Ausgerechnet also im Maracana hat der über 100-jährige Traditionsklub aus Rio de Janeiro erstmals die Copa Libertadores gewonnen. Der viermalige brasilianische Meister und aktuelle Tabellenachte schlug im stimmungsvollen Finalstadion der WM 2014 den argentinischen Meister Boca Juniors nach Verlängerung.
Schon ein Blick auf die Aufstellungen schürte die Vorfreude auf ein packendes Endspiel: Neben dem mittlerweile 40-jährigen Felipe Melo verteidigte bei "Flu" Real-Legende Marcelo, im Angriff war Torgarant Cano - bis dahin elf Treffer aus zwölf Spielen - natürlich gesetzt. Bei Boca startete mitunter Uruguays Torjäger Cavani, der nach über 16 Jahren Europa im vergangenen Sommer den Rücken gekehrt hatte.
In der ersten Hälfte wurde Fluminense seiner Favoritenrolle durchaus gerecht. Die Mannschaft vom aktuellen brasilianischen Nationaltrainer Fernando Diniz, dessen ziemlich einzigartiger Fußball vielen Traditionalisten das Herz aufgehen lässt, ging nach 36 Minuten verdient in Führung. Natürlich war es Cano, der mustergültig von Keno eingesetzt wurde und aus der Drehung ins linke untere Eck einnetzte. Sein 13. Treffer in der diesjährigen Ausgabe der Copa Libertadores - so viele konnte der gesamte Kader Bocas nicht vorweisen.
Fabra erweist Boca einen Bärendienst
Nach dem Seitenwechsel wurde "Flu" zu passiv. Bezeichnend dafür der Ausgleich: Neun (!) Feldspieler verteidigten im eigenen Strafraum, als Advincula den Ball aus der zweiten Reihe ins linke untere Eck setzte (72.). Es ging in die Verlängerung, in deren erster Hälfte es bunt werden sollte: Der erst 21-jährige John Kennedy schoss ein Traumtor, stürmte in die Kurve - und sah deswegen im Anschluss die Gelb-Rote Karte (101.). Ein "Tor des Lebens" mit fadem Beigeschmack.
Boca war gefordert, doch Fabra erwies seinem Team einen Bärendienst, indem ihm eine Tätlichkeit gegen Nino unterlief (105.+7). Nach 120 Minuten war Fluminenses erster Triumph in der Copa Libertadores - 2008 bei der einzigen Final-Teilnahme noch unterlegen - schließlich perfekt.