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WM am Dienstag: Mertesackers Eistonne, Pinillas Tattoo

Herrera soll Mexiko-Coach bleiben - Keshi kritisiert Schiedsrichter

WM am Dienstag: Mertesackers Eistonne, Pinillas Tattoo

Niedergeschlagen: Gary Medel (#17) nach dem WM-Aus von Chile.

Niedergeschlagen: Gary Medel (#17) nach dem WM-Aus von Chile. Getty Images

+++ Medel muss wochenlang pausiern +++

Er war eine der Persönlichkeiten der chilenischen Nationalmannschaft bei dieser WM: Gary Medel, auch liebevoll "Pitbull" genannt, verschaffte sich mit seinem unermüdlichen Einsatz viele Sympathien, nicht nur bei den Fans der Roja. Unvergessen dürfte sein dick bandagierter Oberschenkel aus dem Achtelfinale gegen Brasilien (2:3 i. E.) bleiben. Damals musste der Innenverteidiger, der schon angeschlagen ins Match gegangen war, verletzungsbedingt und unter Tränen ausgewechselt werden. "Ich habe noch nie mit solchen Schmerzen gespielt", sagte der Abwehrmann, der nun auch die Diagnose bekam: Riss in der linken Oberschenkelmuskulatur, das berichtet die Zeitung "El Mercurio". Das heißt auch, dass ihm eine Pause von vier bis sechs Wochen bevorsteht.

+++ Schlag gegen Schwarzmarkthandel +++

Die brasilianische Polizei hat in einem Hotel in Rio de Janeiro zugeschlagen und drei Personen festgenommen, die illegal WM-Tickets zu einem Vielfachen des Originalpreises verkaufen wollten. Medienberichten zufolge handelt es sich um zwei US- Amerikaner und eine Italienerin, bei denen die Beamten rund 200 Eintrittskarten fanden. Sie wollten Tickets im Wert von 175 Dollar zu einem Preis von 1172 Dollar (rund 860 Euro) verkaufen. Ein anonymer Hinweis hatte die Sicherheitsbehörden auf das Trio aufmerksam gemacht. Seit WM-Anpfiff geht die brasilianische Polizei verstärkt gegen den Schwarzmarkthandel vor und hat bereits dutzende Händler festgenommen.

+++ Mertesacker und die Eistonne +++

Für Diskussionsstoff sorgte nicht nur der über weite Strecken mäßige Auftritt der deutschen Mannschaft gegen Algerien (2:1 n.V.), sondern auch vor allem eine Reaktion nach dem Spiel. Im ZDF-Interview reagierte Per Mertesacker unmittelbar nach Spielende gereizt ("Was wollen Sie von mir? Völlig egal wie, Hauptsache wir sind im Viertelfinale."). ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz sah sich zu einem Statement veranlasst: "Es war ein Interview in einer besonders extremen Situation. Man kann für beide Akteure Verständnis haben. Boris Büchler hat journalistisch korrekt gefragt, Per Mertesacker hat nachvollziehbar emotional reagiert. Man sollte auf keinen Fall Grundsätzliches hineininterpretieren." Per Mertesacker nimmt das Ganze mit etwas Abstand mit Humor. Am Dienstag twitterte er eine Replik auf seine eigene Aussage. "Jetzt lege ich mich erstmal drei Tage in die Eistonne, dann analysieren wir das Spiel und dann sehen wir weiter", hatte er gemeint. Einen Tag später verschickte er ein entsprechendes Bild von sich mit dem Kommentar: "Eistonne Tag 1 ... läuft !"

+++ Keller und Heldt unterstützen Höwedes +++

Schalkes Trainer Jens Keller stärkt seinem Spieler Bendedikt Höwedes den Rücken. "Die Kritik an Benedikt ist eine Frechheit. Er macht seine Sache sehr ordentlich, macht den Raum hinten zu und ist aggressiv am Mann. Ich kann überhaupt nicht mit der Kritik leben", äußerte Keller in einem Sky-Interview sein Unverständnis für die Kritik an dem bei der WM dauerhaft auf der linken Abwehrseite eingesetzt Akteur. S04-Sportvorstand Horst Heldt stimmt zu: "Benedikt steht zu Unrecht in der Kritik. Er kriegt eine Aufgabe vom Bundestrainer, die er ganz hervorragend erfüllt. Benedikt ist eher ein Gewinner der WM, weil im Vorfeld nicht damit zu rechnen war, dass er vier Spiele in Folge über 90 Minuten macht."

