Handball

Handball-EM 2024: Sind vier Tage ohne EM-Spiel zu viel?

Deutscher "Kaltstart" gegen Nordmazedonien

Nie war eine Pause länger: Sind vier Tage ohne EM-Spiel zu viel?

Genug Zeit, um den nächsten Gegner vorzubereiten: Bundestrainer Alfred Gislason.

Genug Zeit, um den nächsten Gegner vorzubereiten: Bundestrainer Alfred Gislason. Sascha Klahn

Aus Berlin berichtet Maximilian Schmidt

Zum Auftakt der Heim-Europameisterschaft wurde die deutsche Handball-Nationalmannschaft von 53.586 Fans beim Zuschauer-Weltrekord in Düsseldorf nach vorne gepeitscht. Es folgte Stille - und eine historische Pause. Nie zuvor gab es für die DHB-Auswahl 96 Stunden Pause zwischen zwei EM-Spielen. Erst am Sonntagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wartet das zweite EM-Vorrundenspiel gegen Nordmazedonien in Berlin. Ein "Kaltstart"?

2. Spieltag in Gruppe A

Geschuldet ist die historisch lange Unterbrechung dem ungewöhnlichen Umzug schon während der Vorrunde von Düsseldorf in die Hauptstadt. Deswegen hebt der DHB vor allem die Vorteile der Pause hervor. Die Regeneration am Donnerstag habe der Mannschaft gut getan, wie Torwarttrainer Mattias Andersson unterstreicht.

"Und natürlich ist es auch trainingstechnisch ein Vorteil, wenn man ein bisschen mehr Zeit hat, sich jetzt auf den nächsten Gegner vorzubereiten", sagt der Schwede. U-21-Weltmeister David Späth sieht den Vorteil der Regeneration auch, schiebt allerdings nach: "Natürlich möchte man nach so einem Event, dass es weitergeht."

Manchmal geht der Kopf über den Körper. Das kenne ich von mir.

David Späth

Der Back-up von Stammkeeper Andreas Wolff sieht grundsätzlich die Chance, nach anstrengenden Tagen, Wochen und Monaten in der Handball-Bundesliga und bei der Nationalmannschaft kurz runterzufahren. "Ich glaube, es ist gut dann auch diese paar Tage Pause zu haben - auch für den Körper, weil manchmal geht der Kopf über den Körper. Das kenne ich von mir", erklärt Späth lächelnd: "Ich würde am liebsten einfach weiter, weiter, weiter machen. Obwohl der Körper sagt, dass man vielleicht eine Pause braucht."

Die Handballer sind es auch aus dem Liga-Alltag gewohnt, dass es Schlag auf Schlag geht. Die Pause könnte zu lang sein, um den berühmten Flow aus dem überzeugenden Schweiz-Spiel mit nach Berlin zu "retten".

Beim Blick in die Geschichte fällt 2016 ins Auge

Was sagt der Blick in die Historie? Bei den EM-Turnieren 1994 und 1996 wurden die damals noch fünf Vorrundenspiele binnen sechs Tagen durchgezogen, jeweils zwei Tage später folgte 1994 das Spiel um Platz neun und zwei Jahre später das Spiel um Platz sieben. 1998 und 2000 wurden die fünf Vorrundenspiele auf sieben Tage "gestreckt". 1998 bestritt die DHB-Auswahl zwei Tage später das Halbfinale und tags darauf die Partie um Bronze, 2000 folgte zwei Tage nach der Vorrunde das Spiel um Platz neun.

Zur EM 2002 kam erstmals die Hauptrunde zum Einsatz: Drei Vorrundenspiele binnen drei Tagen folgten mit einem Tag Pause drei Hauptrundenspiele an drei Tagen. Mit einem Tag Pause fand das Halbfinale statt und tags darauf das Finale, das gegen Schweden nach Verlängerung verloren wurde. Beim ersten großen Wurf 2004 fanden die drei Vorrundenspiele binnen vier Tagen statt (Deutschland kam übrigens nur als Dritter weiter), der Takt blieb dann der gleiche wie 2002 - diesmal mit dem besseren Ende fürs DHB-Team.

2006 und 2008 folgten dem gleichen Schema: Drei Vorrundenspiele an vier Tagen, gefolgt von einem Tag Pause mit dann drei Hauptrundenspielen an drei Tagen, zwei Tage später ging es um die Plätze. Auch 2010 und 2012 liefen genau gleich ab, denn drei Vorrundenspielen binnen vier Tagen folgten mit einem Tag Pause drei Hauptrundenspiele in fünf Tagen - jeweils war danach das Turnier fürs DHB-Team vorzeitig beendet.

Was wurde eigentlich aus den Handball-Europameistern von 2016?

2014 trat der historische Fall ein, dass die deutschen Handballer erstmals eine Europameisterschaft verpassten. Umso entschlossener schlugen sie 2016 zurück - mit dem zweiten und bislang letzten Titelgewinn in Polen. Die drei Vorrundenspiele bestritt das DHB-Team binnen fünf Tagen, mit einem Tag Pause folgte die Hauptrunde. Bei dieser standen erstmals drei Spiele in sogar sechs Tagen an. Zum Abschluss der Hauptrunde hatte eine deutsche Mannschaft erstmals in ihrer EM-Geschichte drei Tage zwischen zwei Spielen.

Den "Bad Boys" von Bundestrainer Dagur Sigurdsson hat es geholfen, durch eine Energieleistung gegen Dänemark wurde das Halbfinale erreicht. Dem mit einem Tag Pause ausgetragenen Halbfinale folgte ein weiteres Novum: Vor dem Endspiel folgte wieder ein Tag Pause - mit einer Fabelleistung wurde Spanien 24:17 geschlagen.

Seit 2020 sind es vier Hauptrundenspiele

2018, 2020 und 2022 wurden die drei Vorrundenspielen binnen fünf Tagen ausgetragen. Während es allerdings 2018 drei Hauptrundenspiele binnen sechs Tagen waren - erneut mit drei Tagen Pause zwischen den letzten beiden Partien -, wurden es ab 2020 vier Hauptrundenspiele. Diese wurden vor vier Jahren binnen sieben Tagen ausgetragen, das Spiel um Platz fünf folgte drei Tage später. Bei der "Corona-EM", der letzten und gleichzeitig der ersten unter Gislason, wurden die vier Hauptrundenspiele binnen sechs Tagen ausgetragen. Danach war Endstation.

Und was macht die historische Pause 2024 mit der deutschen Mannschaft?

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