Bundesliga (D)

Bayer Leverkusen: Warum Tella stark von Grimaldo profitiert

Tore des Außen belegen die klaren Abläufe im Bayer-Spiel

Erfolgsmuster zweiter Pfosten: Warum Tella so stark von Grimaldo profitiert

Vorlagengeber und Torschütze: Alejandro Grimaldo (li.) und Nathan Tella.

Vorlagengeber und Torschütze: Alejandro Grimaldo (li.) und Nathan Tella. DeFodi Images via Getty Images

Es gibt viele Argumente, die bei der Verpflichtung von Nathan Tella maßgeblich dafür waren, dass Bayer 04 im Sommer rund 20 Millionen Euro für den Angreifer an den FC Southampton überwies. Seine Qualitäten als Kopfballspieler gehörten allerdings nicht dazu. Umso bemerkenswerter ist es nun, dass der eigentliche Außenstürmer zwei seiner bislang fünf Bundesligatreffer mit der Stirn erzielte.

Sein 1:0 beim 2:0-Sieg gegen Wolfsburg ordnete der 24-Jährige aber nicht einer neu gewonnenen Stärke zu, sondern betonte selbst die Bedeutung des Vorbereiters. "Wegen meiner Größe erwartet niemand, dass ich am langen Pfosten Kopfballtore mache", erklärte der 1,73 Meter große Tella, "aber wenn ich einen Teamkollegen wie Grimaldo habe, ist es für mich bei solchen Flanken unmöglich, nicht zu treffen."

Der Treffer gegen Wolfsburg war bereits der zweite von Tella in diesem Kalenderjahr, der nach exakt diesem Muster fiel. Schon beim 2:0-Sieg in Darmstadt hatte der eigentliche Stürmer, damals sogar zweifacher Torschütze, eine Flanke von Grimaldo am langen Pfosten eingenickt. Auch beim 3:2-Sieg in Leipzig, als Tella erneut als rechter Schienenspieler im 3-4-3 kurz nach der Pause mit dem Fuß am langen Pfosten das wichtige 1:1 erzielte, war Grimaldo mit seiner flachen Hereingabe der Vorbereiter.

Es sind Treffer mit System, die der nigerianische Nationalspieler erzielt. Tore, die nach Kombinationen fallen, bei denen der Ball meist erst im Zentrum zirkuliert, bis sich auf der linken Außenposition etwas Freiraum ergibt, den Linksverteidiger Grimaldo dann zur präzisen Hereingabe nutzt. Und die dann der rechte Außenspieler verwandelt, der sich im Rücken der Abwehr leicht frei stehlen kann, weil der Fokus der gegnerischen Defensive zuvor auf die linke Seite gelenkt wurde.

So war Tellas Treffer gegen Wolfsburg weniger dessen Instinkt als der Umsetzung des konkreten Musters geschuldet, dass der rechte Flügelspieler bei einem Leverkusener Angriff über links einrücken soll, um die Strafraumbesetzung zu erhöhen.

"Ich wusste, dass ich diesen Laufweg machen musste. Ich hatte zuvor mit einem der Co-Trainer gesprochen, der mir gesagt hat, dass es für mich die Chance ergeben könnte, wie gegen Darmstadt am langen Pfosten zu treffen. Er lag richtig damit", erklärte Tella nachher die Entstehungsgeschichte seines Wettbewerb übergreifend sechsten Saisontreffers.

Tella über Grimaldo: "Ich muss immer mit ihm feiern"

Vier davon erzielte er in der Rückrunde. Und bei 75 Prozent davon war Grimaldo der Vorlagengeber. Von dessen Offensivkünsten und besonders seinen präzisen Hereingaben profitiert Tella als rechter Flügelspieler. "Von meinen fünf Toren in der Liga hat er drei vorbereitet. Ich muss immer mit ihm feiern", erklärte Tella mit einem breiten Lächeln, "ich bin so glücklich, mit ihm zu spielen. Er hilft mir, viele Tore zu schießen, viele Chancen zu haben."

Tella ist der große Profiteur von diesem Leverkusener Angriffsmuster, nach dem auch Josip Stanisic als rechter Verteidiger beim Spitzenspiel gegen Bayern München auf Flanke von Robert Andrich am zweiten Pfosten traf. Und auch Rechtsverteidiger Jeremie Frimpong war in diesem Kalenderjahr beim 2:1 in Heidenheim und beim 2:0 in Köln erfolgreich, weil er vor den flachen Hereingaben von Amine Adli bzw. Grimaldo wie gefordert stark eingerückt war.

All diese Beispiele belegen, wie präzise geplant Leverkusens Erfolg ist, der auf klar erkennbaren Mustern basiert. Die aber dennoch für die Gegner offenbar nur schwer zu verteidigen sind.

Stephan von Nocks

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