Europameisterschaft

Handball-EM: DHB-Team vorzeitig in der EM-Hauptrunde

Zweiter Sieg beim Heim-Turnier

Knorr und Späth begeistern Berlin: DHB-Team vorzeitig in der EM-Hauptrunde

Er lief in der zweiten Hälfte in Berlin so richtig heiß: Deutschlands U-21-Weltmeister David Späth.

Er lief in der zweiten Hälfte in Berlin so richtig heiß: Deutschlands U-21-Weltmeister David Späth. Sascha Klahn

Aus Berlin berichtet Maximilian Schmidt

Nach dem überdeutlichen Sieg zum Auftakt beim Weltrekordspiel in Düsseldorf war die deutsche Mannschaft gefordert - und gewarnt. Im Vorspiel in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena hatte Rekord-Weltmeister Frankreich gegen die Schweiz überraschend Federn gelassen. Und von einem Flow konnte die deutsche Mannschaft nicht zwingend sprechen, 96 Stunden lagen wegen des Umzugs nach Berlin zwischen dem ersten und dem zweiten EM-Spiel.

2. Spieltag in Gruppe A

Nach den Nationalhymnen - bei der deutschen gab es Zwischenrufe aus dem Block der Nordmazedonier - präsentierte sich das DHB-Team aber gleich auf Betriebstemperatur. Für den fehlenden Kai Häfner begann auf halbrechts Renars Uscins, Kapitän der U-21-Weltmeister aus dem vergangenen Sommer.

Bei den Nordmazedoniern traf in der Anfangsphase der Halbrechte Tomislav Jagurinovski sämtliche Entscheidungen und erzielte die ersten beiden Treffer für den Außenseiter.

Alfred Gislason

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Der Europameister von 2016 antwortete vor allem mit Tempo. Den starken Beginn veredelte der gut aufgelegte Linksaußen Lukas Mertens vom SC Magdeburg, der auf 5:2 stellte. Wie groß der Respekt vor Andreas Wolff war, zeigte ein neben das Tor geworfener Siebenmeter von Filip Kuzmanovski. Doch wirklich angsteinflößend war die Partie, die der deutsche Nationalkeeper machte, nicht. Zur Pause hatte er nur einen der elf Würfe auf sein Tor gehalten, weswegen Bundestrainer Alfred Gislason in David Späth dem nächsten U-21-Weltmeister das Vertrauen schenkte.

Der volle Fokus im ersten Abschnitt lag allerdings auf dem Dreh- und Angelpunkt im deutschen Angriffsspiel: Juri Knorr überragte mit genialen Anspielen, Spielwitz und insgesamt sieben Treffern (bei acht Versuchen). Weil Julian Köster auf halblinks nicht seinen besten Tag erwischte und Uscins keine großen Akzente setzen konnte, vertraute Gislason im zweiten Abschnitt der ersten Hälfte auf EM-Debütant Nils Lichtlein sowie Sebastian Heymann. Lichtlein gelang kurz nach der Einwechslung sein erster Durchbruch - und der erste EM-Treffer (15:9).

Kastening am leeren Tor vorbei - doch er traut sich wieder

Zur Pause führte die deutsche Mannschaft allen voran dank Knorr mit 18:13, musste aber die Konzentration hochhalten, weil sich die immer wieder ins Sieben-gegen-sechs wechselnden Nordmazedonier nicht hatten abschütteln lassen. Unmittelbar nach dem Seitenwechsel deutete Späth mit mehreren Paraden in Folge sein enormes Potenzial an.

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Eine bemerkenswerte Szene schuf das Überzahlspiel der Nordmazedonier, die dafür ihren Torhüter "opferten": Nach einer Späth-Parade warf Kastening vom eigenen Kreis am Tor vorbei - eine Methode, die das DHB-Team eigentlich hatte vermeiden wollen. In der nächsten Angriffsaktion Nordmazedoniens parierte wieder Späth, wieder zog Kastening ab. Diesmal traf der Rechtsaußen der MT Melsungen und brachte die ansonsten häufig verhaltene Merecedes-Benz Arena mal zum Kochen (22:15, 36.).

Stamm-Mittelblock kann verschnaufen - "Finale" gegen Frankreich

Als die letzten 20 Minuten anbrachen, schwand auch die Hoffnung der anfänglich noch so euphorischen Nordmazedonier. Zu konstant blieb der deutsche Vorsprung. Anhaltende Ballverluste des Außenseiters ließen keine wirkliche Spannung mehr aufkommen. Gislason hatte sogar Gelegenheit, seinen Mittelblock mit Kapitän Johannes Golla und Köster komplett verschnaufen zu lassen. U-21-Weltmeister Justus Fischer durfte sich mit Heymann "einspielen". Als Späth beim 30:21 auch noch einen Siebenmeter entschärfte, hatte das Stimmungsbarometer seinen Höhepunkt erreicht.

Am Ende stand ein hochverdienter 34:25-Erfolg, der in deutscher A-Besetzung womöglich noch höher ausgefallen wäre. Gislason ergriff aber richtigerweise die Chance, alle Spieler des Kaders im Turnier ankommen zu lassen. Die Leistungsträger durften wichtige Körner mit Blick auf Dienstag sparen. Und doch gelang dem überragenden Knorr, der später zum "Player of the Match" gewählt wurde, per Siebenmeter nach Ablauf der Uhr sein zehnter Treffer. Ein würdiger Schlusspunkt.

Am Dienstag steigt um 20.30 Uhr das so wichtige Gruppenfinale gegen Frankreich. Gewinnt die deutsche Mannschaft auch dieses Spiel, nimmt sie 2:0 Punkte mit in die Hauptrunde nach Köln. Verliert sie gegen Les Experts, waren die ersten beiden EM-Siege wertlos - und sie startet mit einer 0:2-Hypothek in die zweite Turnierphase. Die Aufgaben in der Hauptrunde werden es so oder so in sich haben.

Nordmazedonien - Deutschland 25:34 (13:18)

Nordmazedonien: Mitrevski (2 Paraden), Tomovski (5 Paraden) - Ne. Kosteski 6, Jagurinovski 4, Peshevski 4, Mitev 3/1, Pe. Atanaseivikj 2, Ni. Kosteski 2/2, Lazarevski 2, Taleski 1, Velkovski 1, Djonov, Gjorgiev, Kuzmanovski, N. Markoski, Omeragikj

Deutschland: Späth (6 Paraden, davon 1 Siebenmeter), Wolff (1 Parade) - Knorr 10/5, Golla 3, Heymann 3, Kastening 3, Köster 3, Mertens 3, Fischer 2, Kohlbacher 2, Ph. Weber 2, Lichtlein 1, Steinert 1, Uscins 1, Dahmke, Hanne

Schiedsrichter: Daniel Accoto Martins / Roberto Accoto Martins (Portugal)
Zuschauer: 13.571 (ausverkauft)
Strafminuten: 10 / 2
Disqualifikation: - / -

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