auch im ersten Durchgang im Derby einmal mehr sehr deutlich. Die Fußstapfen von Haris Tabakovic scheinen Offensivspielern wie Huskovic oder Gruber doch einige Nummern zu groß zu sein.

Michael Chudik