Drei Last-Minute-Neuzugänge starten
Herthas Cheftrainer Jos Luhukay drehte im Vergleich zur 2:4-Niederlage in Leverkusen dreimal an der Personalschraube: Kraft kehrte nach überstandener Wadenverhärtung für Jarstein ins Tor zurück, der endgültig vom Hamburger SV losgeeiste Skjelbred sowie Hegeler rückten ins Mittelfeldzentrum. Heitinga und Hosogai mussten ihre Plätze räumen. Sturm-Hoffnung Kalou stand zwar im Aufgebot, blieb aber vorerst draußen. Mainz-Coach Kasper Hjulmand erhielt gegenüber dem 0:0 gegen Hannover dank einer Transferoffensive kurz vor Ende der Frist insgesamt fünf weitere Alternativen, allen voran für die Offensive. Zwei bekamen sofort das Vertrauen ihres Trainers geschenkt: Rückkehrer Allagui, der gegen seine ehemaligen Kollegen antrat, sowie BVB-Leihgabe Hofmann sollten in der Offensive wirbeln. Während Wollscheid zumindest auf der Bank saß, wurden de Blasis (Tripolis) und Jairo (FC Sevilla) noch nicht berücksichtigt.
Im Berliner Olympiastadion entwickelte sich eine taktisch geprägte Partie, in welcher die Schützlinge beider Teams bestens auf den jeweiligen Gegner eingestellt waren. Das Geschehen spielte sich daher überwiegend zwischen den beiden Sechzehnmeterräumen ab.
Der Ex-Berliner Allagui zog viele Blicke auf sich, wirkte hochmotiviert, konnte aber auch keine entscheidenden Akzente im Mainzer Offensivspiel setzen. Immerhin verzeichnete der Tunesier per Kopf den ersten Torabschluss - eine leichte Prüfung für Kraft (1.). Bei der Hertha mühte sich Drei-Tore-Stürmer Schieber sichtlich ab, doch auch ihm gelang bis auf ein Schuss aus spitzem Winkel (10.) nicht sonderlich viel.
Kampf war größtenteils Trumpf, der Wille den Akteuren also nicht abzusprechen. Das spielerische Element fehlte aber, auch, weil echter Spielfluss durch die zahlreichen Unterbrechungen nicht so recht aufkam.
Der 3. Spieltag
Okazaki steht goldrichtig
Es wirkte so, als würden die Akteure ständig auf einen Fehler des Gegners warten. Der unterlief nach einem Brosinski-Einwurf dann der unsortierten Defensive der Hausherren, die lediglich den Ball im Blick hatte. Koo blieb daher unbewacht, stieß in die Lücke und prüfte Kraft aus spitzem Winkel. Der Keeper verhinderte zwar den Einschlag, legte die Kugel aber direkt vor die Füße vor den am Elfmeterpunkt lauernden Okazaki. Der Japaner ließ sich nicht zweimal bitten, vollstreckte und schoss mit seinem 27. Bundesliga-Treffer sich damit an die Spitze der ewigen Torschützenliste seiner Landsleute (36.). Damit löste er den bis dahin treffsichersten Japaner Yasuhiko Okudera (für Köln, Hertha, Bremen) ab.
Der Führungstreffer verhalf den Gästen zu mehr Spielkontrolle - mehr aber auch nicht. Vor der Pause setzten lediglich Allagui und van den Bergh Ausrufezeichen, indem sie sich jeweils gegenseitig an der Außenlinie umgrätschten und folgerichtig Gelb sahen (43., 45.).
Schieber verzieht
Nach Wiederanpfiff forcierten die Hauptstädter ihre Offensivbemühungen, rissen das Ruder mehr und mehr an sich und machten nun auch in der Mainzer Defensive Lücken auf. Schieber kam im Strafraum etwas glücklich an die Kugel, hämmerte dann aus 14 Metern halblinker Position drauf. Karius war geschlagen, das Leder rauschte jedoch vorbei (50.). Ronny kam zusätzlich frisch für den etwas defensiver orientierten Skjelbred rein, um noch mehr Druck zu entwickeln (53.).
Das gelang dem Brasilianer allerdings nur phasenweise. Ronny wich immer wieder auf die Flügel aus, beteiligte sich aktiv am Aufbauspiel und sammelte viele Ballkontakte. Erwähnenswerte Torgelegenheiten initiierte allerdings auch er nicht. Mainz dagegen beschränkte sich ausschließlich auf das Verteidigen.
Ausgerechnet Allagui
Die Zeit lief den Hauptstädtern allmählich davon, woraufhin Luhukay den Angriff auf Kosten der Defensive verstärkte. Hoffnungsträger Kalou kam für van den Bergh (69.). Die Bestrafung folgte auf dem Fuß: Mainz nutzte die Räume zum Kontern, Hofmann setzte Junior Diaz am linken Sechzehnereck in Szene. Der Costa-Ricaner flankte flach auf den zweiten Pfosten, wo Allagui angerauscht kam und seinen Ex-Kollegen aus zwei Metern einen Treffer einschenkte (70.).
In der Schlussphase setzten die Hausherren alles auf eine Karte, mit Ben-Hatira zog Luhukay seine letzte Option (81.). Hertha lief pausenlos an, wirkte aber kopflos und fand vorerst kein Durchkommen - bis sich Ronny etwas unverhofft die Chance zum Anschlusstreffer bot. Ben-Hatiras Schuss von der Strafraumkante klatschte an die Hand von Bungert, woraufhin Referee Winkmann auf Strafstoß entschied. Ronny lief an, traf und nährte die Berliner Hoffnung (86.). Das Anrennen half nichts, vielmehr vollendete Okazaki einen Mainzer Konter, beseitigte alle Zweifel und brachte den ersten Saisonsieg des FSV in trockene Tücher (90 +1.).
Hertha tritt nächsten Freitag (20.30 Uhr) in Freiburg an. Mainz empfängt tags darauf (18.30 Uhr) Dortmund.