Bundesliga

Dovedan im Interview: "Ich kann mir auch vorstellen, die nächsten fünf Jahre für die Austria zu spielen"

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Dovedan im Interview: "Ich kann mir auch vorstellen, die nächsten fünf Jahre für die Austria zu spielen"

Nikola Dovedan steht gegen Sturm vor seinem ersten Startelfeinsatz.

Nikola Dovedan steht gegen Sturm vor seinem ersten Startelfeinsatz. GEPA pictures

Herr Dovedan, nach Ihrem Vertagsende in Nürnberg waren Sie im Sommer auf Vereinssuche. Viele Klubs zeigten Interesse, einer davon war der Hamburger SV. Warum kam es letztlich nicht zum Wechsel?

Konkret ist relativ. Ein Angebot vom HSV hatte ich nicht vorliegen. Es war immer so warm, kalt, warm, kalt, aber es gab nie intensivere Gespräche, weder mit Jonas Boldt (Anm.: HSV-Sportvorstand) noch mit dem Trainerteam um Tim Walter.

Vor Ihrem Wechsel im Sommer haben Sie gesagt: "Alles muss passen". Ist das bei Ihrem Jugendklub Austria Wien der Fall?

Auf jeden Fall. Ich bin hier groß geworden, habe viele Jahre hier gespielt und auch viele Freunde gewonnen. Ich fühle mich wohl in der Stadt und komme ursprünglich auch aus der Umgebung. Ich finde, die Austria ist auf einem guten Weg. Sie machen es richtig gut, sind international vertreten und spielen dort auch guten Fußball. Für mich hat einfach das Gesamtpaket am besten gepasst, dass ich gesagt habe, den Schritt möchte ich gehen.

Bei der Austria haben Sie fünf Jahre verbracht. An welche Momente erinnern Sie sich gerne zurück?

Am besten waren einfach die ganzen Turniere, die wir gespielt haben. Ganz gleich, ob das in Deutschland, Holland oder irgendwo anders in Europa war. Wir waren eigentlich immer unter den ersten drei oder vier und die Leute dort haben uns zugejubelt, weil wir als Austria Wien immer gut dabei waren, noch vor Vereinen wie Hertha BSC oder Borussia Dortmund. Es war ein tolles Gefühl, dass wir bei international top-besetzten Turnieren so gut abgeschnitten haben.

Sie haben mit Lukas Mühl und Christian Früchtl in Nürnberg, mit Lucas Galvão in Altach, mit Andreas Gruber im U-21-Nationalteam und mit Reinhold Ranftl beim LASK zusammengespielt. Welche Rolle spielt es für Sie, in eine Mannschaft zu stoßen, bei der Sie einige Spieler bereits kennen?

Ich muss sagen, die Mannschaft hat es mir generell leicht gemacht. Natürlich war es ein vielleicht von Vorteil, dass ich den einen oder anderen besser kannte, aber ich muss sagen, sie haben mich alle super aufgenommen. Ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt. Jetzt gilt es dann auch der Mannschaft auf dem Platz zu helfen.

Bei der Austria gibt es mit Investor Jürgen Werner noch einen alten Bekannten aus Ihrer Zeit beim LASK. Hat die Verbindung zu Werner eine Rolle gespielt?

Jürgen und ich sind immer in Kontakt geblieben. Das hat natürlich auch eine Rolle gespielt. Aber wichtig war auch, dass sich der Trainer für den Transfer ausgesprochen hat. Die Leute können ja reden was sie wollen, aber wenn der Trainer nein sagt, dann heißt es auch nein. Das habe ich im abgelaufenen Transferfenster des Öfteren erlebt. Es ist im Endeffekt gut, bestimmte Leute zu kennen, aber der wichtigste Kopf ist am Ende des Tages der Trainer.

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Sie haben in den letzten Jahren verschiedenste Positionen in der Offensive bekleidet. Mal links außen, mal rechts außen, mal hängend. Wo fühlen Sie sich persönlich am wohlsten?

Am wohlsten fühle ich mich im Zentrum, ganz gleich, ob als Zehner, Achter oder Sturmspitze. Es stimmt schon, dass ich in der Vergangenheit auch öfter mal außen gespielt habe. Aber ich finde, dass das Spiel unserer Mannschaft sehr variabel ist. Da kannst du dich offensiv ziemlich frei bewegen und das kommt mir richtig zugute. Die Mannschaft will Fußball spielen, es sind viele gute Fußballer dabei. Es ist wichtig, dass sie auch den Zug nach vorne sucht, denn dann ist es auch für mich als Offensivspieler leichter, zur Geltung zu kommen.

