Bundesliga (D)

Zu lange gewartet? Dauerhafter Misserfolg hat nichts mit Pech zu tun

Kommentar zum Kovac-Aus in Wolfsburg

Zu lange gewartet? Dauerhafter Misserfolg hat nichts mit Pech zu tun

Ende in Wolfsburg: Niko Kovac ist kein VfL-Trainer mehr.

Ende in Wolfsburg: Niko Kovac ist kein VfL-Trainer mehr. imago images/kicker

Seiner Mannschaft machte Niko Kovac schon seit Monaten keine Vorwürfe mehr, sie gebe schließlich alles. Zum Gewinnen und Verlieren gehört im Leistungssport jedoch weitaus mehr. Dass diese öffentliche Ignoranz der Realitäten auch dem Selbstschutz des Trainers diente, war offensichtlich. Ebenso die Tatsache, dass der große Einsatz, der dem Team in der Tat nicht abzusprechen war, nicht ausreichte, um in der Bundesliga die Wahrscheinlichkeit auf Erfolge zu erhöhen. Dies zeichnete sich früh in dieser Saison ab und wurde von allen Beteiligten viel zu lange ignoriert. Defensiv präsentierte sich der VfL in allen Formationen anfällig, offensiv dokumentieren 31 Treffer in 26 Spielen eine zu große Harmlosigkeit.

Kovac wechselte sich zunehmend in die Bredouille

Kovac war mit der Hypothek des fahrlässig verspielten Europapokaleinzugs am letzten Spieltag der Vorsaison, als der VfL gegen die halbe A-Jugend von Absteiger Hertha BSC mit 1:2 verlor, in die Spielzeit gegangen und konnte den gelungenen Start mit neun Punkten aus den ersten vier Partien nicht nutzen, um eine Stabilität und Nachhaltigkeit herzustellen. Stattdessen wechselte sich der Trainer zunehmend in die Bredouille, wollte es allen Spielern recht machten, tauschte Personal und Formation wild umher. Und stellte eigenartig fest: "Mal rotiert man und gewinnt, mal rotiert man und verliert." Einen Kader, der die Qualität für den internationalen Wettbewerb hat, stutzte er so nach und nach zurecht, potenzielle Leistungsträger rotierte er zu beliebig austauschbaren Mitläufern.

Die Hoffnung, irgendwie noch die Kurve zu kriegen, konnte Kovac auch mit seiner dann auf Drängen der Bosse reduzierten Wechselei und seinem demonstrativen Optimismus - "total euphorisch" war er nach ein paar Tagen Trainingslager in Portugal in die zweite Saisonhälfte gestartet - nicht erfüllen. Das Zustandekommen der Niederlage gegen Augsburg, die durch eine eklatante Fehlentscheidung des Schiedsrichters maßgeblich beeinflusst wurde, konnte die überfällige Entscheidung nicht mehr beeinflussen. 13 von 60 möglichen Punkten aus den vergangenen 20 Spielen sind dramatisch.

VfL-Boss Schäfer muss nun hoffen, dass die Entscheidung, so lange an seinem erfolglosen Trainer festgehalten zu haben, keine sportlich dramatischen Folgen hat. Die Sorge, in den Abstiegssog gezogen zu werden, überstieg nun den ehrenwerten Wunsch des Geschäftsführers, die Saison mit Kovac irgendwie zu Ende zu bringen. Denn auch beim VfL wissen sie: Erfolg ist kein Glück. Und dauerhafter Misserfolg hat nichts mit Pech zu tun.