kicker: Nur eine Niederlage und sieben Gegentore in elf Spielen, Platz drei nach mehr als der Hälfte der Hinrunde. Verraten Sie uns das Geheimnis des SVWehen Wiesbaden, Herr Lanzaat?
Quido Lanzaat: Wir spielen brutal konstant. Wir stehen kompakt. Wir wissen, was wir zu tun haben – auch wenn es nicht immer leicht ist, unser Ding durchzuziehen. Wir schießen nicht viele Tore, kriegen aber noch weniger. Wir leben momentan von unserer guten Stimmung.
kicker: Wie muss man sich das vorstellen?
Lanzaat: Wir haben einen überragenden Start hingelegt und eine gewisse Atmosphäre geschaffen, in der sich alle wohlfühlen. Ja, man kann gar von Euphorie sprechen, aus der wir unser Selbstvertrauen ziehen. Und das wollen wir nun so lange wie möglich.
kicker: Sind Sie selbst nicht etwas überrascht, dass es so gut läuft?
Lanzaat: Ein bisschen vielleicht. Es ist einfach großartig, wenn die Leute staunen: "Hey, was ist denn in Wiesbaden los?" Wir sind momentan wieder für die Leute interessant. Nehmen wir mal das Beispiel Florian Hübner. Wenn wir irgendwo im unteren Tabellendrittel liegen würden, hätte er vielleicht keine Einladung zur U-20-Nationalmannschaft bekommen. Es geht momentan für uns alle um etwas. Die Jungen erspielen sich Aufmerksamkeit, wir Älteren spielen um eine Vertragsverlängerung. Und wer weiß, was wir alle zusammen schaffen können. Wir können froh sein, einen Trainer wie Gino Lettieri zu haben.
Wenn wir fünf Spieltage vor dem Saisonende noch dort stehen, wo wir jetzt stehen, haben wir sehr viel richtig gemacht.
Quido Lanzaat
kicker: Was macht Lettieri anders als andere Trainer?
Lanzaat: Lettieri mag vielleicht nicht die Erst- und Zweitligaerfahrung anderer Trainer haben, aber hat eine sehr hohe Kompetenz, wenn es darum geht, den Spielern zu vermitteln, was er von ihnen will. Ich habe schon so viele Trainer erlebt, bei denen das nicht der Fall war. Diese Mannschaft trägt klar die Handschrift Lettieris. Die Spieler verstehen den Trainer und seine Spielidee.
kicker: Was trauen Sie dem SVWW zu?
Lanzaat: Ich hoffe vieles. Wenn wir fünf Spieltage vor dem Saisonende noch dort stehen, wo wir jetzt stehen, haben wir sehr viel richtig gemacht. Es wäre doch ein Traum für das Rhein-Main-Gebiet, wenn es so weitergehen würde. Mainz an der Spitze der Bundesliga, Frankfurt gut dabei, Offenbach und Wiesbaden ganz oben in der 3. Liga...Hier ist auf jeden Fall einiges los.
Interview: Henning Kunz