Kontrolle darüber haben zu wollen, was mit dem eigenen Geld passiert, ist fraglos nachvollziehbar. Doch wo hört Kontrolle auf und fängt Einflussnahme an? Und ist es einfach Schicksal, dass der Niedergang des einst stolzen HSV ausgerechnet 2010 begann, als Kühne einstieg, und dramatisch an Fahrt aufnahm, als er 2016 sein Engagement ausweitete? Kühne ist beileibe nicht der Totengräber, mit seinen bisher rund 100 investierten Millionen hätte sich der Erfolg einstellen können, wenn mit dem Geld vernünftig umgegangen worden wäre.
Doch erst haben seine Finanzspritzen frühere Amtsinhaber unvernünftig gemacht, später hat er aus Verdruss über die Misswirtschaft mit eigenen Beratern Kaderplanungen ohne den damaligen Trainer vorgenommen. Wenn Kühne nun also die Struktur dahingehend verändern wollte dass er künftig 39,9 Prozent der Anteile hätte halten können und außerdem zwei Aufsichtsräte seines Vertrauens platziert hätte, dann hätte sich mit Blick auf das aktuell oftmals peinliche Erscheinungsbild beider Gremien zwar sagen lassen: Schlimmer kann es nicht kommen. Es hätte sich aber auch die Frage gestellt: Was wäre als Nächstes gekommen?
Kein Nährboden für eine fruchtbare Zusammenarbeit
Kühnes Pläne und Überlegungen erschienen Außenstehenden und Ehemaligen wie Felix Magath nachvollziehbar und wie ein letzter Rettungsanker für diesen Verein, der von Selbstzerstörungskräften dominiert und von Suchenden geführt wird. Allein aber der Zeitpunkt sowie die Art und Weise seines Angebots hat Fragen nach der guten Absicht aufgeworfen: Er hatte die Pressemitteilung ohne jede Rücksprache mit den Gremien veröffentlicht, und dies zudem einen Tag vor einer Aufsichtsratssitzung, in der es um wegweisende finanzielle Entscheidungen ging. Dass jede Kritik an den handelnden Personen in Hamburg in diesen Tagen und Wochen angebracht ist, steht völlig außer Frage. Dass es Kühne darum ging, diese mit seinem Vorstoß zu brüskieren, ebenfalls. Es gab keinen Nährboden für eine fruchtbare Zusammenarbeit.
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