Bundesliga (D)

"Das könnte gut passen": Was Min-Jae Kim den Bayern bringt

Bester Abwehrspieler der Serie A soll Hernandez ersetzen

"Das könnte gut passen": Was Min-Jae Kim den Bayern bringt

Auf dem Platz ist vorbei mit Nettigkeit: Min-Jae Kim.

Auf dem Platz ist vorbei mit Nettigkeit: Min-Jae Kim. IMAGO/sportphoto24

Eingeplant war er nicht, aber unverhofft kommt ja doch ganz schön oft. Ein Innenverteidiger fehlte ursprünglich auf der Einkaufsliste der Bayern, bis Lucas Hernandez ein Angebot von Paris Saint-Germain erhielt und schnell in der Kabine erzählte, dass er dieses annehmen wolle. Als auch die Bayern vom Wechselwunsch ihres Rekordeinkaufs erfuhren, handelten sie.

Wenn einer geht, muss ein neuer kommen. Auch wenn Hernandez mit einem Kreuzbandriss die gesamte Rückrunde gefehlt hatte, hinterließ er bei Thomas Tuchel doch einen bleibenden Eindruck. Der Trainer hatte den Weltmeister von 2018 fest eingeplant, dann aber auch schnell eine Alternative im Blick - in Italien.

Er macht pro Spiel mindestens 20 unglaubliche Dinge.

Napolis Meistertrainer Luciano Spalletti

Min-Jae Kim hat sich bei der SSC Neapel ins Rampenlicht gespielt, war eine Säule auf dem Weg zum ersten Scudetto seit 1990 und wurde, wie es Gegenspieler aus der Liga bestätigen, "völlig zu Recht" zum Abwehrspieler der Saison ausgezeichnet. "Er ist im Moment der beste Innenverteidiger der Welt", hatte Meistertrainer Luciano Spalletti im März sogar posaunt. "Er macht pro Spiel mindestens 20 unglaubliche Dinge. Wenn er mit dem Ball am Fuß losläuft, ist er innerhalb von fünf Sekunden im gegnerischen Strafraum."

"Relativ kompletter Innenverteidiger" mit wenig Erfahrung

Der 1,90 Meter große und bullige Innenverteidiger besticht trotz seiner Größe und Wucht durch eine "übertriebene Schnelligkeit", wie es eine Quelle zusammenfasst. "Der ist ein Biest, richtig schnell und unglaublich zweikampfstark, auch am Ball gut. Also ein relativ kompletter Innenverteidiger. Das könnte gut zusammenpassen."

Dabei bringt Kim noch kaum Erfahrung auf dem absoluten Top-Niveau mit. Aufgewachsen in einer kleinen Hafenstadt an der Südküste von Südkorea, schaffte Kim 2012 den Sprung in die U-17-Nationalmannschaft und schlug sich, bis er 22 war, in der heimischen K League durch. Im Januar 2019 wechselte Kim für rund fünf Millionen Euro nach China zu Beijing Guoan, zweieinhalb Jahre später für drei Millionen Euro zu Fenerbahce nach Istanbul und wiederum nur eine Saison darauf nach Süditalien zur SSC.

Passqualität höher als bei Kimmich

Kim brauchte keine Eingewöhnungszeit, machte den Chelsea-Wechsel von Klubikone Kalidou Koulibaly (inzwischen in Saudi-Arabien) schnell vergessen und erhielt bereits im September die Auszeichnung zum Spieler des Monats der Serie A. Kim unterliefen keine Fehler, beständig brachte er seine Leistungen und hinterließ auch außerhalb des Feldes schnell Spuren, galt in der Kabine stets als sehr bescheidener und beliebter Ansprechpartner, engagiert sich zudem für soziale Zwecke.

Min-Jae Kim

Hat auch große Qualitäten im Passspiel: Min-Jae Kim. IMAGO/LaPresse

Nur auf dem Platz ist es vorbei mit der Nettigkeit, nicht ohne Grund trägt Kim in seinem Heimatland den Spitznamen "Monster". Kompromisslos rauscht der inzwischen 26-Jährige in Zweikämpfe, bringt in dieser Hinsicht gewisse Ähnlichkeiten zu Hernandez mit, anders als sein vermeintlicher Vorgänger aber auch Qualitäten im Spielaufbau. Kim war in Europas Top-5-Ligen 2022/23 der Spieler mit den meisten Vorwärtspässen (1057) und den drittmeisten angekommenen Pässen (2547) - übrigens sieben Plätze vor Joshua Kimmich (2233).

Vor allem die spielerische Komponente geht der zweifellos schon jetzt hochtalentierten Bayern-Abwehr seit den Abschieden von Jerome Boateng und David Alaba vollkommen ab. Matthijs de Ligt ist eine Zweikampfmaschine und torgefährlich, aber ebenso kein "Spielgestalter" wie Hernandez oder Dayot Upamecano. Am ehesten trifft das noch auf Benjamin Pavard zu, doch auch den zieht es weg aus München.

Gerade dem zuletzt strauchelnden Mittelfeld des Meisters täte ein wenig Entlastung aus der hinteren Kette gut und würde Allesmacher Kimmich womöglich ein bisschen beruhigen.

Keiner kam an Kim vorbei

Kim, der genau wie Real Madrids Antonio Rüdiger in der jüngsten CL-Saison nicht ein einziges Mal von einem Gegenspieler umdribbelt wurde, soll nach dem Ende seines verpflichtenden Militärdienstes frühestens am 3. Juli nach München reisen, die medizinischen Untersuchungen absolvieren und anschließend einen Vertrag bis 2028 unterschreiben. Den Bayern spielt eine Ausstiegsklausel in die Karten, sie werden rund 50 Millionen Euro nach Neapel überweisen und damit wohl ungefähr das ausgeben, was sie aus Paris für Hernandez erhalten.

Min-Jae Kim im Zweikampf gegen Frankfurts Randal Kolo Muani

Min-Jae Kim im Zweikampf gegen Frankfurts Randal Kolo Muani. IMAGO/Jan Huebner

Passiert nichts Unverhofftes, kommt Kim bereits mit einem Vorteil gegenüber seinem Vorgänger nach München. Hernandez war 2019 mit einem Innenbandriss beim FC Bayern angetreten, fehlte in der Folge immer mal wieder mit größeren und kleineren Verletzungen. Kim verpasste im letzten Jahr nur drei Partien.

Mario Krischel

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