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Wegen Baller League: Oberligist trennt sich von fünf Spielern

Der FV Endenich stellte ein Sextett vor die Wahl

Ärger um die Baller League: Oberligist trennt sich von fünf Spielern

Baller-League, 2. Runde, Ende Januar: Spieler des FV Endenich dürfen künftig nicht mehr mitwirken.

Baller-League, 2. Runde, Ende Januar: Spieler des FV Endenich dürfen künftig nicht mehr mitwirken. IMAGO/Eibner

Mittelrheinliga

Sie ist angetreten als Alternative zum althergebrachten (Amateur-)Fußballbetrieb - doch dass die von Mats Hummels und Lukas Podolski ins Leben gerufene "Baller League" auch für Unmut sorgen kann, kommt nicht überraschend. Jetzt werden erste Risse zwischen alter und neuer Welt sichtbar: Am Donnerstag meldete sich der FV Bonn-Endenich, der in der Mittelrheinliga gegen den Abstieg kämpft, mit einem längeren Video zu Wort, in dem Sportdirektor Markus Köppe die Trennung von fünf Akteuren aus dem Fünftligakader verkündet.

Leonardo Dos Santos, Tom Wüstenberg, Benedikt Palm, Florian Schöller sowie Abdenbi Oubelkhiri werden künftig nicht mehr zum Kader zählen, obgleich sie zuvor allesamt eine "eklatant wichtige" Rolle beim Aufsteiger bekleidetet hätten, wie Köppe betont. So war Oubelkhiri gar Kapitän beim FVE. "Wir hätte mit ihnen gerne weitergearbeitet", sagt der Sportdirektor, der in dem knapp 24 Minuten langen Video die Hintergründe aus seiner Sicht darstellt - und teils deutliche Worte findet.

Aus drei wurden sechs

Zunächst, berichtet er, hätten drei Akteure ihren Wunsch geäußert, in der Baller League mitmischen zu dürfen - ein Anliegen, das bei den Teamkollegen nur auf geteiltes Echo gestoßen sei. Zunächst habe man den Spielern aber gestattet, sich die Sache mal anzusehen, betont Köppe, der anschließend selbst in Köln vor Ort war, um die ersten beiden Termine zu verfolgen.

"Dass ein Vertrag unterschrieben werden musste, war uns vorher nicht bekannt", betont er - auch, dass plötzlich aus drei Spielern sechs wurden: "Da bekommt man als Sportdirektor Bauchgrummeln." Nach dem nächsten Aha-Erlebnis hatte Köppe dann genug: "Diese Liga hat sich am zweiten Spieltag verändert." Kicker, die sich präsentieren, ehemalige Bundesligaprofis, die sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen wollten - "dieses Shine-and-Smile vom ersten Spieltag wurde abgelegt, und es ging richtig hart intensiv zur Sache."

Doch nicht nur die reale Verletzungsgefahr für mehr als eine halbe Startelf stieß ihm auf - auch die Stimmung im Kader hätte gelitten: "Der Fokus auf den Abstiegskampf hat sich völlig verschoben, es ging nur mehr um die Baller League. Wie ein Virus hat sich das Ding bei uns durch die Kabine gezogen."

Nur einer bleibt

"Ich habe mein Veto eingelegt", sagt Köppe - und in Folge die Spieler, die dem Verein teils viel zu verdanken hätten, vor die Wahl gestellt. Mit dem auch aus dem TV bekannten Influencer Jakub Merlan-Jarecki habe sich lediglich einer von sechs Akteuren für den FVE entschieden, der am Wochenende nun ohne sein zentrales Gerüst in die Restrunde der Mittelrheinliga starten muss. Aktuell stehen die Bonner, für die es eine historische erste Saison in der fünften Liga ist, mit einem Zähler Rückstand knapp unter dem Strich.

Das alles sei keine Anti-Kampagne, betont der emotional sichtlich mitgenommene Sportdirektor. Er macht allerdings keinen Hehl aus seiner Enttäuschung, dass sich die Spieler für die "zweimal 15 Minuten pro Woche" in einer Soccerhalle entschieden hätten - und die vermeintliche Chance, die ihnen dort suggeriert werde: "Diese Entwicklung kann nicht gut sein. Und ich weiß, wir sind nicht der einzige Verein, der mit Unmut reagiert."

jam

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