Bundesliga

Wlodarczyk im Interview: "Sturm hat einen Plan für mich"

Der Angreifer spricht über seinen Wechsel nach Graz

Wlodarczyk im Interview: "Sturm hat einen Plan für mich"

Szymon Wlodarczyk geht ab sofort für Sturm auf Torjagd.

Szymon Wlodarczyk geht ab sofort für Sturm auf Torjagd. GEPA pictures

Herr Wlodarczyk, Sie sind seit rund einer Woche bei Sturm und haben gleich in Ihrem ersten Testspiel gegen Backa Topola ein Tor erzielt. Wie haben Sie sich in Graz eingelebt?

Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Es gibt schon in den Trainingseinheiten einen großen Unterschied im Vergleich zu meiner Zeit in Polen. Aber ich denke, dass ich es bis jetzt okay mache. Natürlich bin ich auch froh darüber, dass wir das Testspiel gewonnen haben und ich gleich mit meinem ersten Schuss anschreiben konnte. Ich hoffe, dass es in der Liga auch so sein wird. Ich freue mich auf die weitere Vorbereitung und den Saisonstart.

Was sind die größten Unterschiede zwischen Sturm und Ihrem jüngsten Arbeitgeber Gornik Zabrze?

Vor allem die Intensität. Außerdem verfügen die Spieler hier über mehr Qualität am Ball. Dadurch ist das Tempo bei Sturm höher. Wir haben zwar auch in Polen hart trainiert, aber diese Unterschiede habe ich schon bemerkt.

Dem Vernehmen nach sollen bereits im Winter unter anderem Anderlecht, Celtic Glasgow und Freiburg an Ihnen interessiert gewesen sein. Warum haben Sie sich nun für einen Wechsel zu Sturm entschieden?

Sturm hat einen Plan für mich. Der Verein mag es, junge Stürmer auszubilden. Das hat man bereits in der Vergangenheit gesehen. Außerdem glauben die Verantwortlichen, dass ich dem Klub weiterhelfen kann. Deswegen habe ich mich für Sturm entschieden. Ich wollte jetzt noch nicht auf allerhöchstem Niveau spielen, sondern zuerst den nächsten Schritt machen. Ich bin sehr froh darüber, dass ich in diese Liga gekommen bin und mich hier weiterentwickeln kann. Hier kann ich ein besserer Spieler werden und mich dem höchstem Level annähern.

Sie haben es bereits angedeutet: Welche Rolle spielte der Umstand, dass mit Kelvin Yeboah und Rasmus Höjlund in der jüngeren Vergangenheit gleich zwei Angreifer des SK Sturm den Sprung in die große Fußballwelt schafften? Auch um Emanuel Emegha gibt es aktuell ja einige Gerüchte.

Das ist die Philosophie von Sturm. Der Klub bildet junge Stürmer aus und verkauft sie für viel Geld. Daher haben die von Ihnen angesprochenen Abgänge natürlich auch zu meinem Wechsel beigetragen. Auch die Gerüchte um Emanuel zeigen, dass das kein Zufall ist. Ich hoffe, dass ich eine ähnliche Entwicklung hinlegen kann. Daran denke ich derzeit aber nicht, weil meine Reise hier gerade erst beginnt und ich jetzt keinen Gedanken daran verschwende, den Verein in Zukunft einmal zu verlassen. Ich werde einfach in jedem Training und in jedem Spiel mein Bestes geben. Dann wird man schon sehen, was passiert.

Wenn ich ständig daran denken würde, dass ich einer der teuersten Neuzugänge aller Zeiten bin, könnte ich meine Leistung nicht zu 100 Prozent abrufen. Daher setze ich mich diesem Druck nicht aus.

Szymon Wlodarczyk

Für all jene, die den polnischen Fußball nicht so aufmerksam verfolgen: Wie würden Sie sich als Spielertyp beschreiben?

