Beim Mailänder Gastspiel gab's in Genua beinahe volles Haus - was auch damit zusammenhing, dass der Aufsteiger und der älteste Klub Italiens auf den Tag genau vor 130 Jahren gegründet worden war. Taktisch setzte Coach Alberto Gilardino auf eine starke Defensive gegen die Rossoneri, dafür "opferte" er im Vergleich zum jüngsten 2:2 bei Udinese Calcio Stürmer Retegui und brachte Sabelli im Mittelfeld.
Bei den Lombarden gab Coach Stefano Pioli nach der Nullnummer beim BVB in der Champions League vor allem seinen Offensivkräften eine Schonpause: Rafael Leao, Giroud und Pulisic fehlten ebenso in der Startelf wie Pobega und Calabria. Neu dabei: Florenzi, Adli, Chukwueze, Jovic und Okafor.
Die neu zusammengewürfelte Offensive hatte große Probleme mit den gut eingestellten Genuesen. Milan war zwar optisch überlegen, rannte sich aber sehr häufig fest und kam nur selten zu klaren Chancen. Ein paar gab's dennoch: Genuas Torhüter Martinez musste gegen Okafor (3.) und Reijnders, der wiederum aus abseitsverdächtiger Position zum Abschluss gekommen war (19.), parieren. Theo schoss rechts vorbei (24.).
Apropos Theo: Der französische Nationalverteidiger sah noch vor der Halbzeit Gelb - es war seine fünfte Verwarnung in seinem siebten Ligaspiel. Im anstehenden Kracher gegen Juventus (22. Oktober, 20.45 Uhr) wird der 26-Jährige nun gesperrt fehlen.
Sonderlich viele Höhepunkte hatte das Spiel nicht zu bieten, dafür war der Gastgeber sowie Außenseiter viel zu destruktiv - und Milan viel zu planlos. Pioli reagierte auf den schwachen Auftritt seiner Elf und brachte zum Seitenwechsel Rafael Leao und Pulisic. Die wenig überzeugenden Chukwueze und Okafor blieben draußen, während Jovic, der bei seinem Startelfdebüt kaum eingebunden war und wenig Bälle bekam, weitermachen durfte.
Pioli wechselt offensiv
Sonderlich viel änderte sich jedoch auch durch die Wechsel nicht. Die Partie blieb für die Mailänder kompliziert, weil der Aufsteiger schlichtweg nichts anbot. Unter dem Strich war es ein Geduldspiel. Nachdem Martinez einen guten Rafael-Leao-Kopfball bärenstark entschärft hatte (65.), kamen auch noch Giroud und Calabria bei den Mailändern - für Adli und Florenzi (66.).
Mit Rafael Leao, Pulisic, Giroud und Jovic war bei den Gästen in der letzten knappen halben Stunde demnach alles auf Offensive ausgerichtet. Die Chancen hatte aber auf einmal der Aufsteiger: Maignan rettete zunächst stark gegen Dragusin (76.) und war etwas später heilfroh, als der eingewechselte Ekuban über das Tor köpfte, nachdem Maignan sich verschätzt hatte (76.).
In der Schlussphase erhöhten die Rossoneri noch einmal die Schlagzahl und kamen endlich vermehrt zu Abschlüssen, jedoch warfen sich die Genueser in jeden Schuss: Jovic kam gleich zweimal nicht durch (79., 81.), Pulisic einmal (81.). Weil dann auch Calabrias Distanzversuch aus der zweiten Reihe in den dritten Stock rauschte (83.), roch es nach einer Nullnummer.
Spektakel pur in der Schlussphase
Mit links angenommen, um die eigene Achse gedreht und mit rechts vollendet: Christian Pulisic erzielt das 1:0. AC Milan via Getty Images
Zu der kam es aber nicht, weil Musah aus dem rechten Halbfeld in die Gefahrenzone zu seinem US-Landsmann Pulisic flankte. Der nahm die Kugel geschickt mit Bein und Brust an, drehte sich um die eigene Achse und vollstreckte rechts unten (87.). Der Treffer wurde anschließend vom VAR lange auf ein etwaiges Handspiel des Ex-Dortmunders geprüft - zählte schlussendlich aber dennoch.
Doch damit nicht genug, denn auf einmal entwickelte sich ein Spektakel sondergleichen in Genua: In der Nachspielzeit ging Maignan enormes Risiko und foulte dabei mit dem Knie außerhalb des Strafraums Ekuban. Nach VAR-Check zückte Schiedsrichter Marco Piccinini Rot wegen Notbremse. Weil Milan zudem schon fünfmal gewechselt hatte, musste ein Feldspieler für die restlichen Minuten ins Tor.
Giroud streifte sich das Torhüterleibchen von Maignan über - und sollte schon bald gefordert werden. Zunächst aber knallte Gudmundssons Freistoß abgefälscht an den Pfosten (90.+12), ehe auch Genuas Keeper Martinez vom Platz flog. Der war wegen Zeitspiels bereits verwarnt gewesen, erlaubte sich dann aber, als er mit nach vorne kam, ein Foul - und sah die Ampelkarte (90.+13.).
Girouds Parade
Kurz darauf folgte Girouds großer Moment, als er zunächst mit viel Glück per krummer Faustabwehr gegen Puscas zur Stelle war und den Ball anschließend unter sich begrub (90.+14). Den Schlusspunkte setzte er auch noch, als er einen hohen Ball im Strafraum herunterpflückte.
Milan gewann somit knapp mit 1:0 und verabschiedete sich damit als neuer Tabellenführer der Serie A in die Länderspielpause nach dem vorangegangenen Remis von Inter. Am Sonntag, den 22. Oktober, geht es für beide Klubs wieder weiter: Genua reist dann nach Bergamo zum Duell mit Atalanta (18 Uhr), Milan hat derweil den Kracher gegen Rekordmeister Juventus vor der Brust (LIVE! ab 20.45 Uhr bei kicker).