+++ Ein Porsche für Djabou +++

Stolze Prämie für Abdelmoumene Djabou. Der 27-Jährige von Club Africain Tunis darf sich trotz der 1:2-Achtelfinalniederlage gegen Deutschland noch über ein Happy End freuen. Ein algerischer Geschäftsmann versprach jedem algerischen Spieler, der gegen die deutschen Nationalmannschaft ein Tor schießt, einen Porsche Cayenne. Djabou sorgte in der Nachspielzeit der Verlängerung für den Anschlusstreffer.

+++ Pinilla lässt sich Chiles Lattentreffer tätowieren+++

Mauricio Pinilla hat sich seinen Last-Minute-Lattenkracher Sekunden vor der Verlängerung gegen Brasilien auf der Haut verewigen lassen. Der 30-jährige Stürmer, der unzählige Tattoos besitzt, hat sich Szene der vergebenen Großchance auf den Rücken tätowieren lassen - zusammen mit dem Schriftzug "One centimeter from glory" (Ein Zentimeter vom Ruhm entfernt). Gegenüber der chilenischen Tageszeitung "La Tercera" bestätigte Tätowierer Marlo Parra das Tattoo: Pinilla wollte die Verewigung, weil es sich um eine "unauslöschliche Wunde" und einen "wichtigen Meilenstein" handle.

+++ Kroos: Freistoß-"Trick" war einstudiert +++

Die ganze Welt amüsiert sich über Deutschlands Slapstick-Einlage: Die Szene aus der 88. Minute, als bei einem deutschen Freistoß aus 22 Metern Entfernung Thomas Müller losläuft, ins Straucheln gerät, hinfällt, sich wieder aufrappelt und an der algerischen Mauer vorbei in den Strafraum eindringt erregt die Gemüter. Toni Kroos, der den Ball anschließend in die Mauer chippte, gab in der Mixed-Zone zu: "Das war einstudiert, im Training hat das auch immer geklappt. Wenn es aber nicht funktioniert, sieht das scheiße aus." Auch "Hinfaller" Müller gab im ZDF zu: "Ich fand es eine gute Variante, das war schon bewusst so."

+++ Mexico: Herrera soll bleiben +++

Mexicos Nationaltrainer Miguel Herrera soll trotz des unglücklichen Ausscheides im Achtelfinale einen langfristigen Vertrag bis 2018 erhalten. "Der Tisch ist gedeckt, damit alles in den nächsten vier Jahren so bleibt, wie es ist", sagte der Sportdirektor des mexikanischen Fußballverbandes, Hector Gonzalez Iñarritu, nach der Rückkehr der Mannschaft am Montagabend in Mexiko-City: "Für uns ist die Kontinuität das Ideale." Herrera und sein Team wurden von tausenden Menschen am Flughafen begrüßt. Die Fans sangen das Volkslied "Cielito Lindo". Auf die Frage, ob Herrera bereits Angebote aus dem Ausland habe, entgegnete der kultisch verehrte Übungsleiter: "Mexiko wird für mich immer Priorität haben." Es gehe nicht darum, ob ihm im Ausland mehr Geld geboten werde: "Es geht um die Liebe für dein Land." Herrera hatte "El Tri" erst während der WM-Play-Off-Spiele gegen Neuseeland übernommen.

Wenn die Laus zum Vulkan wird: Herrera wird handgreiflich

War sichtlich mit der Leistung des Unparteiischen nicht zufrieden: Nigerias Stephen Keshi.

War sichtlich mit der Leistung des Unparteiischen nicht zufrieden: Nigerias Stephen Keshi.

+++ Keshi kritisiert Schiedsrichter +++

Nach der 0:2-Niederlage gegen Frankreich hat Nigerias Trainer Stephen Keshi den Schiedsrichter für das WM-Aus seiner Mannschaft verantwortlich gemacht. "Er war deutlich gegen uns, und seine Entscheidungen haben das Ergebnis der Spiels ausgemacht", wetterte der zurückgetretene Coach in der Zeitung "Punch". "Welchen Grund hatte er, unser Tor nicht anzuerkennen?", so Keshi mit Blick auf die Szene in der 19. Minute, als Emmanuel Emenike haarscharf im Abseits stehend das vermeintliche Führungstor erzielte. Die Zeitungen machten hingegen die Super Eagles für das Achtelfinal-Aus verantwortlich: "Die afrikanischen Meister sind selbst schuld, denn sie kontrollierten das Spiel über weite Teile, haben es aber nicht geschafft, den Ballbesitz in einen Sieg zu verwandeln", so "Punch". Die Zeitung "Daily Trust" urteilte: "Nigeria sah in der ersten Halbzeit besser und zielgerichteter aus. Das Team brachte den Gegner schon nach kurzer Zeit in Bedrängnis". Die "Nigerian Tribune" schrieb derweiil von einer "grausamen Niederlage".