Meine Intensität beim Anlaufen ist hoch, das will der Verein auch von mir sehen. Darüber hinaus gehe ich gerne in Sprintduelle und kämpfe um jeden Ball. Ich weiß, wie man Tore macht und wie ich mich bei Hereingaben zu positionieren habe. Ich bin im Strafraum gefährlich und fühle mich aufgrund meiner Größe auch bei Kopfbällen gut. Das sind meine größten Stärken, die die Sturm-Fans von mir sehen werden.

In welchen Bereichen haben Sie den größten Aufholbedarf?

Ich bin immer noch ein junger Spieler. Vor allem im Spiel gegen den Ball muss ich mich noch verbessern. Ich denke, dass ich das Schritt für Schritt auch schon mache. Außerdem muss ich schneller Entscheidungen treffen, weil ich im Spiel nicht immer so viel Zeit haben werde.

Sturm gab für Sie kolportierte 2,5 Millionen Euro aus, Sie sind damit einer der teuersten Transfers der Vereinsgeschichte. Inwieweit erhöht dieser hohe Betrag den Druck auf Sie?

Wenn ich ständig daran denken würde, dass ich einer der teuersten Neuzugänge aller Zeiten bin, könnte ich meine Leistung nicht zu 100 Prozent abrufen. Daher setze ich mich diesem Druck nicht aus. In der vergangenen Saison bei Gornik Zabrze stand ich auch unter Zugzwang und konnte damit umgehen. Jetzt bin ich hier und will mich einfach auf meinen Job konzentrieren. Wenn ich Fehler mache, werde ich nicht zu viel darüber nachdenken, sondern einfach versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Es ist unnötig, sich selbst zu viel Druck zu machen. Denn dann wird man nicht der Spieler, der man sein könnte.

Setzen Sie diesbezüglich auch auf die Hilfe eines Mentaltrainers?

In Polen habe ich mit einem Mentaltrainer zusammengearbeitet. Ich denke, das ist im Fußball ganz wichtig, weil es so viele Auf und Abs gibt. Mentaltrainer sind ja dafür da, dass sie einem weiterhelfen und ich habe das Gefühl, dass sich mein Blick auf die Dinge dadurch verändert hat. Mir geht es mental gut und ich bin bereit für die neue Aufgabe. Wenn es nicht so wäre, wäre ich immer noch in Polen. Ich werde aber natürlich weiter an mir arbeiten.

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Mit Robert Lewandowski verfügt Polen über einen der besten Mittelstürmer der Welt. Ist er für Sie eine Art Vorbild und was können Sie von einem Spieler wie ihm lernen?

Dass wir mit Robert Lewandowski einen der besten Stürmer der Welt haben, ist eine der besten Sachen, die mir passieren konnte. Er spielt für eine der größten Mannschaften der Welt und wir sind sehr stolz darauf, dass er Polen auf dieser großen Bühne repräsentiert. Er ist ein Weltklassespieler. Ich kann alles von ihm lernen. Das betrifft sein Positionsspiel, den Abschluss, seine Ballbehandlung und noch viel mehr. Das ist ein anderes Niveau. Ich hoffe, dass ich eines Tages mit ihm im Nationalteam oder sogar auf Klubebene zusammenspielen kann. Ich würde seine Qualitäten gerne einmal live erleben.

Sie haben ihn also noch nicht getroffen?

Nein.

In fünf Spielen für die polnische U-21-Nationalmannschaft erzielten Sie vier Treffer. Wie weit ist der erste Einsatz für das A-Nationalteam aus Ihrer Sicht noch entfernt?

Meine guten Leistungen in der U 21 haben mich sicher näher an die A-Nationalmannschaft herangeführt. Ich denke, dass ich mich bei Sturm weiter in die Auslage spielen kann. Diese Liga ist für jeden Spieler gut. Viele Teams spielen in internationalen Bewerben. Salzburg ist jedes Mal in der Champions League dabei und auch Sturm hat in diesem Jahr die Möglichkeit dazu. Wir sind definitiv in einer Gruppenphase, das gibt auch mir einen Boost. Es kommt auf mich und meine Beine an, wie ich performen werde. Wenn ich das gut mache, werde ich auch im Nationalteam eine Chance bekommen.

