Bundesliga

Johannes Tartarotti: "Vor drei Jahren hatte ich mehr und bessere Angebote"

Ex-Altacher im Wartemodus

Johannes Tartarotti: "Vor drei Jahren hatte ich mehr und bessere Angebote"

Johannes Tartarotti blickt derzeit einer unsicheren Zukunft entgegen.

Johannes Tartarotti blickt derzeit einer unsicheren Zukunft entgegen. GEPA pictures

Wenn der SCR Altach in zwei Wochen mit dem Heimspiel gegen Titelverteidiger Red Bull Salzburg in seine zehnte Oberhaussaison in Serie geht, wird ein Name fehlen, der in den letzten sieben Jahren aus dem Kader der Rheindörfler nicht wegzudenken war: Johannes Tartarotti.

Statt unter Joachim Standfest für die neue Saison zu schuften, trainiert der ehemalige U-21-Teamspieler nach eigenem Trainingsplan. Allein. "Einmal die Woche mache ich auch bei meinem Heimatverein Bezau, wo mein Vater Sportlicher Leiter ist, mit, um auch im Mannschaftstraining zu bleiben."

Serie C der richtige Schritt?

Sonst übt sich der bald 24-Jährige im Warten. "Nicht wirklich viel", hat sich seit seinem Abschied aus Altach getan, muss er zugeben. Gespräche ja, aber nichts Konkretes. "Dabei ist es von mir ausgegangen, dass ich den Vertrag in Altach nicht mehr verlängern wollte. Schon die letzten Jahre waren für mich persönlich nicht zufriedenstellend und auch nicht für den Verein." Einen Neustart wollte der Vorarlberger mit Südtiroler Wurzeln versuchen. Jetzt weiß er: "Weil ich in der vergangenen Saison nicht mehr so viel gespielt habe, ist das gar nicht so einfach."

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Dennoch bleibt er zuversichtlich, dass demnächst etwas kommt. Grundsätzlich wäre es auch denkbar gewesen, dass er im Ländle bleibt, aber der Kontakt zu Austria Lustenau ist schon seit längerer Zeit erkaltet und die 2. Liga kommt dann doch nicht infrage. Lieber würde er das Italien-Abenteuer wagen, von dem der Milan-Fan schon lange träumt. Auch dahin gibt es Kontakte, "aber da habe ich vor drei Jahren schon deutlich mehr und deutlich bessere Angebote gehabt". Damals hat er in Altach verlängert. "Wahrscheinlich hätte ich mich schon damals anders entscheiden sollen", trauert der 77-malige Bundesliga-Spieler den vergebenen Möglichkeiten nach. "Jetzt gibt es Kontakte in die Serie C. Aber ob das der richtige Schritt ist?"

Verlorene Leichtigkeit

Als er vor mehr als fünf Jahren noch 18-jährig sein Debüt für den SCRA gegeben hat, galt er als hoffnungsvolle Zukunftsaktie. "Er war ein großes Talent, in der Akademie gut ausgebildet und er hatte ein Leihjahr in Wiener Neustadt, das ihm sehr gut getan hat", erinnert sich Georg Zellhofer, der damals Sportdirektor der Altacher war. Warum es jetzt so endet, will er nicht beurteilen, dafür sei er zu lange weg. "Aber ich glaube, es hängt bei ihm viel vom Vertrauen des Trainers ab. Wenn ihm das fehlt, fehlt ihm auch die Leichtigkeit, die er für sein Spiel braucht."

Eine Vermutung, die Johannes Tartarotti vermutlich unterschreiben würde. "Bei jedem neuen Trainer, der gekommen ist, bin ich zunächst auf der Bank gesessen. Ich habe mich bei jedem wieder reingespielt, aber dann war schon wieder der nächste da." Die vielen verschiedenen Sportdirektoren nach Zellhofer hätten ein Übriges dazu beigetragen. "Wir haben in den letzten Jahren 200 Spieler ausprobiert, in jedem Transferfenster sind wieder zehn neue gekommen. Der Verein hat nicht so auf mich gesetzt und Spieler auf meiner Position geholt, obwohl ich schon Stammspieler war."

Lieber Pastoor als Klose

Freilich habe auch er nicht immer alles richtig gemacht. "Es ist sicher auch an mir gelegen. Vielleicht habe ich bei einem neuen Trainer nicht immer gleich seine Idee umgesetzt, sondern so gespielt, wie ich geglaubt habe, dass ich der Mannschaft am besten helfen kann. Das war nicht so schlau, das würde ich heute auch nicht mehr machen." Dabei sah sich der Bregenzerwälder nie als Sturkopf. "Privat überhaupt nicht, am Spielfeld vielleicht hin und wieder. Aber ich habe mich nie gegen einen Trainer aufgelehnt."

Obwohl er mit seinen Einsatzzeiten schon länger unzufrieden war, ist er mit allen gut ausgekommen. "Richtig schwierig war's mit keinem, am wenigsten gespielt habe ich aber unter Klose. Da hat es ein Spiel gegeben, bei dem ich in der zweiten Halbzeit reingekommen bin, ein Tor und einen Assist gemacht habe und beim nächsten Mal habe ich wieder nur zehn Minuten gespielt. Zum Schluss war ich gar nicht mehr im Kader. Am wohlsten gefühlt habe ich mich unter Alex Pastoor, das war auch die letzte Phase, in der Altach guten Fußball gespielt hat und eine wirklich gute Mannschaft hatte."

Falsches Geschäft

Frustriert war Tartarotti zuletzt nicht nur von seiner sportlichen Situation. "Fußballspielen ist die schönste Sache der Welt, aber vom Konstrukt drumherum ist wohl niemand ein Fan", kann er die lauter werdende Kritik am "modernen Fußball" nachvollziehen. "Es ist schon ein falsches Geschäft. Auch wie in Altach mit Spielern umgegangen wurde, war nicht in Ordnung", meint Tartarotti genau das, was die VdF unlängst angeprangert hat: "Letztes Jahr wurde eine Trainingsgruppe zwei eingeführt, der zehn Spieler angehört haben, die nicht mehr auf den Campus durften. Ich war zwar nicht dabei, aber einige gute Freunde. Das darf nicht passieren." Ob er Joachim Standfest eine nachhaltige Neuorientierung zutraut? "Das ist für mich schwer einzuschätzen. Ich habe bewusst den Abstand gesucht, alles gar nicht so verfolgt, weil die letzten Jahre für mich schon anstrengend gewesen sind. Aber die Spieler, mit denen ich noch Kontakt habe, haben ein gutes Gefühl. Ich bin gespannt."

Gespannt ist er auch, wo er letztlich landen wird. Sein Berater Vinicio Fioranelli ist kein Unbekannter. Dessen Kontakte in die Schweiz und nach Italien werden irgendwann zu einem Ergebnis führen. Ein Wechsel in die Schweiz wäre schon deshalb naheliegend, weil dort Freundin Sandra Aloi zuhause ist, die zuletzt ebenfalls in Altach spielte, im Frühjahr nach ihrem dritten Kreuzbandriss aber ihre Karriere beenden musste. "Sie hat beim FC Zürich gespielt, im Schweizer Nationalteam und sogar Champions League. Wenn ich ihre Karriere gehabt hätte, müsste ich mir jetzt weniger Sorgen machen", lacht Johannes Tartarotti. Nach kurzer Überlegung verbessert er sich: "Wahrscheinlich gar keine."

Interview: Horst Hötsch