Elversbergs Interimscoach Roland Seitz, der seit Anfang dieser Woche für den entlassenen Dietmar Hirsch das Zepter schwingt, brachte bei seiner ersten Bewährungsprobe gegenüber der 0:2-Niederlage im Abstiegs-Schlager in Unterhaching drei Neue, die sein Vorgänger zuletzt sogar gänzlich außen vor ließ: Itoua, Jungwirth und Zimmermann verdrängten Bastürk (Gelbsperre), Wolfert und Vaccaro. Sein Pendant Frank Schmidt sah dagegen keine Veranlassung für Umstellungen und vertraute exakt der Elf, die beim 3:0-Sieg gegen Kiel begonnen hatte.
Der Luz-Schock
Die Anzeichen waren klar: Bei einem Erfolg bei den abstiegsbedrohten Saarländern wäre der erste Zweitligaaufstieg der Heidenheimer Vereinsgeschichte endgültig in trockenen Tüchern. Dennoch warnte FCH-Coach Schmidt vor der Partie: "Elversberg ist angeschlagen wie ein angezählter Boxer. Darin liegt eine große Chance für uns, wenn wir unsere Leistung bringen. Wenn wir aber unsere Deckung nicht hochnehmen, kann es auch einschlagen". Diese Warnung kam bei seinen Schützlingen offenbar nicht ganz an, die sich nach Anpfiff in einer Tiefschlafphase befanden: Gross hatte bei seiner Hereingabe erstaunlich viel Platz, auch Abnehmer Luz wurde nicht richtig gestört. Der Angreifer setzte das Leder per Volley sehenswert ins lange Eck und versetzte den FCH mit seinem Blitz-Tor in einen Schockzustand (1.).
Jener war dem Klassen-Primus in den darauffolgenden Minuten deutlich anzumerken. Zwar verbuchten die Ostalbstädter ein klares Ballbesitzplus, wussten mit dem Rund aber meist nicht viel anzufangen und gingen kaum Risiko. Zudem schlichen sich zahlreiche Ungenauigkeiten und Abspielfehler ein. Die Ausnahme: Nach einer schönen Kombination über links ließ Bagceci eine Heise-Flanke geschickt abtropfen, doch Thurk schloss überhastet ab (6.).
Nervenflattern bei Mr. Zuverlässig
Mit fortlaufender Spieldauer forcierten die Gäste ihre Offensivbemühungen merklich, agierten im Mittelfeld variabler und initiierten demnach auch mehr Torgelegenheiten. Beinahe hätte Bagceci von einem Kronholm-Patzer profitiert (19.). Nachdem Billick Thurk im Sechzehnmeterraum leicht zerrte, rückte Schiedsrichter Florian Badstübner in den Mittelpunkt: Der Unparteiische zeigte auf den Punkt und ermögliche dem FCH die große Ausgleichschance. Diese wusste Schnatterer allerdings nicht zu nutzen, weil der Kapitän vom Punkt Nerven zeigte und Kronholm den Braten gerochen hatte (29.).
Kurz vor dem Abpfiff war es erneut Thurk, der Schlagzeilen schrieb. Erst scheiterte der Angreifer per Distanzschuss am stark aufgelegten Kronholm, dann ließ sich der Routinier nach einem harmlosen Zweikampf mit Gyasi zu einer Tätlichkeit hinreißen. Badstübner zeigte sofort Rot und pfiff direkt danach zur Pause (45.).
Der 35. Spieltag
Auch in Unterzahl dominierten die Brenzstädter klar das Spielgeschehen und belohnten sich schnell mit dem Ausgleich: Heise traf per 30-Meter-Freistoß über die Mauer (51.).
Fortan ließen die Schmidt-Schützlinge die Zügel allerdings merklich schleifen, auch wenn die Gäste weiterhin deutlich das Zepter schwangen. Die SVE fand trotzdem zu keiner Zeit wirklich Zugriff auf die Partie.
Warten auf den Abpfiff
Mit dem Bewusstsein, dass Leipzig weiterhin gegen Darmstadt führte und ein Remis zum Aufstieg reichen würde, schaltete der Liga-Primus auf den Verwaltungsmodus um. Weil auch die in Überzahl agierenden Saarländer nichts mehr riskierten, blieb es bei der Punkteteilung. Nachdem im Parallelspiel der Schlusspfiff ertönte, verwandelte sich die Kaiserlinde, auch dank einer Vielzahl an Heidenheimer Anhängern, in ein Tollhaus. Der erste Zweitligaaufstieg der Vereinshistorie war vollbracht!
Nächsten Samstag (14 Uhr) reist Elversberg nach Regensburg, zeitgleich empfängt Heidenheim die Reserve des VfB Stuttgart.