+++ Japans Ex-Coach Zaccheroni erwägt Karriereende +++

Nach seinem Rücktritt als japanischer Nationaltrainer erwägt der Italiener Alberto Zaccheroni das Ende seiner über 30-jährigen Trainer-Karriere. "Ich habe meine Leidenschaft für den Fußball nicht verloren, aber der Abschluss meiner Laufbahn ist für mich eine Option", sagte der 61-Jährige vor seiner Abreise aus Japan. Zaccheroni arbeitet seit den frühen 80er Jahren als Coach im Profi-Geschäft. Sein größter Erfolg war 1999 der Gewinn der italienischen Meisterschaft mit dem AC Mailand. Zu seinen weiteren Stationen vor seinem bislang einzigen Auslandsengagement in Japan gehörten Lazio Rom, Inter Mailand und Juventus Turin.

+++ Van Basten verteidigt Taktik und glaubt an den Titel +++

Der ehemalige Bondscoach Marco van Basten glaubt an den WM-Titel und verteidigt die defensive Spielweise der Elftal.

Der ehemalige Bondscoach Marco van Basten glaubt an den WM-Titel und verteidigt die defensive Spielweise der Elftal. Getty Images

Hollands ehemaliger Bondscoach Marco van Basten glaubt daran, dass die Elftal den Titel holen kann und stärkte Trainer Louis van Gaal den Rücken: "Oranje kann Weltmeister werden. Das ist Fakt", erklärte der neue Alkmaar-Coach beim ersten Training mit der Mannschaft. Die Kritik an der defensiven Spielweise van Gaals kann der 49-Jährige hingegen nicht nachvollziehen. "Es gibt zwei Gruppen in den Niederlanden. Die eine ist für ein effektives Spiel, die anderen für ein schönes. Ich bin für das Erste, wenn wir mit effektivem Spiel Weltmeister werden können", gab sich van Basten pragmatisch.

+++ KNVB-Vorsitzender kritisiert Blatter +++

Der Vorsitzende des königlich-niederländischen Fußballverbandes KNVB, Michael van Praag, hat wiederholt Kritik an FIFA-Präsident Sepp Blatter geäußert. In der TV-Sendung "VI Oranje" des Senders RTL sagte van Praag, dass er wie beim FIFA-Kongress vor einigen Wochen in Brasilien weiterhin gegen eine Wiederwahl Blatters sei und kritisierte den FIFA-Chef hart: "Ich empfinde ihn als einen bedauernswerten Mann, der nicht über so viel Selbsterkenntnis verfügt und der es auch nicht begreift, dass es besser für ihn wäre, die FIFA im nächsten Jahr auf eine würdige Manier zu verlassen. Er baut ab." Van Praag forderte, dass UEFA-Präsident Michel Platini zur Wahl antreten solle und schoss gegen Blatter weiter scharf: "Der Mann ist es nicht gewöhnt, dass ihn jemand aus seinem Umfeld so etwas sagt. Dass er weitermachen möchte, zeigt, dass er ein Brett vor dem Kopf hat. Das finde ich schade. Das muss beendet werden."

+++ Präsidentin Rousseff: "Beste WM der Geschichte" +++

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff hat ein überschwängliches WM-Zwischenfazit gezogen. Das Land habe einen großen Sieg über alle "Pessimisten" gefeiert, die vor dem Turnier vor "Unruhe, Chaos und Kriminalität" gewarnt haben, erklärte das Staatsoberhaupt. "Lange Zeit wurde gesagt, es würde keine WM geben. Andere sagten, die Stadien oder Flughäfen würden nicht fertig. Wieder andere sagten, in Brasilien gäbe es Infektionskrankheiten oder Stromausfälle" so Rousseff bei der Einweihung eines Krankenhauses: "Nichts von alledem geschah. In Wirklichkeit sind wir der Gastgeber der besten Weltmeisterschaft der Geschichte. Nicht nur wegen der Anzahl der erzielten Tore."

Bilder zur Partie Deutschland - Algerien

Bilder zur Partie Frankreich - Nigeria