Erneute Triumph-Fahrt für die Silberpfeile, Schadensbegrenzung beim viermaligen Champion Sebastian Vettel: Hamilton hat nach dem vierten Mercedes-Doppelsieg in Serie seinen Teamkollegen Rosberg an der Spitze der WM-Gesamtwertung abgelöst und damit seine Ambitionen auf den zweiten WM-Titel nach 2008 unterstrichen.
"Ich bedanke mich bei meinem Team, das macht in diesem Jahr einen unglaublichen Job", sagte Hamilton: "Mein erster Sieg in Spanien bedeutet alles für mich." Rosberg haderte nach einem engen Finale mit dem zweiten Platz. "Ich hätte noch eine Runde gebraucht, dann hätte ich ihn angreifen können", sagte der 28-Jährige: "Das frisst jetzt ein bisschen an mir, aber es sind ja noch viele Rennen."
Vettel rettete beim Großen Preis von Spanien in Barcelona sein zunächst völlig verkorkstes Wochenende mit einer imposanten Aufholjagd, einer guten Strategie und Platz vier. "Ich denke, das war alles, was wir rausholen konnten", sagte Vettel: "Wir sind noch nicht über den Berg. Aber ich hoffe, dass wir demnächst wieder mehr fahren können und nicht erst am Sonntag wissen, wo wir stehen."
Noch besser machte es sein australischer Red-Bull-Teamkollege Daniel Ricciardo, der mit Rang drei den Sprung aufs Podium schaffte. Vorjahressieger und Lokalmatador Fernando Alonso musste sich im Ferrari diesmal mit Rang sechs hinter Williams-Pilot Valtteri Bottas begnügen. Nico Hülkenberg (Force India) sammelte als Zehnter einen Punkt ein, während Adrian Sutil (Gräfelfing) im Sauber als 17. erneut leer ausging.
Hamilton schnappte mit seinem ersten Triumph in Barcelona -- zwei Wochen vor dem nächsten Grand Prix in Monaco - mit insgesamt 100 Zählern Rosberg die WM-Führung weg. Der Wahl-Monegasse hat vor seinem Heim-GP nun als erster Verfolger 97 Punkte auf seinem Konto. Alonso ist mit 49 Zählern Dritter, Vettel liegt mit 45 Punkten direkt dahinter.
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Der Rennverlauf
Keine Chance hatte Rosberg beim Start gegen Polesetter Hamilton. Der Markengefährte kam gut weg und ließ dem Wiesbadener keine Chance vor der ersten Kurve. Im Gegenteil: Der Mercedes mit der "6" musste sich sogar noch gegen den Schnellstarter Bottas (Williams) verteidigen. Dahinter ging trotz eines gewaltigen Verbremsers von Grosjean alles gut, so dass alle 22 Boliden das Rennen unbeschadet beginnen konnten.
Wie in dieser Saison gewohnt, zogen vom Start weg die beiden Silberpfeile einsam ihre Runden an der Spitze. Dazu kam das Barcelona-spezifische Streckenprofil, das Überholvorgänge schwierig macht. Nachdem die Positionen bezogen waren, schalteten die Piloten schnell in den "Halten-Modus". Einzig Ricciardo bearbeitete rundenlang Bottas, um auf Platz drei vorzurücken. Musste schließlich aber doch zurückstecken.
Im Hinterfeld machte der strafversetzte Titelverteidiger Vettel (Getriebewechsel) Betrieb, hatte allerdings Mühe, mit seinem Red Bull an den Konkurrenten vorbei zu ziehen. Und die Aufholjagd endete früh. An Button auf Platz zwölf war kein Vorbeikommen. Schon sehr früh entschloss sich Vettels Crew deshalb, die Reifen zu wechseln. Der viermalige Weltmeister fiel weit zurück, konnte sich allerdings Boxenstopp-bereinigt schließlich auf Platz neun verbessern.
An der Spitze lieferten sich Hamilton und Rosberg mit respektablem Abstand auf das Feld ein Duell in ihrer eigenen Liga. Rosberg war aber Mitte des Rennens nicht in der Lage, zum britischen Stallgefährten aufzuschließen.
Im Verfolgerfeld verlief der Grand Prix ähnlich ereignislos wie an der Spitze. Lediglich die verschiedenen Reifenstrategien der Teams sorgten für Positionswechsel. Dabei zeigte Weltmeister Vettel eine ganz eigene, aber erfolgreiche Reifentaktik. Nach einem frühen Wechsel von weich auf hart stellte er Mitte des Rennens wieder auf weiche Pneus um. Dabei war klar, dass der Heppenheimer noch ein drittes Mal kommen musste. Allerdings konnte Vettel mit diesem Reifensatz einige unglaubliche Rundenzeiten aus dem RB-10 herausholen. Zwischenzeitlich fuhr er schon auf den fünften Platz nach vorne, und fiel auch trotz des dritten Stopps nur auf P7 zurück und attackierte dann famos bis auf den vierten Rang.
Auch die beiden Mercedes-Piloten entschieden sich für konträre Strategien. Hamilton begann seinen letzten Stint mit harten, Rosberg mit weichen Pneus. Mit Unterstützung seiner Walzen kam Rosberg schnell näher und tauchte in der 54. Runde bildfüllend im Rückspiegel des Briten auf.
Spannende Duelle gegen Ende des Rennens
Alonso kassierte drei Runden vor der Zielflagge Räikkönen für Platz sechs. Vettel bedrängte davor Bottas und überholte den Finnen in der vorletzten Runde. Rosberg hatte sich an der Spitze an Hamilton endgültig heran gesaugt, doch dem Wiesbadener gingen die Runden aus. Knapp hinter Hamilton kam er als Zweiter ins Ziel.