Bundesliga

"Wir kennen das Gewinnen besser als sie": Wie Salzburg den Druck auf Sturm erhöhen will

Serienmeister verpasst Heimsieg

"Wir kennen das Gewinnen besser als sie": Wie Salzburg den Druck auf Sturm erhöhen will

Flavius Daniliuc will mit seinem Team alles dafür tun, um Sturm wieder hinter sich zu bringen.

Flavius Daniliuc will mit seinem Team alles dafür tun, um Sturm wieder hinter sich zu bringen. GEPA pictures

Würde man sich nicht mit dem österreichischen Fußball auseinandersetzen, hätte man in den ersten 45 Minuten im Topspiel zwischen Red Bull Salzburg und Sturm Graz nicht gewusst, welches der beiden Teams seit Jahren den Ton angibt. Der Serienmeister aus der Mozartstadt hatte am Sonntag im ersten Durchgang stark mit den eigenen Ansprüchen zu kämpfen. Bereits nach etwas mehr als einer halben Stunde lagen die Salzburger vor eigener Kulisse mit 0:2 zurück und wäre der Gegner aus der steirischen Landeshauptstadt nicht so fahrlässig mit seinen Chancen umgegangen, hätte dieser Rückstand zum Pausenpfiff auch weitaus höher ausfallen können. "So ein frühes Gegentor in einem Spitzenspiel macht natürlich etwas mit der Mannschaft. Wir haben aber zu lange gebraucht, um das zu verarbeiten", musste Coach Onur Cinel auf der Pressekonferenz nach dem Spiel feststellen.

Meistergruppe - 29. Spieltag

Der frühe Gegentreffer durch Alexander Prass, der einst selbst für den Nachwuchs der Salzburger am Ball war, schockte den aktuellen Tabellenzweiten sichtlich. "Dieses Gegentor hat uns den Glauben und die Intensität genommen", erklärte Cinel, betonte aber auch: "Das müssen wir früher wegstecken. Das Loslösen von diesem Rückschlag hat einfach zu lange gedauert." Laut dem Neo-Coach der Bullen, der erst vor 14 Tagen die Nachfolge von Gerhard Struber antrat, musste er mit seinen Profis während der Halbzeitpause nicht zu hart ins Gericht gehen: "Die Jungs wussten selbst, woran es lag. Sie haben sofort gewusst, was sie besser machen müssen. In der ersten Halbzeit haben wir das aber nur gewusst, in der zweiten Halbzeit konnten wir das dann auch umsetzen."

Daniliuc sieht Sturm unter Zugzwang

In der zweiten Hälfte zeigten die Hausherren in der Tat ein völlig anderes Gesicht, überzeugten mit spielerischen Lösungen nach vorne sowie einem mutigen Auftritt und erzielten noch den verdienten Ausgleich. "Das war top. Von so einer Halbzeit brauchen wir in den restlichen Spielen noch sechs Stück", meinte Cinel, der auf die Reaktion seiner angeschlagenen Truppe stolz war: "Hier konnten wir unseren Fußball spielen, uns vom Ergebnis lösen und hätten auch drei Tore schießen können. Da haben die Jungs gezeigt, dass sie am Punkt sind, wenn es darauf ankommt." Der 38-Jährige ging sogar so weit, dass nach dem Zwei-Tore-Rückstand noch mehr als "nur" der Punktgewinn gegen Sturm herausspringen hätte können: "Aufgrund der zweiten Halbzeit hätten wir den Sieg verdient gehabt."

Nicht nur Prass überzeugt: Die Noten zum Spitzenspiel zwischen Salzburg und Sturm

Abwehrspieler Flavius Daniliuc nahm in der "Mixed Zone" ebenfalls die positiven Aspekte aus dem Duell gegen die Grazer mit: "Das Meisterschaftsrennen bleibt offen. Es liegt jetzt an uns, diese Reaktion aus der zweiten Halbzeit in die nächsten Spiele mitzunehmen. Wir müssen einfach abgeklärter sein, dürfen das Spiel nicht so starten, vor allem, weil wir motiviert und überzeugt aus der Kabine gekommen sind. Am Ende des Tages geht es darum, die zweite Halbzeit als Beispiel dafür zu nehmen, wofür der FC Red Bull Salzburg steht." Zwar sei man laut des Abwehrspielers trotz des Moralpunktes "enttäuscht, weil wir gewinnen wollten", den Druck sieht die Leihgabe von US Salernitana aber nun vielmehr bei den Schwarz-Weißen aus Graz: "Wir müssen auf uns schauen, drei Spiele gewinnen und dann liegt der Druck bei ihnen, weil sie auch noch drei Spiele gewinnen müssen. Wir kennen das Gewinnen besser als sie."

Zumal die Steirer mit dem Cupfinale gegen Rapid (Mittwoch, 17 Uhr, LIVE! bei kicker) eine zusätzliche Belastungskomponente im Vergleich zum Serienmeister haben, der in der aktuellen Saison nur mehr um die Meisterschaft spielt. Hierbei haben die erfolgsverwöhnten Salzburger aber erstmals seit langer Zeit mit dem Gefühl zu kämpfen, es nicht selbst in der eigenen Hand zu haben. Cinel sieht darin kein großes Problem und versprühte aufgrund der Leistungssteigerung seiner Mannschaft im zweiten Durchgang vielmehr Zuversicht: "Man hat gespürt, dass Leben drinnen ist. Dementsprechend ist meine Gefühlslage ganz gut, weil ich da etwas gesehen habe, was ich die letzten vier Halbzeiten davor nicht sehen konnte. Das gibt uns viel Energie und daher glauben wir daran. Das müssen wir jetzt aber auch auf den Platz bringen."

Die nächste Chance bietet sich am kommenden Sonntag, wo Salzburg auswärts auf den SK Rapid (17 Uhr, LIVE! bei kicker) trifft. Dann wird man tunlichst versuchen, zwei überzeugende Halbzeiten an den Tag zu legen, andernfalls könnten die Meisterschaftsträume auch schon in der österreichischen Bundeshauptstadt zerbröseln.

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Maximilian Augustin

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