Berlins Trainer Falko Götz plagen Personalsorgen in der Abwehr. Friedrich und Fathi, die noch beim schwachen 0:1 gegen Rapid Bukarest im UEFA-Pokal spielten, sind in der Bundesliga Rot-gesperrt, Simunic (Außenbanddehnung Kniegelenk) und Schröder (Innenbanddehnung) fallen weiterhin verletzungsbedingt aus. Dafür kehrte van Burik nach Achillessehnenproblemen zurück in die Innenverteidigung. Gilberto rückte zurück in die Abwehr, den frei gewordenen Platz im Mittelfeld nahm Kovac ein. Neben dem Kroaten agierte Dardai als zweiter "Staubsauger" vor der Dreierabwehrkette, außerdem stürmte neben Sverkos mit Pantelic eine zweite Spitze. Boateng und Cairo fielen aus der Start-Elf. Auch Schalke trat in der vergangenen Woche im UEFA-Cup an, aber die Mannen von Coach Mirko Slomka spielten erfolgreicher als der heutige Gegner Berlin, S04 gewann gegen Espanyol Barcelona mit 2:1 . Bei den "Knappen" stand Kobiashvili, der international Gelb-gesperrt gewesen war, wieder in der Anfangsformation. Der junge Boenisch saß auf der Bank. Zudem verdrängte Asamoah Larsen im Sturm.
Hertha war seit neun Pfichtspielen ohne Sieg, so kündigte die Mannschaft nach dem UEFA-Pokal-Auftritt eine Reaktion an. Doch all die guten Vorsätze der Berliner warfen die Gäste aus Gelsenkirchen schon nach sechs Minuten über den Haufen: Poulsen schlug einen genialen Pass über fast 30 Meter auf Asamoah, der von rechts kommend van Burik und Chahed stehen ließ. Der Stürmer schloss aus sechs Metern mit links eiskalt gegen Fiedler zum 1:0 ab. Die Schalker traten souverän als kompakte Einheit auf. Die Raumaufteilung klappte gut, sie ließen das Leder durch die eigenen Reihen zirkulieren und wurden bei den Vorstößen stets gefährlich. Hertha versuchte nach dem Rückstand dagegen zu halten, doch die meisten Aktionen blieben Stückwerk. Immer wieder verzettelten sich die Berliner in Einzelaktionen. Doch durch Standardsituationen wurden die Gastgeber gefährlich. Zuerst köpfte Kovac nach einer Marcelinho-Freistoß-Flanke am Tor vorbei (13.), dann klärte Rafinha bei einer Ecke einen Madlung-Kopfball auf der Linie (15.). Nach 25 Minuten zogen sich die "Knappen" zunehmend zurück und überließen der "alten Dame" das Spielfeld. Die Berliner kämpften, drängten nach vorne und nutzen dafür auch die Außenbahnen. Die Bemühungen wurden in der 33. Minute belohnt: Rost wollte eine Marcelinho-Flanke wegfausten, stieß aber dabei am Fünfmeterraum mit Kuranyi und Kovac zusammen. Der Ball landete bei Sverkos, der direkt in die Mitte zurückpasste. Dort reagierte Madlung blitzschnell und schob den Ball direkt ein. Nach dem Ausgleich gestaltete sich die Begegnung ausgeglichen, aber auch zerfahren. Durch viele Nickligkeiten kam wenig Spielfluss auf. Erst in den letzten Minuten vor der Pause legten die "Königsblauen" noch eine Schippe drauf und gingen prompt mit dem Pausenpfiff erneut in Führung: Van Burik und Madlung kamen nicht mehr an Bajramovic ran, der einen weiten Pass annahm und aus 14 Metern schoss. Fiedler wehrte zunächst per Fuß ab, hatte aber gegen den Nachschuss des Bosniers keine Chance (45.+2.).
Nach dem Kabinengang übernahmen wieder die Berliner das Zepter. Die Götz-Elf baute Druck auf, doch meist war am Strafraum der Schalker Schluss. Wenn es gefährlich wurde, dann bei Standardsituationen, doch auch hier war S04 immer einen Schritt schneller. In der 65. Minute hatten die Gelsenkirchener die Riesenmöglichkeit, für die Vorentscheidung zu sorgen, doch Lincoln scheiterte beim Eins-zu-Eins-Duell an Fiedler, der klasse reagierte. Nur eine Minute später waren die "Knappen" nur noch zu zehnt: Der bereits verwarnte Ernst blockte Bastürk, der an der Seitenauslinie hinfiel. Schiedsrichter Dr. Franz-Xaver Wack zögerte nicht lange und schickte den Schalker mit der Ampelkarte vorzeitig zum Duschen. Danach sahen die Zuschauer im Olympiastadion ein Spiel auf ein Tor. Die "alte Dame" ließ den Ball teilweise wie im Handball um den Strafraum herum laufen, doch die zündende Idee oder der tödliche Pass fehlten weiterhin. Gilberto ließ dann seinem Frust freien Lauf und kassierte für ein wiederholtes Foulspiel an Rafinha ebenfalls die Gelb-Rote-Karte. Die Gäste aus dem Ruhrgebiet verteidigten den Vorsprung mit Mann und Maus über die Zeit.
Hertha kam nach dem frühen Rückstand zurück, schaffte den Ausgleich, doch dann legte S04 nach. Im zweiten Durchgang dominierte Berlin, ließ aber jegliche Durchschlagskraft vermissen. Schalke agierte insgesamt sehr clever. In den beiden Drangphasen markierten die "Königsblauen" ihre Tore. In der Defensive standen sie sicher und erarbeiteten sich so drei Punkte im Olympiastadion.