Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht brachte nach der 1:3-Niederlage in Cottbus drei Neue: Kessel sowie die Brüder Raffael und Gianluca Korte ersetzten Dogan (muskuläre Probleme), Theuerkauf (Gelb-Rot-Sperre) und Vrancic. Auf der anderen Seite tauschte St. Paulis Trainer Michael Frontzeck im Vergleich zum 4:1-Erfolg gegen Duisburg auf vier Positionen: Kalla, Daube, Schindler und Ebbers spielten für Mohr (Adduktorenprobleme), Kringe, Gyan und Ginczek (Gelb-Sperre).
Gespenstisch still war es in der Anfangsphase an der Hamburger Straße - auch in Braunschweig protestierten die Fans gegen das geplante Sicherheitskonzept im deutschen Fußball. Zwölf Minuten und zwölf Sekunden lang herrschte Stille. Die schlechte Atmosphäre übertrug sich offenbar auch auf den Platz, denn in den ersten zwölf Minuten passierte kaum etwas. Die Eintracht investierte mehr nach vorne, fand gegen defensiv ausgerichtete Kiez-Kicker aber keine Lücke.
Der 16. Spieltag
Bemerkenswert war, dass ab dem Moment, als sich die Zuschauer wieder zu Wort meldeten, die Partie auf einmal Fahrt aufnahm. Zuerst schlugen die Herzen der St.-Pauli-Fans höher, als Schindler (13.) und Thorandt (14.) kein Glück hatten. Sekunden Später setzte Boland auf der Gegenseite eine erste Duftmarke, ehe es klingelte: Bei einem Eckball bekamen die Hamburger die Situation nicht geklärt, der Ball landete bei Kruppke, der nach rechts zu Sturmpartner Kumbela passte - 1:0 (17.).
Aus Sicht der Niedersachsen lief alles nach Plan und es kam noch besser: Nicht nur, dass die Löwen vorne lagen, ab der 22. Minute hatten sie dann auch noch einen Mann mehr auf Platz. Bartels hatte Kessler gefoult und wurde dafür von Schiedsrichter Felix Zwayer mit Rot bestraft. Die Kiez-Kicker hatten also eine hohe Hypothek aufgenommen. In Unterzahl mussten sie bei der heimstärksten Mannschaft der Liga einen Rückstand aufholen - es war eine echte Herkulesaufgabe.
St. Pauli beweist Moral - Braunschweig spielt mit dem Feuer
Kopf an Kopf: Braunschweigs Gianluca Korte im Duell mit Schindler (re.). picture alliance
Darüber hinaus ließen die Löwen nicht nach! Die Eintracht gab weiter den Takt vor, war die klar bessere Mannschaft, verpasste es aber noch vor der Pause nachzulegen. Sorgen mussten sich die Braunschweiger allerdings keine machen, dafür waren die Hanseaten viel zu harmlos, weshalb sich am Halbzeitstand auch nichts mehr änderte.
Nach Wiederanpfiff bewiesen die Gäste Moral. St. Pauli versuchte es und investierte etwas mehr nach vorne, biss sich an der gewohnt stabilen Deckung der Eintracht aber meist die Zähne aus. Offensiv ließen die Löwen aber zu wünschen übrig. Die Braunschweiger nahmen das Tempo immer wieder raus und konnten so den Abwehrriegel der Kiez-Kicker, die immer wieder genügend Zeit hatten, um sich zu sortieren, nicht knacken.
Aus Gastgeber-Sicht war es also trotz klarer optischer Feldvorteile ein Spiel mit dem Feuer. Dem Unterhaltungswert der Begegnung tat das nur gut, blieb es doch weiterhin spannend. Wohl oder übel mussten die Hamburger in der Schlussphase mehr riskieren, wollten sie den Ausgleich noch schaffen. Frontzeck war sich dessen bewusst und kündigte nach 76 Minuten mit der Hereinnahme von Saglik (für Funk) die Schlussoffensive an. Und der Joker hatte dann auch Anteil daran, dass es personell wieder ausgeglichen zuging. Kessel foulte nur wenige Sekunden nach seiner ersten Verwarnung Saglik und sah dafür die Ampelkarte (81.).
Die St. Paulianer warfen nun alles nach vorne, entwickelten aber trotzdem keine Durchschlagskraft. Dennoch durften sie weiter hoffen, zumal die Einwechselspieler Ademi (88.) und Edwini-Bonsu (90.+2) die Vorentscheidung verpassten. Ademi scheiterte auch in der dritten Minute der Nachspielzeit an seinen Nerven - letztlich reichte es dann aber dennoch zum Heimsieg für die Eintracht.
Die Braunschweiger sind wieder am kommenden Sonntag beim FSV Frankfurt gefordert (13.30 Uhr). St. Pauli hat tags zuvor den 1. FC Kaiserslautern zu Gast (13 Uhr).