Bundesliga (D)

Kapitän, System, Nachfolger: Endos VfB-Abschied und die Folgen

So reagiert VfB-Trainer Hoeneß

Kapitän, System, Nachfolgekandidaten: Endos Abschied und die Folgen

Sebastian Hoeneß ist "nicht begeistert" von Wataru Endos Abschied, schaut aber nach vorne. Rechts Angelo Stiller, der kaum zu bekommen ist.

Sebastian Hoeneß ist "nicht begeistert" von Wataru Endos Abschied, schaut aber nach vorne. Rechts Angelo Stiller, der kaum zu bekommen ist. imago images (3)

Vor einer Woche hatte Sebastian Hoeneß Wataru Endo einmal mehr ob dessen Qualität und Wichtigkeit in den Himmel gelobt. Endo sei "unser Gesicht, ein absoluter Krieger". Der künftig für Liverpool in den Kampf zieht, was der VfB-Trainer bedauert, aber auch nachvollziehen kann. "Man muss das Ganze differenziert betrachten: Wir haben einen Spieler, der mit 30 die Möglichkeit hat, zu Liverpool in die Premier League zu wechseln und sich seinen Traum zu erfüllen", sagt der Chefcoach, der sich den Versuch, den Japaner umzustimmen, gespart hat. "Es gab relativ wenig Spielraum, von meiner Seite aus etwas zu bewirken oder zu verändern."

Außerdem müsse man auch die Seite des Klubs und des Trainers sehen. "Es gibt aus Vereinssicht wirtschaftliche Komponenten" - eine Basisablöse von rund 20 Millionen Euro, die mit weiteren Boni auf bis zu 25 Millionen ansteigen kann. "Ein wirtschaftlich gutes Paket", so Hoeneß, der in seiner Position gleichwohl "nicht begeistert" ist. Dennoch habe er sich damit abgefunden. "Ich werde nicht das Lamentieren anfangen. Das habe ich auch nach innen gesagt", meint der 41-Jährige. Man bedaure Endos Wechsel, "weil er uns fehlen wird. Trotzdem trauen wir uns zu, dies zumindest kurzfristig zu kompensieren. Ihn eins zu eins zu ersetzen, wird schwierig, aber wir werden es versuchen. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, spätestens wenn die Transferperiode beendet ist, gut aufgestellt zu sein. Wir müssen uns langfristig verstärken."

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Auf den Verlust seines Mittelfeldlenkers beim Saisonstart am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen den VfL Bochum kann der Trainer unterschiedlich reagieren. Taktisch, indem er vom zuletzt bevorzugten 4-2-3-1 auf ein 4-3-3 wechselt. Mit Atakan Karazor als alleinigen Sechser vor der Viererabwehrreihe, dazu rechts Lilian Egloff, der eine ordentliche Vorbereitung absolviert hat, und links Enzo Millot zur Unterstützung des Dreierangriffs. Oder weiterhin in einem 4-2-3-1 mit Egloff oder dem erfahrenen Genki Haraguchi neben Karazor - was mit Blick auf die in den vergangenen Wochen einstudierten Abläufe wahrscheinlich erscheint. "Es gibt Möglichkeiten", so Hoeneß. "Ich habe Ideen im Kopf, die ich aber nicht an die große Glocke hängen will."

Anton winkt Kapitänsamt - Hohe Hürden bei Stiller

Wie man auf Endos Fehlen mittel- und langfristig reagiert, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Die Kapitänsbinde dürfte jedenfalls Waldemar Anton übernehmen, der bereits als Vizekapitän firmierte. Er ist für den 41-Jährigen "der logische Schritt und ein absolut würdiger VfB-Kapitän".

Vermeintliche Nachfolgekandidaten für die Position als solches wurden in den vergangenen Wochen vorausschauend gesichtet und auch auch persönlich unter die Lupe genommen. Darunter zum Beispiel Alexander Prass (22) von Sturm Graz jüngst beim Champions-League-Qualifikationsspiel der Österreicher gegen den PSV Eindhoven. Heiß ist diese Spur nach kicker-Informationen allerdings ebenso wenig wie die zum zuletzt ebenfalls immer wieder genannten Daniel Elfadli (26) vom 1. FC Magdeburg.

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Ein echter Wunschkandidat wäre dagegen Angelo Stiller. Doch der 22-Jährige, der unter Hoeneß beim FC Bayern II und bei der TSG Hoffenheim spielte, würde die finanziellen Möglichkeiten der Schwaben übersteigen. Der U-21-Nationalspieler steht seit Wochen auf der Liste potenzieller Anwärter für einen Platz im VfB-Mittelfeld. Man wollte die Entwicklung abwarten.

Dass sich der Mittelfeldspieler mit Vertrag bis 2025 beim Nachbarn aus Baden unter Trainer Pellegrino Matarazzo mittlerweile zu einem ernsthaften Startelfkandidaten entwickelt hat, hat den Interessen der Schwaben nicht geholfen. Hoffenheim sieht keinen Grund, Stiller abzugeben. Und wenn, dann nur für eine Ablöse, die sich in Richtung eines zweistelligen Millionenbereichs bewegen soll. Nicht zu machen für den VfB, der ungeachtet der Endo-Erlöse keine großen Sprünge machen kann und wie schon bei anderen Transfers des Sommers eine Leihlösung bevorzugen würde.

George Moissidis

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