22. Spieltag
Die Gefühlslage bei beiden Mannschaften hätte unterschiedlicher kaum sein können. Aachen ging zuletzt bei Spitzenreiter Preußen Münster mit einer 0:4-Niederlage vom Rasen, während Wuppertal gegen Bocholt einen begeisternden 5:1-Heimsieg bejubeln durfte. Dazu hat der WSV seit dem 8. Oktober (1:4-Heimniederlage gegen Schalke 04 II) kein Pflichtspiel mehr verloren.
Alemannia-Trainer Helge Hohl, dessen Team vor der Münster-Pleite auch neun Regionalliga-Spiele in Serie unbezwungen blieb, nahm in seiner Startelf im Vergleich zur Vorwoche drei Änderungen vor: Absprachegemäß rückte Bangsow für Johnen ins Tor, Imbongo Boele ersetzte den gelbgesperrten Toptorjäger Mause und Korzuschek verdrängte Bajric auf die Bank. Bei Wuppertal ließ Hüzeyfe Dogan die identische Startelf auflaufen wie gegen den FCB.
Aachens Torwart Bangsow sorgte in der 7. Minute für zittrige Hände bei den eigenen Fans, als er zweimal kurz hintereinander Rückpässe in gegnerische Beine spielte. Doch beide Male sprang dem jeweiligen Gästeangreifer der Ball zu weit vom Fuß.
Die Wuppertaler starteten auch grundsätzlich aktiver, versuchten es immer wieder über schnelle Seitenverlagerungen und hatten auch die erste Chance des Spiels: Peitz köpfte in der 11. Minute eine Flanke von Hanke knapp vorbei. Verdient war somit die WSV-Führung in der 15. Minute: Eine Kopfballrückgabe von Schmitt geriet zu kurz, Hanke lupfte über den herausstürzenden Bangsow und Güler köpfte das Leder aus kurzer Distanz mühelos ins leere Tor.
In der 17. Minute wurde es auf der anderen Seite heiß: Gästetorwart Langhoff kam außerhalb des Strafraums gegen den steil geschickten Ramaj zu spät und brachte den Alemannen zu Fall. Schiedsrichter Aarts zückte Gelb, im Lager der Heimelf forderte man eine dunklere Farbe. Dass sein Verteidiger Salau bis in unmittelbare Nähe zum Zweikampf nach hinten gesprintet war, rettete Langhoff wohl vor dem Platzverweis.
Bis zur 34. Minute verflachte die Partie, mehr als löbliches Bemühen kam von Aachen nicht, Wuppertal konzentrierte sich nun darauf, den Gastgebern hinten keine unnötigen Räume zu öffnen. In dieser Phase fast schon aus heiterem Himmel legte Wuppertal das 2:0 nach. Demming zog auf dem rechten Flügel das Tempo an, überlief Uzelac, legte im Strafraum nahe der Außenlinie quer auf Hagemann, der am langen Pfosten einschob.
Weil Aachen davon sichtlich beeindruckt war und bis zur Pause keinerlei Gefahr mehr erzeugen konnte, ging es mit dem 2:0 für den WSV in die Halbzeit. Aufgrund der ansehnlichen Anfangsphase und der effizienten Chancenverwertung ein verdientes Resultat.
Stiepermann erhöht
In der zweiten Halbzeit ließ der WSV den Ball wieder schnell und zielgerichtet rollen. In Minute 50 spitzelte Stiepermann nach einem für Regionalliga-Verhältnisse exquisiten Spielzug eine flache Hereingabe von Hagemann im Strafraumzentrum unter die Latte. Güler ließ zwei Zeigerumdrehungen später nach einer Umschaltaktion mit Stiepermann das mögliche 4:0 liegen. Kurz darauf parierte Bangsow einen Schuss des Stürmers. Hohl reagierte mit einem Dreifach-Wechsel. Doch der Stecker schien seinen Schwarz-Gelben gezogen, zumindest fanden sie offensiv so gut wie gar nicht mehr statt. Im Gegenteil: Der WSV zog sein gefälliges Offensivspiel konsequent durch.
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In der 72. Minute sendeten die Hausherren ein offensives Lebenszeichen: Baum versuchte aus rund 40 Metern den Ball über Langhoff zu heben, der außerhalb seines Strafraums in die Beine des Alemannen klärte, doch Baum zielte ein gutes Stück zu hoch. Auf der Gegenseite lief Montag auf Bangsow zu, der Torwart brachte noch seine Hände an den Ball, den Rest erledigte Müller, der für seinen Keeper kurz vor der Linie rettete.
In der 86. Minute war Bangsow ohne Chance. Nach einem Konter legte der durchgebrochene Hagemann quer auf Güler, der Angreifer schnürte mit einem abgebrühten Innenspann-Stoß ins leere Tor den Doppelpack, 4:0. Die Gastgeber verabschiedeten sich zumindest versöhnlich: Eine Hereingabe von Müller drückte Uzelac aus kurzer Distanz zum 1:4 in die Maschen. Der Schlusspunkt.
Mit der überzeugenden Vorstellung am Tivoli hat der WSV zumindest über Nacht den Rückstand auf Spitzenreiter Preußen Münster auf sechs Punkte verkürzt. Auch wenn die Preußen eine bärenstarke Saison spielen, mit einem Wuppertaler SV in dieser Form, mit diesem Spielwitz, könnte womöglich noch mal zu rechnen sein. Die Alemannia ist nach der zweiten Niederlage in Folge nach menschlichem Ermessen wohl raus aus dem Aufstiegskampf.
Die nahe Zukunft heißt für beide Vereine indes Rot Weiss Ahlen: Wuppertal reist am Dienstag zum Nachholspiel in die Wersestadt, die Alemannia ist am kommenden Samstag beim früheren Zweitligisten gefordert.