Nach der 1:4-Schlappe in Leverkusen musste Herthas Coach Huub Stevens auf den verletzten Rehmer (Schultereckgelenksprengung), der durch van Burik ersetzt wurde, verzichten. Außerdem spielte für Beinlich der Belgier Goor. VfL-Trainer Peter Neururer konnte nicht auf Fahrenhorst zurückgreifen, da der Abwehrstratege sich beim 1:1-Unentschieden vergangene Woche gegen Kaiserslautern einen Außenbandriss zuzog. Dafür stand Vriesde in der Anfangsformation.
Gleich von Beginn an machte die Hertha Druck, spielte engagiert, spritzig und bissig, zeigte dem Gast aus Bochum, wer Herr im Haus ist. Die Berliner hatten mehr Spielanteile und münzten dies schon in der dritten Minute in eine Riesenchance um: Marcelinho bediente Preetz von außen, der den Ball direkt nahm, doch van Duijnhoven klärte. Der Spielmacher der Hertha rochierte, zog so das Spiel der Hauptstädter auseinander und setzte seine Kollegen Goor, Preetz und Alves immer wieder in Szene. Berlin kombinierte munter weiter und erarbeitete sich mit Flexibilität ein um die andere Chance. Die besten vergaben Alves, Preetz (Doppelchance in der 14. Minute) und Marcelinho (21. und 23.). Bochum war verunsichert, leistete sich zu viele Fehlpässe und brachte nach vorne so gut wie nichts zu Stande. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Führung fallen würde, doch vorerst scheiterten die Berliner am eigenen Unvermögen im Abschluss. Nach einer halben Stunde schaffte es Bochum, das Spiel besser vom Strafraum fernzuhalten. Berlin war zwar weiter überlegen, doch gute Möglichkeiten blieben für die Hausherrn aus. Schiedsrichter Dr. Wack musste das Spiel immer öfter wegen Nickligkeiten unterbrechen. Dies gipfelte unter Pfiffen der Fans in der Gelb-Roten Karte gegen van Burik wegen wiederholten Foulspiels (41.). Das Niveau der Partie sackte schlagartig ab. Zur Pause stand es 0:0, womit der VfL zufrieden sein konnte, denn Berlin spielte sich ein deutliches Chancen-Plus heraus.
Im zweiten Durchgang sollte bei den Bochumern mit Gudjonsson (für Freier) mehr Wirbel im Mittelfeld entstehen. Dieser kam auch, denn der VfL spielte endlich mal zwei gute Konter heraus, doch weder Christiansen (49.) noch der Eingewechselte (53.) nutzten ihre Gelegenheiten. Die Westfalen wollten die Stevens-Elf nicht mehr ins Spiel kommen lassen und versuchten mit Forechecking das Kreativ-Spiel der Gastgeber zu unterbinden. Doch diese ließen sich davon nicht irritieren und marschierten weiter nach vorne. Trotz der Dezimierung bestimmten die Gastgeber die Partie. Weitere Chancen waren die Folge, diese vergaben jedoch Preetz (56.) und Alves (61.). Erst in der 63. Minute wurden die fortwährenden Angriffsbemühungen belohnt: Goor spielte einen hohen Ball auf Dardai, der sich von Schindzielorz gelöst hatte. Die Direktabnahme des Ungarn aus sieben Metern schlug im langen Eck ein. VfL-Coach Peter Neururer reagierte sofort und brachte mit Hashemian (für Oliseh) einen weiteren Stürmer. Durch den Offensiv-Drang des VfL verlagerte sich das Spielgeschehen ins Mittelfeld, und die Partie gestaltete sich zunehmend ausgeglichener. Zwingendes spielten die Bochumer aber nicht heraus. In den letzten zehn Minuten versuchten es Wosz & Co mit einer Schlussoffensive. So hatte in der 86. Minute Christiansen den Ausgleich auf dem Fuß, als Kiraly den 20-Meter-Freistoß des Spaniers noch gegen den Pfosten lenken konnte. Die Berliner schafften es, das 1:0 über die Zeit zu retten.
Unterm Strich ist der Sieg verdient, denn Bochum nutzte seine Überzahl-Situation nicht aus. Bei Berlin stimmte die Einstellung. Die richtige Mischung aus Kampf und Kreativität machte den Unterschied zu den Westfalen aus. Damit festigt Berlin seinen vierten Tabellenplatz. Für Bochum wird es im Abstiegskampf immer enger.