Bundesliga

Jubilar Kainz: "Es würde gut passen, wenn wir Salzburgs Serie beenden"

Erster Hartberger mit 150 Bundesliga-Spielen

Jubilar Kainz: "Es würde gut passen, wenn wir Salzburgs Serie beenden"

Tobias Kainz spielt seine sechste Saison für TSV Hartberg.

Tobias Kainz spielt seine sechste Saison für TSV Hartberg. GEPA pictures/Mario Buehner

Herr Kainz, Sie erreichen am Sonntag im Spiel gegen Salzburg als erster Hartberg-Spieler die Marke von 150 Bundesliga-Spielen. Was bedeutet Ihnen der Klub?

Sehr viel, der Verein ist mir über die Jahre ans Herz gewachsen, es hat vom ersten Tag an super gepasst. Wenn man im Rad drinnen ist, kriegt man solche Dinge gar nicht so mit. Ich hätte es jetzt nicht am Radar gehabt, dass ich als erster Hartberger auf so viele Bundesligaspiele komme. Das ist nicht nur schön für mich, sondern für uns alle, dass wir uns schon so lange in der Bundesliga beweisen können.

Wie sehr war Hartberg nach dem missglückten Irland-Abenteuer ein Anker in Ihrer Karriere?

Es war für mich richtungsweisend, wohin es geht. Ich habe die Chance ergriffen und bin dankbar, dass ich sie gekriegt habe. Das war nicht nur bei mir so. Hartberg ist definitiv ein Klub, der auch für viele andere Spieler zur zweiten Chance geworden ist.

Avdijaj, Horvath, jetzt Prokop - es sind wirklich erstaunlich viele, die ihre Karriere in Hartberg wieder in Schwung gebracht haben. Woran liegt das?

Da gibt es mehrere Facetten. Es liegt zum Teil sicher an den Trainern und an uns als Mannschaft, dass wir solche Spieler gut auffangen, weil wir sie auch so sein lassen, wie sie sind. Wenn ich an Donis Avdijaj denke, der hat sich bei uns richtig wohl gefühlt und hat sich deshalb richtig gut entfalten können. Hartberg bietet eine wertvolle Bühne, aber ich glaube, es liegt auch daran, dass die Spieler verstanden haben, dass es vielleicht ihre letzte Chance ist. Sie sind an einem Punkt angekommen, an dem sie gemerkt haben, dass sie etwas ändern müssen.

Wie war das bei Ihnen, Sie haben sich bisher über Ihre Erfahrungen beim Limerick FC immer sehr bedeckt gehalten?

In Limerick gab es sichere mehrere Umstände, die in mir einen Prozess haben reifen lassen. Ich war davor ein halbes Jahr vereinslos, dann hat sich Limerick ergeben. Ich bin spät hin, habe deshalb nicht gleich gespielt, habe zwei, drei Monate im Hotel gelebt. Ich bin einfach mit ganz anderen Erwartungen dort hin. Ich habe erwartet, dass ich in dieser Liga meine Karriere wieder richtig in Schwung bringen kann, konnte mich aber aus den verschiedensten Gründen nicht so präsentieren, wie ich es von mir gewohnt war. Aber für meine weitere Karriere war auch das wichtig, weil ich meine eigene Einstellung selbstkritisch reflektiert habe. Nach drei, vier Monaten habe ich gewusst, dass ich die falsche Entscheidung getroffen habe, dass es so nicht weiter geht und habe meinen Vertrag aufgelöst. Ich bin dann zu Kapfenberg in die zweite Liga und wollte alles, was ich dort falsch gemacht habe, in Kapfenberg richtig machen. Und bin wieder erfolgreicher geworden.

Sie sind sehr früh nach Holland in die Akademie des SC Heerenveen. Was haben Sie dort gelernt, wovon Sie heute noch profitieren?

Auf persönlicher Ebene sicher sehr viel, mit 16 Jahren ins Ausland zu gehen, hat mich schon geprägt. Ich habe die Selbstständigkeit gelernt, gelernt, sich gegen andere Spieler durchzusetzen, ich bin früh gereift. Was den Fußball betrifft, war die holländische Ausbildung sehr auf Technik basiert, da ist die Grundbasis sicher noch da. Das Passspiel, das ich dort gelernt habe, gehört sicher auch heute zu meinen Stärken.

Ursprünglich kommen Sie aus dem Nachwuchs von Sturm Graz, eine Zeitlang war Hartberg fast eine Sturm-Außenstelle. Zufall?