Auf welcher Position werden Sie bei der Austria vorwiegend zum Einsatz kommen?

Ich schätze mal im Zentrum. Konkret habe ich mit dem Trainer nie über die Position gesprochen, weil ich mehrere Positionen bekleiden kann. Es war nicht so, dass er gesagt hat, "du spielst bei mir Zehner oder Achter". So wie wir spielen, ist auch die Sturmspitze in einem 4-3-3 eine geile Position.

Die Austria ist aktuell in der Conference League im Einsatz. Aufgrund Ihres späten Transfers war eine Kadernennung nicht mehr möglich. Hoffen Sie nun umso mehr, dass die Austria den Aufstieg in die K.o.-Phase schafft? Ein Einsatz in einem internationalen Klub-Bewerb blieb Ihnen bis dato verwehrt.

Das wäre ein schönes Zuckerl, aber für mich ist es viel wichtiger, dass sich die Mannschaft für die erbrachten Leistungen belohnt. In Posen war es eigentlich auf Augenhöhe, dann hat man für einen Moment fünf, sechs Minuten geschlafen und direkt zwei Gegentore bekommen. Natürlich würde ich gerne in der Conference League mitspielen, aber dadurch, dass ich es nicht kann, wünsche ich mir einfach für die Mannschaft, dass sie die Leistungen in Punkte ummünzen. Wenn sie so weiterspielen und am Ende doch international überwintern, freue ich mich umso mehr.

Das wichtigste ist, dass wir unter die ersten sechs kommen.

Nikola Dovedan über die Erwartungshaltung bei der Austria

In der Bundesliga steht die Austria trotz Punkteabzug auf dem starken vierten Tabellenrang. Was ist in dieser Saison möglich mit Ihrem neuen Klub?

Das Wichtigste ist, dass wir unter die ersten sechs kommen. Dann ist im Frühjahr alles möglich, das hat man auch letzte Saison gesehen. Letztes Jahr hätte wohl keiner damit gerechnet, dass die Austria Dritter wird. Ich denke, wir haben eine gute Mannschaft und haben auch das Zeug dazu, oben mitzuspielen. Im Frühjahr, wenn dann die Punkte halbiert werden, wird man sehen, was dann rausspringen wird.

Sie haben bei der Austria einen Einjahresvertrag unterschrieben. Wie sieht Ihre persönliche Erwartungshaltung aus?

Dass ich meine bestmögliche Leistung auf den Platz bringe und der Mannschaft mit möglichst vielen Toren und Assists helfe. Wie viele es dann am Ende sein werden, wird sich zeigen. Ich habe mir jetzt keine Zahl in den Kopf gesetzt. Ich versuche einfach, in jedem einzelnen Spiel das bestmögliche aus mir rauszuholen. Es gibt natürlich Tage, an denen es besser klappt und Tage, an denen einem weniger gelingt.

Sehen Sie das Jahr hier auch ein wenig wieder als Sprungbrett für das Ausland?

Ich habe jetzt nicht mehr den Drang, dass ich unbedingt sage, ich möchte ins Ausland gehen. Ich war jetzt fünf Jahre in Deutschland und habe dort viel erlebt. Ich hatte auch jetzt im letzten Transferfenster genügend Angebote aus dem Ausland. Es war aber nicht der passende Verein dabei. Ich habe immer gesagt, ich möchte etwas machen, wo ich mit Herz dabei bin. Das bin ich bei der Austria. Natürlich muss ich mich auch hier beweisen, im Fußball geht es am Ende des Tages nunmal um Leistung und wie man der Mannschaft weiterhelfen kann. Was dann in einem Jahr ist, wird sich zeigen. Es ist jedenfalls nicht so, dass ich die Austria nur als Zwischenstation sehe. Ich kann mir auch vorstellen, die nächsten fünf Jahre für die Austria zu spielen.

Am Sonntag geht es für euch vor ausverkauftem Haus gegen Sturm Graz zur Sache. Was erwartet euch?

Sturm hat es in den letzten Jahren richtig gut gemacht und hat eine starke Mannschaft. Sie werden auch in dieser Saison um die Plätze eins bis vier mitspielen. Ich erwarte daher ein gutes Spiel, wo wir alles reinhauen müssen und wo wir maximal gefordert werden, sowohl taktisch, als auch spielerisch. Ich freue mich richtig auf dieses Spiel und bin gespannt, was auf uns zukommt.

Interview: Michael Chudik

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