Bundesliga (D)

Das Niveau der Bundesliga sinkt: Alarmierende Trends im deutschen Fußball

Die kicker-Rangliste offenbart die Probleme der Nationalmannschaft

Das Niveau der Bundesliga sinkt: Alarmierende Trends im deutschen Fußball

Nationalspieler im Formtief und ein kleiner Lichtblick: Leroy Sané, Niklas Süle und Robin Gosens. 

Nationalspieler im Formtief und ein kleiner Lichtblick: Leroy Sané, Niklas Süle und Robin Gosens.  Getty Images (3)

Die Innenverteidigung als Sinnbild

Niklas Süle schafft es nicht einmal zur Abstimmung. Die Leistungen des 32-maligen Nationalspielers vom FC Bayern in der vergangenen Halbserie, dokumentiert in einem Pflichtspiel-Notenschnitt von 3,61, waren weit unter dem Liga-Durchschnitt der Innenverteidiger. Und so wird Süle von den für den Rekordmeister verantwortlichen kicker-Reportern gar nicht erst dem Gremium zur Wahl gestellt. Die Leipziger Marcel Halstenberg und Lukas Klostermann standen indes auf der Vorschlagliste, als  die Redaktion in einer digitalen Konferenz insgesamt knapp acht Stunden lang über die Einstufungen debattierte und abwägte. Und dann auch gegen die RB-Profis abstimmte. Dieses aktuelle Bild in der Innenverteidigung steht im Sommer 2021 sinnbildlich für den deutschen Fußball in fast allen Mannschaftsteilen. Und es beschreibt einen alarmierenden Trend.

Sieben EM-Fahrer nicht in der Rangliste

Die Nationalmannschaft scheiterte bei der EM auch deshalb, weil sich die besten Fußballer des Landes in den vergangenen Monaten in einem nahezu kollektiven Formtief befanden. Von den 26 EM-Fahrern wurden von der kicker-Redaktion lediglich neun in der "Internationalen Klasse" platziert. Gegenüber der Einstufung im Januar konnten sich nur die beiden Champions-League-Gewinner Kai Havertz und Antonio Rüdiger verbessern. 15 Profis hielten ihr Winter-Level, neun EM-Fahrer rutschten um mindestens eine Kategorie ab. Und bei gleich sieben Spielern reichten die gezeigten Leistungen nicht einmal für eine Aufnahme in die unterste Ranglisten-Kategorie aus. 

Gosens - und sonst?

Die chronischen Schwachstellen in der Nationalmannschaft werden auch in der Rangliste offenkundig. Auf der defensiven Außenbahn zeigen die Bundesligaprofis schon lange keine herausragenden Leistungen, für Beständigkeit auf höherem Niveau steht auf dieser Position nur Robin Gosens von Atalanta Bergamo. Noch dürftiger ist die Auswahl im Angriff: Seit es die Kategorie "Stürmer" in der Rangliste gibt - also seit 1985 - herrschte noch nie eine Flaute an Bundesliga-Angreifern, die für den DFB spielberechtigt wären.

Europapokal als Gradmesser

Alarmierende Trends zeigt die aktuelle Rangliste aber nicht nur für den deutschen Fußball auf, die Bundesliga offenbarte im vergangenen Halbjahr ein generelles Qualitäts-Problem. Fünf Bundesliga-Spieler symbolisierten im Winter noch Weltklasse, jetzt sind es nur noch zwei, die Zahl der Spieler, die in der "Internationalen Klasse" vertreten sind, ist von 28 auf 25 gesunken. Daran ist auch das Abschneiden der deutschen Klubs im Europapokal schuld, wo sich aus deutscher Sicht letztlich Enttäuschung an Enttäuschung reihte. Die Gladbacher waren im Achtelfinale der Champions League gegen Manchester City ebenso chancenlos wie Leipzig gegen den FC Liverpool. Im Viertelfinale war dann auch für den BVB (gegen Manchester City) und den FC Bayern (gegen Paris St. Germain) Endstation. Und bereits im Europa-League-Sechzehntelfinale patzten Hoffenheim gegen den norwegischen Underdog Molde FK und Leverkusen gegen die Young Boys aus Bern. Das negativ gefärbte Gesamtbild der Bundesliga runden die beiden Absteiger Werder Bremen und Schalke 04 ab.

Am Montag finden Sie in der aktuellen Ausgabe des kicker die Ranglisten zu den Positionen Torwart, Innenverteidiger, Außenbahn defensiv und Mittelfeld defensiv. Diese Ausgabe ist zudem ab Sonntagabend als eMagazine abrufbar.

Oliver Hartmann