Bundesliga (D)

Gikiewicz an die Ultras: "Euer Boykott ist nicht gut"

Auch Trainer Urs Fischer ist wenig begeistert

Gikiewicz an die Ultras: "Euer Boykott ist nicht gut"

Will auf den Rückhalt durch die Fans nicht verzichten: Union-Torwart Rafal Gikiewicz.

Will auf den Rückhalt durch die Fans nicht verzichten: Union-Torwart Rafal Gikiewicz. imago images

Wenn Union am kommenden Sonntag (18 Uhr, LIVE! bei kicker.de) zum historischen ersten Bundesligaspiel der Vereinsgeschichte antritt, wollen die aktiven Fans der Eisernen die große Bühne nutzen, um ihren Protest gegen den ungeliebten Brauseklub aus Leipzig zum Ausdruck zu bringen. "Neben einer optischen Aktion, die unsere Vorstellungen vom Fußball thematisiert, werden wir als Zeichen des Unmuts erneut die ersten 15 Minuten des Spiels schweigen", kündigte die Ultra-Gruppierung Wuhlesyndikat auf ihrer Homepage an.

Bereits zu gemeinsamen Zweitliga-Zeiten mit den Sachsen hatte die aktiven Fans der Eisernen gegen das "Konstrukt" und das "Gebilde" aus Leipzig, wie sie formulieren, protestiert. Diesmal hofft man auf noch mehr Aufmerksamkeit - und nimmt dafür ganz bewusst auch in Kauf, dass dadurch Unions erster Auftritt in der Bundesliga getrübt wird. "Wir wissen, dass dieser Stimmungsboykott, gerade zu diesem historischen Spieltag, uns allen besonders schwerfällt. Jedoch ist es genau deshalb so wichtig, diesen in dieser Form aufrechtzuerhalten und fortzusetzen. Es wird wohl kaum eine größere Bühne für unseren Protest geben als diesen Spieltag, und genau deshalb gilt es, das auch zu nutzen", hieß es in der Stellungnahme.

Leipzig muss spüren: "Welcome to Hell"

Derart viel Eigensinn bei einigen Anhängern stößt bei den Protagonisten, die am Spieltag im Vordergrund stehen sollten, auf wenig Begeisterung. Am deutlichsten formulierte seine Meinung Torwart Rafal Gikiewicz, bei Union bekannt für klaren Aussagen. "Euer geplanter Boykott in den ersten 15 Minuten ist nicht gut für uns Spieler. Ihr könnt gerne eine Choreo oder sonst etwas machen. Wir Spieler zusammen mit Euch Fans müssen unseren Gegnern zeigen, dass das UNSER Platz ist, UNSER Haus! Sie müssen spüren, 'Welcome to Hell', dass es NIE einfach ist, gegen uns zu spielen", schrieb der Pole am Montag auf seinem offiziellen Instagram-Account. "Ich bin Ausländer, und es interessiert mich nicht, wer unser Gegner ist! Ich will einfach nur MIT EURER HILFE gewinnen. Ihr könnt alles machen, aber ein Boykott wird uns nicht helfen. Wir brauchen Eure Euphorie, Eure Gesänge, Eure Anfeuerungen!", so Gikiewicz weiter.

Weniger deutlich äußerte sich Unions Aufstiegstrainer Urs Fischer. Der Schweizer ließ aber am Sonntag nach dem 6:0 im Pokal bei Regionalligist Germania Halberstadt erkennen, dass auch ihm die geplante Aktion nicht recht sei. So sprach Fischer von einem "komischen Gefühl" und meinte: "Normalerweise ist unser Stadion ein Tollhaus. Gut, dass es nur 15 Minuten sind." Und Linksverteidiger Christopher Lenz ergänzte, dass "das ein Fan-Ding ist. Aber natürlich sind wir eigentlich dafür, dass uns die Fans anfeuern. In der vergangenen Saison hat man vor allem in den Heimspielen etwa gegen Magdeburg, Hamburg oder Köln gemerkt, dass alles für uns gefühlt einen Tick leichter ist, wenn wir die Fans im Rücken haben".

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Liebe Fans, am Sonntag werden wir alle einen historischen Moment erleben! Wir haben in der letzten Saison sehr hart für diesen Moment gearbeitet! Wir alle, auch Ihr! Für alle Unioner ist das ein besonderer Moment! Euer geplanter Boykott in den ersten 15 Minuten ist nicht gut für uns Spieler. Ihr könnt gerne eine Choreo oder sonst etwas machen. Wir Spieler, zusammen mit Euch Fans, müssen unseren Gegnern zeigen, dass das UNSER Platz ist, UNSER Haus! Sie müssen spüren "Wellcome to Hell", dass es NIE einfach ist gegen uns zu spielen. Fans, das ist meine persönliche Meinung! Ich bin Ausländer und es interessiert mich nicht, wer unser Gegner ist! Ich will einfach nur MIT EURER HILFE gewinnen. Ihr könnt alles machen, aber ein Boykott wird uns nicht helfen. Wir brauchen Eure Euphorie, Eure Gesänge, Eure Anfeuerungen!!! Alles Liebe Euer Giki

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An ein Umdenken bei den eigenen Anhängern glaubt der Abwehrspieler ähnlich wie Kapitän Christopher Trimmel aber nicht so recht. "Ich sehe es so, dass wir es respektieren müssen. Wir konzentrieren uns auf die sportlichen Dinge", sagte Trimmel und erklärte zu der geplanten Aktion, von der Mannschaft und Klub vorab informiert worden sein sollen: "Man hat es sich insgesamt natürlich anders vorgestellt. Man hat sich vielleicht auch einen anderen Gegner gewünscht. Bei mir persönlich ist es so, dass ich sage: Der Gegner ist egal, jeder Gegner ist schwer, wir freuen uns auch auf jeden Gegner. Von daher ist es eine Riesenherausforderung. Dass die ersten 15 Minuten keine Stimmung ist, ist aus Spielersicht natürlich ungewohnt. Wir werden trotzdem Vollgas geben. Dann kracht es nach 15 Minuten."

Jan Reinold

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