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Kein Respekt für Zidane: Mbappé und Ribery echauffieren sich

Verbandspräsident Le Graet erhitzt die Gemüter

Kein Respekt für Zidane: Mbappé und Ribery echauffieren sich

Der Präsident für und gegen die Trainer, die Spieler gegen den Präsidenten: Es rumort im französischen Fußball.

Der Präsident für und gegen die Trainer, die Spieler gegen den Präsidenten: Es rumort im französischen Fußball. Getty Images (2)

Nicht mit ihren Sportidolen umgehen zu können, werfen sich vor allem die Deutschen vor. Dieses Phänomen tritt allerdings auch in anderen Ländern auf, so geschehen in diesen Tagen rund um die französische Nationalmannschaft.

Der Rücktritt von Didier Deschamps, Weltmeistertrainer von 2018, war nach dem verlorenen Finale 2022 durchaus im Rahmen des Möglichen, wobei Verbandspräsident Noel Le Graet es dem ehemaligen Mittelfeldspieler nach dem Halbfinal-Einzug selbst überlassen hatte, ob und wie er weitermachen möchte.

Wenn er mich angerufen hätte, wäre ich nicht einmal ans Telefon gegangen.

Verbandspräsident Noel Le Graet über Zinedine Zidane

Währenddessen stand Deschamps' ehemaliger Mitspieler Zinedine Zidane, als Coach schon dreimaliger Champions-League-Sieger mit Real Madrid, in den Startlöchern - ein Luxusproblem. Nicht für Le Graet, der die Vertragsverlängerung von Deschamps herzlich begrüßte. Problematischer wurde es dann wieder, als der 81-jährige Unternehmer dem Kandidaten Zidane ziemlich aktiv keine Träne nachweinte.

"Ich habe ihn nie getroffen. Wenn er mich angerufen hätte, wäre ich nicht einmal ans Telefon gegangen", posaunte Le Graet in einem Radio-Interview bei "RMC Sport". "Es ist mir egal, was er jetzt macht. Das betrifft mich nicht."

Sogar Real Madrid meldet sich zu Wort

Eine derart schroffe Abwiegelung einer der größten französischen Fußballpersönlichkeiten rief schnell andere bekannte Namen aus dem Land des Vizeweltmeisters auf den Plan. "Zidane ist Frankreich. So missachten wir also solch eine Legende", twitterte WM-Torschützenkönig Kylian Mbappé sichtlich empört, während sich der ehemalige Bayern- und Nationalspieler Franck Ribery auf dieser Plattform "amüsiert" zeigte. Nicht im positiven Sinne.

Weltmeister Frankreich 1998

Sommer 1998: Zinedine Zidane, links neben ihm Mitspieler Didier Deschamps, präsentiert Frankreich erstmals den Weltmeister-Pokal. AFP via Getty Images

Auch weitere (Ex-)Spieler wie Djibril Cissé meldeten sich zu Wort, Zidanes ehemaliger Verein Real Madrid verlangt in einer öffentlichen Pressemeldung eine "sofortige Berichtigung".

"Inakzeptabel!", titelte tags darauf Frankreichs größte Sportzeitung "L'Équipe", die französische Sportministerin Amelie Oudea-Castera prangerte "schändlichen Mangel an Respekt" an und forderte sogar eine Entschuldigung des öffentlich ungeliebten Le Graet, gegen den eine Untersuchung wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung läuft.

Am Montag entschuldigte sich Le Graet in einem Statement. Die abwertenden Bemerkungen "entsprechen nicht meinen Gedanken, auch nicht der Wertschätzung für den Spieler und den Trainer, der er ist", so der Präsident. Er gebe aber zu, dass er "ungeschickte Äußerungen getätigt" habe, die "ein Missverständnis geschaffen haben". Einige Stimmen, darunter der französische Amateurfußballverband, forderten nach den Äußerungen den Rücktritt Le Graets.

Zidane, als Spieler dreimaliger Weltfußballer, hatte die französische Nationalmannschaft 1998 im eigenen Land zum ersten WM-Titel geführt, 2000 wurde die Mannschaft um den genialen Spielmacher - und Kapitän Deschamps - zudem Europameister. 2006 bestritt der heute 50-Jährige das letzte Spiel seiner Karriere erneut in einem WM-Finale, das nach seinem Platzverweis wegen des Kopfstoßes gegen Marco Materazzi verloren ging.

nba, mib

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