Augsburgs Trainer Markus Weinzierl vertraute weitgehend auf die Elf, die in Bremen mit 0:1 verloren hatte, tauschte lediglich im Tor: Hitz verdrängte Amsif auf die Bank.
Ganz anders reagierte da Stuttgarts Coach Bruno Labbadia, der nach der 1:2-Pleite von Rijeka in den Play-offs zur Europa League drei Neue brachte und abermals sein System umstellte: Rausch verteidigte hinten links für Molinaro, vorne erhielten Maxim und Abdellaoue den Vorzug vor Harnik und Cacau. Taktisch kam der VfB also im 4-4-2 mit einer Raute daher. In Mainz hatte Labbadia seine Schützlinge noch im 4-2-3-1 auflaufen lassen, gegen Leverkusen im 3-4-3 und in Rijeka wiederum im 4-3-3 - der vierte Systemwechsel im vierten Spiel also.
Der 3. Spieltag
Alle taktischen Überlegungen der Stuttgarter helfen aber nichts, wenn der VfB - so wie in Augsburg der Fall - den Start verschläft. Die Gäste brauchten lange, um sich in der SGL-Arena zurechtzufinden und lagen dann bereits mit 0:1 zurück: Verhaegh flankte von rechts scharf vors Tor. Rüdiger rutschte am Ball vorbei, während Schwaab viel langsamer als Altintop schaltete. Der 30-jährige Türke netzte aus kürzester Distanz ein und traf damit erstmals im Trikot der Fuggerstädter - überhaupt war es das erste FCA-Tor der noch jungen Saison.
Augsburg war wacher, agierte zielstrebiger und sorgte immer wieder über die Flügel für Wirbel. Das Problem der Gastgeber war aber fehlende Passgenauigkeit, sodass die Weinzierl-Elf trotz eines gefälligen Auftritts zunächst nicht wirklich zu weiteren nennenswerten Abschlüssen kam. Auf der Gegenseite machte es der VfB noch schlechter, die Gäste fanden offensiv im Grunde überhaupt nicht statt und hatten ihren ersten Torschuss einem individuellen Fehler von Ostrzolek zu verdanken - Sakai scheiterte an Hitz (17.).
Ibisevic verkürzt vom Punkt - Traoré mit Kurzauftritt
Artistisch: Jan Moravek bewundert Arthur Bokas (re.) Sprungqualitäten. picture alliance
Beide Teams erlaubten sich eine erschreckend hohe Fehlpassquote, was ausschlaggebend dafür war, dass klare Torchancen aus dem Spiel heraus im ersten Durchgang nicht mehr geboten waren. Dafür ging es aber zünftig in den Zweikämpfen zur Sache, wenngleich sich die Stuttgarter mehr Fouls leisteten. Auf diesem Weg fiel dann auch das 2:0: Holzhauser zog eine Freistoßflanke von rechts in den Fünfer zu Callsen-Bracker, der sträflich frei in die Maschen einköpfen durfte (36.). Kurz darauf hätte Moravek fast für die Vorentscheidung gesorgt, der Tscheche verzog jedoch knapp (38.).
Unverhofft durfte Labbadia dann aber doch noch vor der Halbzeit jubeln: Verhaegh hatte Maxim im eigenen Sechzehner gefoult, den folgenden Elfmeter verwandelte Ibisevic sicher ins linke Eck (41.). Für das letzte Highlight des ersten Durchgangs sorgte allerdings wieder Augsburgs vom VfB ausgeliehener Mittelfeldmann Holzhauser, der mit einem direkten Eckball den ersten Pfosten traf (44.).
Labbadia reagierte in der Halbzeit und brachte Harnik für Leitner - die Maßnahme fruchtete nur bedingt. Mit Ausnahme von Bokas Schrägschuss, den Verhaegh klar vor der Linie klärte (52.), brachten die Gäste trotz nun größerer Spielanteile lange Zeit nichts Zwingendes zustande. Die Begegnung lebte zweifellos von der Spannung, weniger von der Klasse. Die war nämlich nur bedingt geboten. Augsburg beschränkte sich nun auf die Defensive und gelegentliche Konter, setzte dabei meist auf lange Bälle oder Standards (Holzhauser, 59.).
Der VfB mühte sich redlich, Labbadia wechselte offensiv und brachte Traoré für Boka. Dieser hatte aber kein Glück gegen seinen Ex-Klub, vielmehr sah er sechs Minuten nach seiner Einwechslung nach einem Foul am ebenfalls eingewechselten Philp glatt Rot - eine sehr harte Entscheidung von Schiedsrichter Tobias Welz. In Unterzahl bewies der VfB große Moral und drängte danach mit aller Macht auf den Ausgleich. Das eröffnete den Hausherren natürlich deutlich mehr Freiräume, die der FCA aber nicht konsequent nutzte. Oft spielten die Fuggerstädter ihre Konter zu kompliziert aus und nutzten darüber hinaus ihre Chancen nicht. Die größte dabei ließ Mölders liegen, der in der 80. Minute aus wenigen Metern das leere Tor nicht traf. Kurz darauf hätte Harnik nach tollem Hackenpass von Ibisevic ausgleichen können, kam am aufmerksamen Hitz aber nicht vorbei (83.). Danach begann bei den Augsburgern das große Zittern, ehe der erste Sieg der laufenden Saison endlich feststand.
Den VfB Stuttgart erwartet am kommenden Donnerstag (18 Uhr) die schwere Heimaufgabe gegen HNK Rijeka. Die Stuttgarter müssen dann die 1:2-Hinspielpleite aus Kroatien wett machen, um sich nicht frühzeitig aus dem Europapokal zu verabschieden. In der Liga erwartet die Schwaben dann am darauffolgenden Sonntag (15.30 Uhr) das brisante Duell gegen Hoffenheim. Augsburg ist tags zuvor (15.30 Uhr) beim 1. FC Nürnberg gefordert.