Beide Trainer vertrauten im Schlagerspiel im Großen und Ganzen ihren zuletzt siegreichen Formationen. BVB-Coach Matthias Sammer wollte mit exakt der gleichen Elf wie beim souveränen 4:1-Erfolg in Kaiserslautern auflaufen, doch kurzfristig fiel Routinier Jürgen Kohler mit muskulären Problemen aus. Der BVB-Abwehrrecke wurde vom Metzelder ersetzt. Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld wartete zumindest mit einer Überraschung auf: Santa Cruz durfte nach langer Zeit wieder einmal von Anfang an als Sturmpartner von Elber beginnen, für ihn musste Jancker aus der erfolgreichen " ManUnited-Elf " weichen. Ebenfalls zunächst nur auf der Bank: Paulo Sergio, der Torschütze von Manchester.
Der 28. Spieltag auf einen Blick
Die Partie begann mit einem Paukenschlag. Schon nach sechs Minuten ging der FC Bayern München in der Hölle Westfalenstadion mit 1:0 in Führung. Elber verlängerte ein Zuspiel von Lizarazu an der Strafraumgrenze geschickt wieder in den Lauf des Franzosen, der den Ball überlegt über den herangrätschenden Evanilson lupfte. Lizarazu bediente von der Außenlinie den mitgelaufenen Santa Cruz, der sich die Chance nicht nehmen ließ und das Leder an BVB-Keeper Lehmann vorbei ins rechte untere Eck schob.
Dortmund zeigte sich nicht geschockt und erspielte sich in der Folgezeit ein leichtes Übergewicht. Beide Mannschaften präsentierten sich kombinationssicher und standen vor allem in der Defensive kompakt. Mit zunehmender Dauer wurde die Begegnung ruppiger. Unrühmlicher Höhepunkt der Nickligkeiten war die Gelb-Rote Karte für Bayern-Abwehrspieler Lizarazu. Der Gelb-belastete Franzose hielt Rosicky fest und sah daraufhin die Ampelkarte.
BVB werden zwei Tore aberkannt
In Unterzahl sah sich der Deutsche Meister in der zerfahrenen Partie erst einmal in die Defensive gedrängt, doch die Westfalen konnten das Tor des FC Bayern nicht ernsthaft in Gefahr bringen. Die wenigen Chancen machte ein sicherer Oliver Kahn im Tor der Münchner zunichte. In der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit überschlugen sich die Ereignisse. Erst wurden zwei Treffer des BVB wegen Abseits nicht anerkannt, wobei das Schiedsrichtergespann bei der ersten Entscheidung nicht richtig lag. Dann gelang Bobic für die Heimelf der Ausgleich (52.). Ein schnell ausgeführter Freistoß von Dede brachte Ricken ins Szene, der von der rechten Seite flankte. Bobic war einen Schritt schneller als Kuffour und drückte den Ball an Kahn vorbei über die Linie.
Danach ging das muntere Hauen und Stechen in eine entscheidende Phase, denn Bayern-Kapitän Effenberg wurde nach einem groben Foulspiel mit der Roten Karte vom Feld geschickt. Nach dem 750. Platzverweis in der Bundesligageschichte reagierte Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld sofort und brachte mit Sagnol einen Defensivmann für den offensiven Santa Cruz. Die Münchner zogen sich weit zurück und versuchten mit neun Mann das Unentschieden über die Zeit zu retten.
Freistoß-Drama in der Nachspielzeit
Dortmund konnte die numerische Überlegenheit nicht nutzen. Zu statisch war das Spiel der Westfalen, der Ball wurde meistens vor dem Strafraum der Münchner hin und her gespielt, der finale Pass fehlte bei den Gelb-Schwarzen. Oliseh probierte es immer wieder mit Weitschüssen, doch nur ein Mal wurde es richtig gefährlich, als eines seiner Geschosse an die Latte knallte. In der Nachspielzeit hatten die Dortmunder Anhänger schon den Torschrei auf den Lippen, als ein Rosicky-Freistoß am Innenpfosten des Bayern-Tores landete, doch der Ball überschritt die Linie nicht und konnte von Kahn aufgenommen werden.
Den Schlusspunkt setzte BVB-Akteur Evanilson, der von Schiedsrichter Strampe die Rote Karte sah. Zwei Rote, eine Gelb-Rote Karte und elf Gelbe Karten gab es in dieser ruppigen Partie, in der der Fußball zu kurz kam.
In einem hektischen und zerfahrenen Schlagerspiel trennten sich Verfolger Borussia Dortmund und Tabellenführer FC Bayern München mit einem insgesamt leistungsgerechten Unentschieden.