Wie relevant war es für Ihre Entscheidung, dass Sturm in der nächsten Saison fix in einer europäischen Gruppenphase spielen wird?

Natürlich sehr relevant. Jeder Spieler will sich auf der internationalen Bühne zeigen. In meiner Jugend hat Legia Warschau in der Champions League gegen Borussia Dortmund und Real Madrid gespielt. Ich habe mir schon damals gedacht, dass ich das auch selbst einmal erleben möchte. Die Atmosphäre ist großartig und man kann sich selbst auf höchstem europäischen Niveau messen. Daher hat das bei meinem Wechsel auch eine Rolle gespielt, weil das eine sehr gute Möglichkeit für mich ist. Das war aber nicht das Entscheidende. Das Wichtigste war, dass ich jetzt in einem besseren Team bin und die Verantwortlichen in mir Potential sehen. Sie glauben an mich.

Salzburg ist der große Favorit, aber es wird enger und enger. Ich denke, dass dieses Jahr einiges möglich ist.

Szymon Wlodarczyk

Insbesondere Salzburg sorgte in der jüngeren Vergangenheit auch in der Champions League für Furore. Wie blickt man in Polen auf den österreichischen Klubfußball?

Ich weiß nicht, wie es auf dem Platz sein wird, aber die österreichische Liga scheint von außen betrachtet sehr hart zu sein. Salzburg ist immer in der Champions-League-Gruppenphase dabei und erreichte einmal (2021/22, Anm.) sogar das Achtelfinale. Das ist schon sehr gut. Sturm war die vergangenen beiden Jahre in der Europa League und ist im vergangenen Jahr punktgleich mit den drei anderen Teams mit acht Punkten in der Gruppenphase ausgeschieden. Was soll man da machen? (lacht) In Polen ist das anders. In der vergangenen Saison gab es für den polnischen Fußball einen großen Erfolg, weil Lech Posen das Conference-League-Viertelfinale erreichte und dort gegen den späteren Finalisten AC Florenz gut mitgehalten hat (Gesamtscore von 4:6, Anm.). Aus meiner Sicht steht der österreichische Fußball für die Weiterentwicklung junger Spieler. Ich bin noch jung und aus genau diesem Grund zu Sturm gekommen.

In der Liga gab es an Salzburg zehnmal in Folge kein Vorbeikommen. Trauen Sie es Ihrer Mannschaft zu, diese Serie in der kommenden Spielzeit zu beenden?

Ja, wir können das schaffen. Salzburg hat die Liga lange dominiert und war so oft hintereinander Meister, eines Tages muss diese Serie auch einmal vorbei sein. In der vergangenen Saison hat Sturm den Cup gewonnen und auf dem Weg zum Titel Salzburg besiegt. Ich habe auch mit den Jungs gesprochen und sie haben mir gesagt, dass sie auch in der Liga eine gute Chance gehabt hätten, wenn sie ein direktes Duell gegen Salzburg gewonnen hätten. Warum nicht in dieser Saison? Salzburg ist der große Favorit, aber es wird enger und enger. Ich denke, dass dieses Jahr einiges möglich ist.

Zum Abschluss eine nicht ganz ernst gemeinte Frage: Unter einigen Sturm-Anhängern herrscht die Sorge, dass sie Ihren Nachnamen beim Torjubel nicht richtig aussprechen können. Können Sie den Fans diese Angst nehmen?

Vielleicht wird es beim ersten Mal für die Fans etwas schwierig sein. Ich hoffe, dass es von Spiel zu Spiel leichter wird. Für mich ist es nicht so schwer (lacht). Aber ich denke, dass sie mich einfach "Wloda" nennen werden.

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