Mit breiter Brust und der Gewissheit, auch nach dem jüngsten 4:0 im Derby gegen Köln weiter ungeschlagen zu sein, ging das von Peter Bosz betreute Leverkusen ins Duell mit dem amtierenden Meister Bayern. Und zeigte sich auch vom Start weg: Die Abwehr um die frisch reingeworfenen Tapsoba und Sinkgraven wirkte äußerst stabil, wehrte Flügelangriffe von Coman oder Gnabry ab - und hatte auch das Zentrum und damit Müller sowie Lewandowski im Griff. Der kürzlich zum Weltfußballer gekürte Pole hing so lange Zeit komplett in der Luft, es gab im Grunde keine Abschlusschancen.
Nummer 7! Bayern-Abwehr vergisst Schick
Auf der anderen Seite konnte Bayern-Coach Hansi Flick nur in den ersten Minuten zufrieden sein mit der Defensivarbeit. Denn die aufgebotenen Boateng, Süle, Hernandez & Co., die beim jüngsten 2:1 gegen das bis dato ebenfalls noch niederlagenlose Wolfsburg zum sechsten Mal in Folge mit 0:1 zurückgelegen waren, standen lediglich bis zur 14. Minute stabil. Dann ließen sie sich von einer kurzen Eckballvariante überraschen, an deren Ende Amiri nach innen zum nicht gedeckten Schick flankte. Der Tscheche knallte die Kugel volley links oben ins Netz - Neuer hatte keine Chance. Der FCB kassierte damit zum siebten Mal in Folge in der Bundesliga das 0:1, was einen neuen Vereinsnegativrekord bedeutete.
Lewandowski aus dem Nichts
Das 1:0 stählte die Brust der Werkself nur noch weiter, denn mit dem Vorsprung im Rücken kontrollierte die Bosz-Elf das Spiel. Wirtz kam so beinahe zu einer Großchance (16.), Diaby schoss aus spitzem Winkel (22.) und Schick traf zum 2:0, wurde aber zurückgewunken - Abseits (28.).
Bundesliga, 13. Spieltag
Und München? Da kam lange Zeit sehr wenig, lediglich Alaba und Lewandowski verfehlten mal das Ziel aus aussichtsreicher Lage (21.). Warum es trotzdem mit 1:1 in die Pause ging? Weil Leverkusen einmal erst den Ball nicht gut genug klärte, Müller flanken ließ und im Zentrum Hradecky sowie Tah an der Kugel vorbeisprangen. Lewandowski bedankte sich mit seinem Kopfball ins leere Tor, zugleich sein 16. Saisontor im erst zwölften Einsatz. "Lewy" vergab kurz darauf sogar das mögliche 2:1 (45.+2 und 45.+5).
Müller zeigt sich - Neuer fängt
Diese Szenen kurz vor dem Pausentee verliehen dem Meister auch zum Start von Abschnitt zwei Selbstvertrauen. Die Flick-Schützlinge zeigten sich deutlich mutiger, standen defensiv ordentlich und kamen vor allem über den agilen Müller zu Annäherungen (46.). Auch Lewandowski zeigte sich wieder (55.), fand allerdings kurz vor dem Tor seinen Nebenmann Sané nicht. Auf der anderen Seite war aber auch Bayer weiter willig, wenngleich bis auf einen ordentlichen Amiri-Distanzschuss in Minute 61 wenig in Richtung FCB-Tor gelang.
Die heiße Phase begann dann mit einer Großchance zum Münchner 2:1, doch Gnabrys Flachschuss aus leicht spitzem Winkel kratzte der schnell reagierende Hradecky noch am Pfosten vorbei (67.). Überhaupt wirkten die Münchner, bei denen Trainer Flick im Übrigen den in Abschnitt eins für den verletzten Coman gekommenen Sané nach einigen glücklosen Aktionen für Einwechselspieler Musiala "opferte", in diesen Minuten griffiger, spielfreudiger und besser. Das zeigte sich auch, als der nach wochenlanger Verletzungspause eingewechselte Kimmich gefährlich flankte - nur dann Müller den Ball vor dem einschussbereiten Lewandowski klaute (73.).
Tah-Patzer und Lewandowski-Finale kurz vor Schluss
Es folgte ein feiner Vorstoß, an dessen Ende Sané-Vertreter Musiala zu genau zielte und den rechten Pfosten traf (79.). Das 2:1 für den deutschen Rekordmeister lag in diesen Momenten immer mehr in der Luft. Und tatsächlich sollte es noch fallen, allerdings auf höchst dramatische Weise. Denn als die dreiminütige Nachspielzeit schon fast abgelaufen war, nahm Tah die Kugel schwach an, was Kimmich zur Balleroberung nutzte und Lewandowski bediente. Der Pole schloss links im Strafraum ab, profitierte von einer entscheidenden Berührung von Tapsoba und traf - für Hradecky unhaltbar - zum 2:1. Sekunden vor Schluss schlug der Rekordmeister also noch zu und übernahm selbst Rang 1.
Nach der Winterpause ist Leverkusen, das mit diesem 1:2 gegen München erstmals in dieser Bundesliga-Saison verloren hat, am 2. Januar (15.30 Uhr) in Frankfurt zu Gast. Der FC Bayern empfängt tags darauf (18 Uhr) Mainz - als neuer Spitzenreiter.