Viele ehemalige Sturm-Spieler sind schon wieder weg, mit Komposch und Urdl sind aber auch Neue dazu gekommen. Die Steiermark hat eine große Dichte an guten Fußballern, für sie ist die Lage von Hartberg sicher günstig. Mit Hartberg kann man sich als Steirer schon identifizieren, für mich als Feldbacher, der in Graz lebt, ist der Dialekt hier sowieso ein Stück Heimat.

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Mit Trainer Markus Schopp haben Sie auch schon bei Sturm zusammengearbeitet?

Er war Trainer der Amateur-Mannschaft, also habe ich nur ein, zwei Einsätze bei ihm gehabt. Aber in Hartberg haben wir uns schnell gefunden und über Jahre gut zusammengearbeitet. Er hat eine große Spielerkarriere gehabt, aber was er uns beibringt, beschränkt sich nicht auf seine Karriere. Er ist einer der das Spiel sehr liebt, in all seinen Details und kann uns allen deshalb sehr viel mitgeben von seinen Vorstellungen.

Sie sind die sechste Saison in Hartberg, wenn Sie die aktuelle Mannschaft mit früheren vergleichen, wo steht der TSV da?

Heuer hat sich viel getan. Wir haben sehr viele neue Spieler, ältere, die lange da waren, haben den Verein verlassen. Wir sind eine junge, hungrige Truppe, die bereit ist, zu lernen und sich weiterzuentwickeln. In ersten beiden Spielen haben wir nach Führungen noch Punkte liegen gelassen, aber wir haben uns dank leidenschaftlicher Leistungen gut präsentiert. Mit dem Sieg gegen Rapid haben wir gezeigt, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Es schlummert noch viel in Mannschaft und Verein. Das war, als ich gekommen bin, nicht unbedingt absehbar. Aber wir haben schon fünf Jahre in der Bundesliga geschafft und wollen weiter ein Bestandteil der Bundesliga sein.

Sie haben die vielen Änderungen in diesem Sommer angesprochen. Unter anderen hat Dario Tadic den Verein verlassen. Wie sehr bedauert man es als Spieler, wenn langjährige Weggefahren plötzlich nicht mehr da sind?

Es ist schon so, dass das Familiäre in Hartberg eine wichtige Rolle spielt. Es gibt hier einen super Spirit, der wahrscheinlich noch auf die Zeit in der Regionalliga zurückgeht. Es tut schon weh, wenn Spieler, mit denen man viele Erfolge erlebt hat, weggehen. Aber der Fußball ist schnelllebig, schon ist die neue Saison da und du hast nicht groß Zeit, dir darüber den Kopf zu zerbrechen. Was aber die Verdienste von Dario und auch den anderen nicht schmälern soll.

Zu Ihrem 150er bekommen Sie es ausgerechnet mit RB Salzburg zu tun. In zwölf Duellen hat Hartberg einmal einen Punkt geholt. Noch dazu stellen die Salzburger einen neuen Bundesliga-Rekord auf, wenn sie zum 34. Mal ungeschlagen bleiben. Wie groß sind da die Erfolgschancen?

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Natürlich ist es so, dass sie in Salzburg sehr gute Arbeit leisten und sehr gute Spieler haben. Nichtsdestotrotz würde es gut passen, wenn wir sie zum 150er erstmals schlagen und auch ihre Serie beenden können. Ich glaube, dass uns der Sieg gegen Rapid da auch hilft. Man hat gesehen, dass wir rein gehen, um das Spiel zu gewinnen. Deshalb glaube ich, dass mit uns auch gegen Salzburg zu rechnen ist, wenn wir den guten Matchplan, den wir uns im Training zurecht gelegt haben, umsetzen.

Sie haben mit Sangaré und Diakité ja einige Ex-Salzburger in Ihren Reihen, haben auch schon mit Tijani, Diarra oder Camara gespielt. Was zeichnet alle diese Jungs aus?

Grundsätzlich hat Salzburg ein sehr gutes Scouting, die Spieler, die sie finden, haben alle viel Qualität. Alle, die an uns verliehen waren, haben uns richtig weitergeholfen. Dabei ist sicher wieder zum Tragen gekommen, dass wir sehr bodenständig sind und diese Spieler bei uns sehr herzlich aufgenommen werden. Die Chance, dass sie bei uns gleich aufblühen, ist vielleicht größer als anderswo. Für uns ist es cool zu sehen, wie sich unsere Karrieren mit Spielern wie Mo Camara kreuzen. Natürlich hat man auch bei ihm das Talent sofort gesehen. Dass er so einen steilen Weg einschlägt, hätte ich damals aber nicht für möglich gehalten. Aber das spricht für ihn und den Plan der Salzburger.

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