Bundesliga (D)

Wolf und das Torwart-Roulette

Bremen: Dritte Hüft-OP beim Keeper

Wolf und das Torwart-Roulette

Will nichts hören vom Karriereende: Werder-Schlussmann Raphael Wolf muss erneut unters Messer.

Will nichts hören vom Karriereende: Werder-Schlussmann Raphael Wolf muss erneut unters Messer. imago

Wer auf die Liste des Kaders bei Werder Bremen schaut, könnte beim ersten Blick einen Schreck bekommen. Gleich sechs Torleute sind dort aufgelistet, was nicht gerade für eine optimale Besetzung dieser Position spricht. Es ist das Dauerthema an der Weser, seit den Zeiten eines nach Freiburg abgewanderten und inzwischen für Greuther Fürth spielenden Sebastian Mielitz, erst recht seit den Turbulenzen im Winter vor einem Jahr.

Werder und die Planstelle zwischen den Pfosten: Nach dem Abgang von Tim Wiese herrscht hier Unruhe, wenn nicht gar Konfusion. Zwar ist Felix Wiedwald mittlerweile die klare Nummer eins, konnte auch sein zwischenzeitliches Tief zu Beginn der Rückrunde überwinden und den verloren gegangenen Kredit wieder zurückgewinnen. Doch die Besetzung hinter dem Platzhirschen Wiedwald bleibt weiterhin offen.

Spielersteckbrief Wolf
Wolf

Wolf Raphael

Spielersteckbrief Wiedwald
Wiedwald

Wiedwald Felix

Spielersteckbrief Zetterer
Zetterer

Zetterer Michael

Spielersteckbrief Oelschlägel
Oelschlägel

Oelschlägel Eric

Spielersteckbrief Tremmel
Tremmel

Tremmel Gerhard

Spielersteckbrief Husic
Husic

Husic Raif

Wechselspiel mit Wiedwald

Für die unsichere Situation ist in erster Linie das Verletzungspech verantwortlich, das die Hanseaten in jüngster Vergangenheit mehrfach getroffen hat. Pechvogel Nummer eins ist dabei Raphael Wolf, der einst Mielitz im Tor abgelöst hat, inzwischen indes von Wiedwald verdrängt worden ist. Es hat diesen erwarteten Konkurrenzkampf mit dem aus Frankfurt zurückgekehrten verlorenen Sohn nie gegeben, weil Wolf sich nicht stellen konnte. Die Hüfte warf den 27-Jährigen aus der Bahn, bei dem die Fortsetzung der Laufbahn am seidenen Faden hängt.

Neulich musste sich Wolf erneut einer Operation an der Hüfte unterziehen, inzwischen der dritte Eingriff an dieser Stelle, seiner Achillesferse. Droht ihm das Karriereende? "Völliger Quatsch", sagte Wolf gegenüber der Bild auf derartige Erkundigungen, als er in dieser Woche mal wieder an Krücken ins Stadion humpelte. Sein Trainer sorgt sich unterdessen um die Gesundheit seines Schützlings, den er so lange nicht einplanen konnte. "Hoffentlich wird Raphael wieder ganz gesund. Ich hoffe, dass seine Karriere nicht zu Ende geht", kommentierte Viktor Skripnik den neuerlichen Rückschlag bei dem Keeper, der es auf 48 Bundesliga-Einsätze bringt. Der letzte liegt dabei schon recht weit zurück: Am 21. August des letzten Jahres spielte Wolf - für die U 23 beim 1:1 gegen Magdeburg.

Vorerst kann Wolf also nicht eingeplant. Erst im Sommer wird der Schlussmann wieder fit sein, möglicherweise rechtzeitig vor dem Start ins Vorbereitungsprogramm zur neuen Saison. Somit könnte er wieder eine Rolle spielen im Torwart-Roulette an der Weser.

Zetterer und Oelschlägel im Dunstkreis

Zur neuen Spielzeit, wenn alle Kandidaten günstigenfalls wieder einsatzfähig sind, werden die Karten neu gemischt. So sieht es auch Manager Thomas Eichin, der abwarten will, ob und wie sich neben Wolf auch Michael Zetterer, das 20-jährige Talent, zurückmelden wird. Zetterer, der bislang 31 Partien in der 3. Liga absolviert hat, hat seinen Kahnbeinbruch überwunden, inzwischen wurde ihm die eingesetzte Platte entfernt. Der aus Unterhaching geholte Keeper gilt als Wechsel auf die Zukunft, wenngleich Eichin auch Eric Oleschlägel (20), dem zweiten Nachwuchsmann, eine gewisse Klasse bescheinigt: "Ein guter Mann." Keine Rolle in den Überlegungen der sportlichen Leitung spielt hingegen mehr der ebenfalls 20 Jahre alte, vor zwei Jahren mit viel Vorschusslorbeeren verpflichtete Münchner Raif Husic, nur noch ein Platzhalter im Aufgebot.

Als Ersatz für Wiedwald, der am Dienstag seinen 26. Geburtstag feierte, fungiert bis zum Saisonende noch der im Winter von Swansea City geholte Gerhard Tremmel. Auf Wunsch des Trainers Skripnik, der mit einem erfahrenen Mann auf der Ersatzbank in die Rückrunde gehen wollte. Der 37-jährige Oldtimer, der zwischen 1999 und 2009 125 Erstligaspiele bestritt, ist zunächst ausgeliehen. Ob die Zusammenarbeit mit ihm verlängert wird, hängt von der Entwicklung bei den Kollegen ab. Eichin zum kicker: "Wir warten ab, wie sich alles entwickelt. Und treffen dann die notwendigen Entscheidungen."

Hans-Günter Klemm