Auch wieder mit dabei, so der kicker damals, "der weltberühmte Uruguaystürmer": José Leandro Andrade. Aufgrund dessen Hautfarbe wird der Star in seiner Heimat "schwarzes Wunder" genannt. Im Finale siegt der Titelverteidiger über Argentinien 2:1, jedoch erst im Wiederholungsspiel. Das erste Duell drei Tage zuvor endete 1:1.
Allerdings verpasst Andrade die Endspiele. Im Halbfinale gegen Italien zieht er sich eine schwerwiegende Augenverletzung zu, die zugleich den Anfang vom Ende seiner Karriere im Anschluss an den WM-Sieg 1930 darstellen wird. Dennoch lobt der deutsche Olympia-Teilnehmer Richard Hofmann damals: "Er war der Star der damals besten Mannschaft der Welt. Ein großer Kerl, elastisch in seinen Bewegungen, der stets das direkte, körperlose, elegante Spiel bevorzugte und in seinen Gedanken immer schon mehrere Situationen voraus war." Zudem habe Andrade während des Turniers auf Mätzchen verzichtet: "Seine Mitspieler kniffen die Gegner oder wälzten sich nach Fouls bühnenreif am Boden. Andrade aber lächelte auch im Spiel stets freundlich", so Hofmann.
Deutschland nimmt erst zum zweiten Mal nach 1912 in Stockholm (1:5 im Achtelfinale gegen Österreich) am olympischen Fußballturnier teil. Zum Auftakt gelingt ein 4:0 über die Schweiz, der kicker titelt: "Deutschland siegt glatt und sicher." Allerdings folgt das Aus bereits nach dem zweiten Auftritt, dem 1:4 im Viertelfinale gegen Dominator Uruguay. Obwohl Andrade in dem Spiel gar nicht zum Einsatz kommt: "indisponiert", schreibt der kicker. Hofmann erzielt das zwischenzeitliche 1:3 für die Deutschen.
Jörg Wolfrum
1928: Was sonst noch geschah ...
Meister: Hamburger SV (nach 5:2 gegen Hertha BSC)
Olympische Spiele in Amsterdam: Uruguay (Gold), Argentinien (Silber), Italien (Bronze), Deutschland scheidet nach 1:4 gegen Uruguay im Viertelfinale aus
